Naturschutz Rückschlag für Moorschutz-Projekt

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Verloren gegangene Arten wie den Baldrian-Scheckenfalter will der Bund Naturschutz wieder im Freisinger Moos ansiedeln. Ein Fördermittel-Stopp verzögert jedoch die Aufwertung bestehender Flächen.
Verloren gegangene Arten wie den Baldrian-Scheckenfalter will der Bund Naturschutz wieder im Freisinger Moos ansiedeln. Ein Fördermittel-Stopp verzögert jedoch die Aufwertung bestehender Flächen. (Foto: A. & U. Buhani/oh)

Der Bund Naturschutz will im Freisinger Moos Lebensräume für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten erhalten oder wiederherstellen, doch der Freistaat streicht unerwartet das Geld zur Umsetzung wichtiger Maßnahmen.

Von Petra Schnirch, Freising

Wer Naturschutzprojekte umsetzen will, benötigt generell einen langen Atem. Genehmigungsverfahren sind langwierig, die Bürokratie überbordend. Und wenn endlich alles geregelt ist, gibt es vom Freistaat plötzlich kein Geld mehr. Diese Erfahrung macht gerade der Bund Naturschutz in Freising.

Zum Erhalt der Artenvielfalt sollte im Freisinger Moos auf einigen Flächen das Gehölz zurückgedrängt werden. Zulässig sind solche Eingriffe nur bis Ende Februar. Für das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt „Niedermoorverbund Dachauer-Freisinger-Erdinger-Moos“ ist das ein herber Rückschlag, denn dies bedeutet voraussichtlich eine Verzögerung um ein ganzes Jahr.

Der Startschuss für das Vorhaben fiel vor zwei Jahren. Typische Niedermoor-Lebensräume sind im Freisinger Moos noch vorhanden – oft aber sind es nur kleine Inseln. Mit dem Projekt sollen Trittsteine für einen Biotopverbund geschaffen werden. Profitieren sollen davon Arten, die in der Region selten geworden sind. Moorschutz ist gleichzeitig Klimaschutz, weil Moorboden CO₂ speichert.

Bedroht sind aber auch noch vorhandene hochwertige Moorflächen, weil sich Gehölze wie Weiden oder invasive Pflanzen wie die Goldrute dort ausbreiten und viele andere Arten verdrängen. Erhalten werden können diese Lebensräume für Feuchtigkeit liebende Vögel wie die Bekassine oder Schmetterlinge wie Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder Wald-Wiesenvögelchen nur durch Unterhaltsmaßnahmen.

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Mit einem zunächst auf drei Jahre angelegten Projekt will der Bund Naturschutz intakte Moorflächen im Freisinger und Erdinger Moos vernetzen und so auch die Biodiversität fördern. Das Potenzial ist groß.

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Ende des Jahres traf beim Bund Naturschutz jedoch eine Hiobsbotschaft ein. Für solche „Winteranträge“ – das Entfernen von Bäumen und Büschen ist nur in den Wintermonaten erlaubt – sei kein Geld zur Verfügung gestellt worden, teilte die Regierung von Oberbayern am 30. Dezember in einer E-Mail mit. Es sei nicht abzusehen, wie mit bereits vorliegenden Anträgen weiterverfahren werde. Die Behörde verweist auf die angespannte Haushaltslage des Freistaats. Das bayerische Umweltministerium habe nur einige wenige dringliche Maßnahmen bewilligt, darunter sind vor allem Amphibien- und Wiesenbrütervorhaben.

Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz in Freising und Erding, findet für den vorläufigen Förder-Stopp harsche Worte: „Das ist ein Anschlag auf den Naturschutz insgesamt.“ Betroffen seien auch andere Verbände. In diesem Fall geht es um einen Betrag von etwas mehr als 20 000 Euro, wie die für die Landkreise Freising und Erding zuständige Projektmanagerin Violetta Just erklärt. Mit geringem Einsatz könnte hier viel Wirkung erzielt werden, sagt Drobny und beruhigt mögliche Kritiker: „Es wird nirgends ein Kahlschlag gemacht.“

Eigentlich eine staatliche Pflichtaufgabe

Nach zwei Jahren der Vorbereitung hätte es jetzt an die praktische Umsetzung gehen sollen. Eigentlich sei es eine staatliche Pflichtaufgabe, FFH- und Europäische Vogelschutzgebiete in einen guten Zustand zu bringen. Mit den aktuellen Kürzungen aber verzichte der Freistaat auf Naturschutz in Bayern, kritisiert Drobny. Dabei sei das „kein Wunschkonzert“. Der Verlust der Biodiversität sei mit dem Klimawandel „das drängendste Problem der Menschheit“. So aber werde die Rote Liste immer länger.

„Wir haben schon extrem viel Zeit und Geld investiert und wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt Just. Eigentlich sollte der Fokus 2025 auf der praktischen Umsetzung liegen. Selbst wenn in den kommenden Wochen doch noch eine Förderzusage eintreffen sollte: Die Projektmanagerin glaubt nicht, dass sich die Arbeiten dann noch umsetzen ließen, eben weil sie bis Ende Februar abgeschlossen sein müssten.

Aufwendige Umsiedlungsaktion: Bund Naturschutz, im Bild Projektmanagerin Violetta Just, will den Baldrian-Scheckenfalter wieder im Freisinger Moos ansiedeln.
Aufwendige Umsiedlungsaktion: Bund Naturschutz, im Bild Projektmanagerin Violetta Just, will den Baldrian-Scheckenfalter wieder im Freisinger Moos ansiedeln. (Foto: Bund Naturschutz)

Zumindest eine kleine Maßnahme konnten die Naturschützer bereits im vergangenen Jahr angehen. In einer aufwendigen Aktion fingen sie im Viehlassmoos im Landkreis Erding etwa 15 Exemplare des Baldrian-Scheckenfalters und brachten sie auf einer kleinen Fläche im Freisinger Moos aus – geschützt durch ein drei mal zehn Meter großes Netz. Diese seltene Schmetterlingsart war hier Anfang der Neunzigerjahre einem starken Hagelschlag zum Opfer gefallen. Sie lebt in feuchten, offenen Fluren mit Baldrian-Vorkommen. Im Frühsommer wird sich zeigen, ob sie sich hier vermehren konnte. Ziel sei es, diese Art im Freisinger Moos wieder anzusiedeln, sagt Just. In Planung sind auch Grabenabflachungen, um kleine Feuchtbereiche zu schaffen. Auch hier erreiche man mit wenig Geld und wenig Fläche einen großen Effekt, schildert Violetta Just. Ohne Förderung geht es aber auch hier nicht.

Sind keine weiteren praktischen Maßnahmen in diesem Jahr möglich, will sich Violetta Just auf Führungen und den Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit konzentrieren. Für Drobny ist das Vorgehen des Umweltministeriums ein Fall für den Rechnungshof: Zuerst gebe der Staat Geld für Planung und Vorbereitung, dann verweigere er aber den notwendigen Betrag für die Umsetzung. „Er sagt A, aber nicht B“, kritisiert der BN-Geschäftsführer. Der Bund Naturschutz hofft, dass das Niedermoorprojekt in jedem Fall über 2025 hinaus verlängert wird.

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