Fridays for Future:Klima-Appell an den Freisinger Stadtrat

FREISING: Klima-Demo in der Hauptstrasse

Demokratie, Klimaschutz, Gleichstellung - auch Ideale muss man sich erst mal leisten können: Klima-Demo in Freising im Juni 2020.

(Foto: Johannes Simon)

Wegen massiver Einbußen bei den Steuereinnahmen berät der Finanzausschuss an diesem Montag über den Nachtragshaushalt in der Corona-Krise. Die Fridays for Future-Aktivisten mahnen, umweltgerecht zu investieren.

Von Thilo Schröder, Freising

Erstmals seit mehreren Monaten Zwangspause hat die Freisinger Ortsgruppe von "Fridays for Future" wieder in der Innenstadt demonstriert. An der Unteren Hauptstraße fanden sich am Freitagnachmittag etwa 20 Aktivisten ein, mit Abstand, Mundschutz und griffbereitem Desinfektionsmittel. Ziel der Aktion war es, an die vor den Kommunalwahlen veröffentlichten Klimaforderungen an Stadt und Landkreis zu erinnern, wenige Tage, bevor der Finanzausschuss des Stadtrats an diesem Montag einen Nachtragshaushalt beschließt. Der ist nötig geworden, weil die Stadt in der Corona-Krise mit massiven Einbußen bei den Steuereinnahmen rechnet.

Die Forderungen von "Fridays for Future" drehen sich um Themen wie Mobilität, Energie, Bau- und Stadtplanung, Umwelt- und Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft. Verglichen mit früheren Klimademos am Kriegerdenkmal bot sich ein ungewohntes Bild. Statt vor einer Bühne große Menschenmengen zu versammeln, standen die Aktivisten hinter Absperrbändern am Straßenrand und hielten den Passanten Transparente unter die Nase: "Fassadenbegrünung für sommerliche Abkühlung", "Dämmen spart Energie" und "Leerstand nutzen statt Neuversiegelung" stand da geschrieben. Ein Banner erinnerte an das von Stadt und Landkreis selbst gesetzte Ziel, bis spätestens 2035 klimaneutral zu werden. Vorbeigehende machten Fotos, manche griffen selbst nach bereit stehenden Plakaten und gesellten sich dazu.

Wichtig, dass das Geld "an den richtigen Stellen landet"

"Wir sind heute hier, um klarzumachen, dass wir das Klima nicht vergessen haben und dass wir dem Stadtrat auf die Finger schauen werden", rief Till Reuter durch ein Megafon. Im April hatten die Aktivisten einen offenen Brief an die Kommunalpolitik verfasst, in dem sie anmahnten, die Herausforderungen von Virus- und Klimakrise gleichwertig zu behandeln. Wegen Corona gebe es nun "diverse Finanzierungslücken" im Haushalt, sagte Fanny Wirth, es sei deshalb wichtig, "dass das Geld an den richtigen Stellen landet". Genauso sei der Einzelne gefordert, klimafreundlich zu handeln, sagte Samuel Arndt. "Bei ganz vielen Sachen kann man etwas fürs Klima, aber auch für sich selbst tun" - etwa wenn durch weniger Flugreisen weniger Ultrafeinstaub produziert werde oder wenn man weniger Fleisch konsumiere und damit zugleich die eigene Gesundheit schone.

Auch Wirtschaftszweige müssten sich anpassen, sagte Anke Neumeier. "Die Landwirtschaft in Freising hat ein ganz großes Potenzial, was Klimwandel und -anpassung angeht." Das Erdinger Moos und jeder Acker im Landkreis könnten Kohlenstoffspeicher sein - "das muss man nutzen", etwa durch Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft. Wichtig sei bei allem die Klimagerechtigkeit. Gerade eine wohlhabende Stadt wie Freising müsse da vorangehen, "damit es nicht nur denen gut geht, die genug Geld haben".

Den Kern des Protests brachte Till Reuter zum Ende der einstündigen Veranstaltung auf den Punkt: "Die Leute halten sich bei Corona an die Regeln, weil viele Menschen sterben (...). Jetzt liegt es an uns, den Menschen klarzumachen, dass die Klimakrise genauso tödlich ist."

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