Süddeutsche Zeitung

Abgedreht - Filmkulissen rund um München:Spannende Tätersuche im Schwimmbad

Einige Szenen für für die ZDF-Krimiserie "Der Alte" wurden unter anderem auch im Freisinger Kombibad gedreht. Das "Fresch" wurde zum Beethovenbad und der Pumpenkeller zum düsteren Verlies.

Von Lena Meyer, Freising

Kommissar Richard Voss (Jan Gregor Kemp) beugt sich vor. Sein Gesicht ist ernst. "Kennen Sie diese Frau?" Mit diesen Worten schiebt er ein Bild über den Tresen eines Schwimmbads. Ein Mord ist geschehen - Vergiftung! Und der Mörder arbeitet auch noch im bekannten und beliebten Schwimmbad am Rabenweg 20 - dem "Fresch". Was nach einem fürchterlichen Drama klingt und der Domstadt den Schlaf rauben sollte, ist in Wahrheit die Handlung einer Folge aus der ZDF-Kultserie "Der Alte". Vor drei Jahren wurden Szenen aus einer Episode auch im Freisinger Schwimmbad gedreht - unter anderem im Haupteingang, auf dem dahin führenden Steg und im Pumpenkeller. Warum das Schwimmbad "Fresch" als geeigneter Drehort erwählt wurde, erklärt Aufnahmeleiter der neuen Münchner Fernsehproduktion Stefan Kistler.

Auf der Suche nach einem geeigneten Drehort orientiere man sich an dem Drehbuch, so Stefan Kistler, und versuche, die darin festgehaltenen Vorstellungen umzusetzen. Für manche Drehorte, wie beispielsweise Gefängnisszenen, werden dabei Studiokulissen verwendet. Bei einem Schwimmbad gehe das aber nicht: Zwar könne man auf private Anlagen oder solche der Bundeswehr ausweichen, bemerkt Kistler, doch optisch mache sich ein echtes Bad einfach besser und wirke atmosphärischer. Aus diesem Grund werden von den Drehbuchautoren zwei bis drei Einrichtungen vorgeschlagen, die für einen Dreh in Frage kämen.

Das "Fresch", lobt Kistler, "ist sehr schön". Das jedoch sei nicht ausschlaggebend gewesen, weswegen sich das Fernsehsehteam 2019 für das Freisinger Schwimmbad entschieden hätte. Da das Team in den Münchner Schwimmbädern keine Genehmigung erhielt, musste man sich anderorts umsehen. Auch das Drehen in einem Dachauer Bad stand kurzzeitig im Raum, erklärt Kistler. Die Idee wurde allerdings schnell wieder verworfen: Das Schwimmbad wurde zu der Zeit nämlich umgebaut.

Das Film-Team wurde gut aufgenommen

Für Kistler stand also fest: Wenn schon nicht in München gedreht werden konnte, dann wenigstens im "schönsten und nächsten Bad". Damit war schlussendlich das "Fresch" gemeint. Das Team des Schwimmbads sei dem Dreh gegenüber sehr "offen" gewesen, erinnert sich Kistler, die Mitarbeiter hätten allesamt "Lust drauf" gehabt. Von den Dreharbeiten zieht er ein dementsprechend positives Resümee: Sein Team sei sehr gut von der Crew des Schwimmbads aufgenommen worden und könne sich vorstellen, erneut im "Fresch" zu drehen.

Über das Schwimmbad erhielt das Fernsehteam schließlich eine Drehgenehmigung. Einen Monat zuvor war allerdings ein Regisseur mit seinem Team anwesend, um sich die Gegebenheiten anzusehen und das "Fresch" in die Planung mit einzubeziehen. Bei dieser Besprechung, erklärt Kistler, würden die Anforderungen an das Schwimmbad genannt. Es brauche beispielsweise Bereiche, die "immer frei sind", in denen sich also "keine fremden Leute" aufhalten dürften. Auch Orte, die nach Möglichkeit abgesperrt werden, seien wichtig und müssten vorhanden sein, so Kistler. Denn das Schwimmbad "Fresch" war während der Dreharbeiten weiterhin geöffnet: Für eine komplette Sperrung des Bads, sei das Budget der neuen Münchner Fernsehproduktion zu gering gewesen.

Bei Dreharbeiten in Schwimmbädern muss zudem darauf geachtet werden, die Persönlichkeitsrechte der Gäste zu wahren. In textilfreien Saunabereichen kann aus diesem Grund natürlich nicht gedreht werden. An eine bestimmte Anekdote erinnert sich Kistler nicht mehr, die Dreharbeiten im "Fresch" allerdings seien reibungslos verlaufen: Die Gäste vor Ort hätten Verständnis gezeigt und beispielsweise ihre Lautstärke reduziert. Das sei wichtig für den Schnitt gewesen. Während Hintergrundgeräusche teilweise sogar erwünscht sind, verzerren laute Schreie und Rufe das Tonbild und stören somit. Jedoch hätten "alle mitgearbeitet" und die Dreharbeiten somit erleichtert. Viele Gäste hätten die Arbeiten begeistert und neugierig verfolgt, alle seien aufgeregt gewesen, erklärt Viktoria Klinger von den Freisinger Stadtwerken und vom Schwimmbad "Fresch".

Sie beschreibt die Zeit als ein Highlight. Viele Sender würden anfragen, ob sie in dem Freisinger Bad drehen dürften, die Crew prüfe dann, um welche Produktion es sich handle. Dass aber eine bekannte Serie aus dem ZDF eine Anfrage stellte, sei ein großes Kompliment, sagt Klinger.

Ihr Team bereitete das Schwimmbad auf die Ankunft des etwa 35 köpfigen Filmteams vor. So richtete das "Fresch" beispielsweise eingeschränkte Halteverbote ein, damit ein Teil der am Set benötigten Fahrzeuge einen Parkplatz finden konnten. Auch die Logos und Namenszüge des Schwimmbads wurden überklebt - aus dem "Fresch" wurde somit das fiktive Beethovenbad. Verschiedene Dekorateure hatten dafür gesorgt, das "Fresch" bis zur Unkenntlichkeit zu verändern: Der Pumpenkeller wurde beispielsweise so präpariert, dass er einem Verlies ähnelte. Zwei Wochen hätte die Organisation für den Dreh in Anspruch genommen, erklärt sie: "Man glaubt gar nicht, wie lange es dauert, bis eine Szene gedreht wird."

Komparsen müssen oft ganz viel warten

Dem kann auch Andrea Elshuber zustimmen. Seit Eröffnung des Schwimmbads, also März 2019, arbeitet sie im "Fresch". Für die Dreharbeiten meldete sie sich freiwillig als Komparsin für eine Szene am Empfang, um einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Die Arbeit als Komparsin bestehe allerdings aus "ganz viel warten", erinnert sich Elshuber: Szenen hätten öfter gedreht werden müssen, das hätte mehrere Stunden gedauert. Für etwa zehn Sekunden in einem Film, müsse den ganzen Tag gedreht werden, bestätigt Stefan Kistler. Dennoch sei der Drehtag aufregend gewesen, sagt Elshuber: Es sei spannend gewesen "die Schauspieler selber kennenzulernen."

Am Ende der Episode gab es natürlich das verdiente Happyend: So wurde der Mörder aus dem Schwimmbad von Kommissar Voss abgeführt. Und zwar über den hölzernen Steg, der zum Haupteingang des "Fresch" führt.

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