Foodsharing in Freising:Die Lebensmittel-Retter

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Vor der Mülltonne gerettet: Aus Lebensmitteln, die im Handel aussortiert werden, entstehen neue Gerichte - wie hier beim Verein "Foodsaver München". (Foto: Stephan Rumpf)

Etwa 200 sogenannte "Foodsaver" sorgen in Freising dafür, dass so wenig Essen wie möglich im Mülleimer landet.

Von Laura Dahmer, Freising

Der Apfel hat braune Stellen, das Haltbarkeitsdatum des Joghurts ist gestern abgelaufen. Auch die Paprika sieht schon schrumpelig aus. Schnell kann man da den Drang verspüren, den Mülleimer aufzumachen und die etwas unappetitlich anmutenden Lebensmittel zu entsorgen. Eine andere Möglichkeit: Das Essen, das man selbst nicht mehr essen möchte, an Steffi Klatt und ihre Mitstreiter abgeben. Etwa 200 sogenannte "Foodsaver" setzen sich in Freising dafür ein, dass so wenig Essen wie möglich im Abfall landet. Das gelingt ihnen ganz gut: 26 237 Kilogramm Lebensmittel in 2799 Rettungseinsätzen - so viel wurde bereits vor der Entsorgung gerettet. Am Donnerstag haben die "Foodsaver" das, anlässlich des siebten Geburtstages der Organisation "Foodsharing", gemeinsam gefeiert. Zu Essen gab es, natürlich, gerettetes Essen aus einer Abholung.

Foodsharing-Botschafterin Steffi Klatt kam vor zweieinhalb Jahren nach Freising und fand damals eine sehr gut organisierte Foodsharing-Gemeinschaft vor, wie sie selbst sagt. "Seit 2014 ist Freising Foodsharing-Stadt, also bereits zwei Jahre, nachdem sich Foodsharing gegründet hat", sagt sie. 200 ausgebildete Foodsaver gibt es hier mittlerweile, die eine kleine Ausbildung durchlaufen haben und damit berechtigt sind, bei teilnehmenden Betrieben Essen abzuholen und wiederum mit anderen zu teilen. Laut Klatt haben aktuell etwa 20 Freisinger Betriebe eine Kooperation mit Foodsharing. "Darunter sind Cafés, Supermärkte, Wochen- und Weihnachtsmärkte, auch beim Uferlos kann jedes Mal abgeholt werden."

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Aber nicht nur, wer "Foodsaver" ist, kann Essen retten und weitergeben. Auf foodsharing.de kann per Anmeldung jeder Essenskörbe einstellen und zu anderen in der Nähe Kontakt aufnehmen, die überflüssige Lebensmittel zu verschenken haben. Tatsächlich gibt es in Freising rege Aktivität: Innerhalb eines Tages gehen auf der Webseite etliche Fotos von Essenskörben ein, die von frischem Gemüse über originalverpackte Gummibärchen und Brotaufschnitte bis zu fertig gekochten Gerichten reichen. "Freising ist, was Foodsharing angeht, extrem gut organisiert", meint Klatt, die vorher in Stuttgart gelebt hat und im Vergleich dazu von einem "absoluten Luxusstandard" in Freising spricht. "Jeden Tag wird hier irgendwo Essen abgeholt." Es gebe ein hohes Gruppengefühl, die "Foodsaver" kennen sich untereinander, alle ein bis zwei Monate trifft man sich zum gemeinsamen Kochen. Für Klatt liegt das auch daran, dass die Gemeinschaft mit dem "Fairteiler" an der Hochschulgemeinde Freising einen festen Treffpunkt hat. Den "Fair-Teiler" gibt es seit 2016, dort kann jeder Lebensmittel hinbringen und abholen, die in einem Kühlschrank gelagert werden und sechs Tage in der Woche von 7 Uhr bis 21 Uhr zugänglich sind.

Außerdem veranstalten die "Foodsaver" Bildungsworkshops an Freisinger Grundschulen und halten Vorträge. "Auch viele Erwachsene kennen den Unterschied zwischen Haltbarkeits- und Verbrauchsdatum nicht und schmeißen Zeug weg, was nicht in den Müll gehört", stellt Klatt fest. Die Freisinger Gemeinschaft der Foodsaver und -sharer möchte hier Aufklärung betreiben. "Es muss gesetzliche Wegwerfstopps für Supermärkte geben - ein Großteil des verschwendeten und entsorgten Essens aber wird von Verbrauchern verursacht."

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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