Süddeutsche Zeitung

Wirtschaftsförderung:Freisinger Mitte fordert weitere Gewerbeflächen

Vor allem für heimische Betriebe, die erweitern wollen, sieht die Stadtratsfraktion großen Bedarf - und kritisiert, dass die Stadt in dieser Hinsicht derzeit wenig zu bieten hat.

Von Petra Schnirch, Freising

Im Stadtgebiet werden dringend weitere Gewerbeflächen benötigt - darauf verweist die Freisinger Mitte. In einem Antrag fordert die Stadtratsfraktion, möglichst rasch kleinere, geeignete Grundstücke ausfindig zu machen. Weitere Flächen sollten langfristig, im Zuge der Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans, berücksichtigt werden. Derzeit stünden keine geeigneten Grundstücke mehr zur Verfügung, sagte Monika Schwind am Dienstag bei einem Pressegespräch. Freisinger Betrieben, die aus Wohngebieten aussiedeln oder sich vergrößern wollten, könne man deshalb nichts anbieten. Der Bedarf sei da, im Liegenschaftsamt gebe es mehrere Anfragen.

Konkrete Flächen, die in Frage kommen könnten, nannte die Freisinger Mitte keine. Damit sollte nach den Vorstellungen der FSM-Fraktion das Stadtplanungsamt befassen. In dem Antrag, der in der Stadtratssitzung am Donnerstag kurz vorgestellt wird, bittet die Gruppierung um "zeitnahe Prüfung", wo weitere Flächen ausgewiesen werden könnten. Dabei sollten auch die Ergebnisse der Unternehmensbefragung berücksichtigt werden, die derzeit stattfindet. Monika Schwind hofft, dass die Auswertung bis zur Sommerpause vorliegt.

Nach "einer breiten Diskussion im Stadtrat" sollten dann rasch Schritte zur Ausweisung der Flächen unternommen werden, so skizziert die FSM die weitere Vorgehensweite. Im Fokus bleiben sollte aber auch die langfristige Entwicklung. Allerdings ist das Ausweisen weiterer Gewerbegebiet im Stadtrat nicht unumstritten.

In der Verwaltung steht das Thema Gewerbe durchaus auf der Agenda. Hans Hölzl aber geht die Suche nicht schnell genug. Wenn bis zum Ende der Amtszeit des aktuellen Stadtrats, wie beabsichtigt, ein neuer Flächennutzungsplan für die weitere Stadtentwicklung vorliegt, werde es noch Jahre dauern, bis ein konkreter Bebauungsplan auf den Weg gebracht ist. Deshalb sei auch eine kurzfristige Lösung erforderlich. Weihenstephaner Start-ups aus dem Gründerzentrum, die nach neuen Räumen suchen, "verlieren wir sonst", sagte FSM-Fraktionsvorsitzender Reinhard Fiedler - und sie kämen auch nicht mehr zurück. Es gehe nicht darum, Industriebetriebe anzusiedeln.

Ideal wäre es, wenn man bestehende Gewerbegebiete um kleinere Flächen erweitern könnte, sagte Hölzl, das wäre am einfachsten und ließe sich schnell umsetzen. Die Stadt habe zu lange gewartet, kritisierte er, "wir können nichts anbieten". Schon vor Jahren hätte man überlegen müssen, wie es weitergehen kann. Das Problem: Die Stadt Freising verfüge selbst über keine geeigneten Grundstücke mehr, diese seien in Privatbesitz, etwa im Gewerbegebiet Attaching oder am Bahnhof.

Positiv bewertet Hölzl die Praxis, dass die Stadt landwirtschaftliche Flächen, die ihr angeboten werden, ankauft. So verfüge sie über Tauschgrundstücke. Ein anderes Thema ist nach seinen Worten der Flächenverbrauch. Durch intelligentes Bauen, etwa mit aufgeständerten Parkplätzen, gebe es aber gute Lösungen, das zeigten aktuelle Beispiele auch in Freising. Klar sei, dass man ein so großes Gewerbegebiet wie in den Clemensängern wohl nicht mehr verwirklichen könne. Große Flächen vorzuhalten, sei auch nicht mehr zeitgemäß, sagte Schwind.

Die Finanzreferentin im Stadtrat betonte, dass es wichtig sei, Betriebe zu halten: wegen der wohnortnahen Arbeits- und Ausbildungsplätze, aber auch wegen der Gewerbesteuer, neben der Einkommensteuer eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen. Freising habe seine Rücklagen aufgebraucht. Alles, was die Stadt "ab jetzt ausgibt, muss über Einnahmen finanziert werden", betonte Schwind. Dabei geht es um keine kleinen Summen: In diesem Jahr rechnet der Kämmerer mit Einkünften von knapp 50 Millionen Euro aus der Einkommensteuer. Die Gewerbesteuer ist deutlich schwieriger zu kalkulieren. 2018 überwiesen die Unternehmen etwa 67 Millionen Euro an die Stadt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5768861
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/flo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.