Ungewöhnliche Gäste in Freising:Kraft tanken ohne Fluglärm

Ungewöhnliche Gäste in Freising: Bis zu 16 Waldohreulen haben derzeit ihr Winterquartier auf einem Baum in Attaching. Abends geht es auf Mäusejagd ins Erdinger Moos.

Bis zu 16 Waldohreulen haben derzeit ihr Winterquartier auf einem Baum in Attaching. Abends geht es auf Mäusejagd ins Erdinger Moos.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Stadtteil Attaching haben etwa 16 Waldohreulen auf einem so genannten Ruhebaum ihr Winterquartier bezogen.

Von Alexandra Vettori, Freising

Nicht nur die Bewohner des südöstlichen Ortsteil Attachings freuen sich in diesen Tagen über die Ruhe am nahen Flughafen. Auch ungewöhnliche Gäste haben sich hier eingefunden. Schon seit kurz vor Weihnachten beobachtet Christian Magerl, Freisinger Biologe und Vize-Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Bayern, eine Schar von Waldohreulen, die sich tagsüber in einer alten Lärche am Ortsrand ein Stelldichein gibt. Die Eulenart ist eine der häufigsten in Mitteleuropa.

"Man hat mir von den Eulen berichtet, und tatsächlich sitzen hier zwischen elf und 16 Tiere", erzählt Magerl. Solche Ansammlungen seien nichts Ungewöhnliches, blieben nur meist von Menschen unbemerkt, weil die Tiere sehr gut getarnt sind und sich oft Nadelbäume als Unterschlupf für den Tag aussuchen. Immer wieder aber gibt es Berichte von solchen Ruhebäumen, in denen sich im Winter Eulen sammeln. Magerl kennt Berichte, wonach in früheren Jahrzehnten bis zu 100 versammelte Tieren gezählt wurden. Die Waldohreulen, die derzeit in Attaching ihr Domizil aufgeschlagen haben, stammen laut Magerl wohl aus Skandinavien und dem Baltikum. Die hiesigen Waldohreulen seien relativ standorttreu, "aber wir wissen natürlich nicht, ob sie sich nicht auch mischen. Sie haben ja keine Nummernschilder", so Magerl.

Christian Magerl vermutet, dass die Ruhe am Flughafen die Tiere zum Bleiben motiviert hat

Er vermutet, dass die relative Ruhe am Flughafen die Tiere zum Bleiben motiviert hat. Für die Jagd, vor allem auf Mäuse, brauchen sie weite Wiesen, die finden sie gleich ab dem Attachinger Ortsrand im Erdinger Moos. Bei Einbruch der Dämmerung starten die Tiere ihre Beutezüge, auf die für Eulen typische geräuschlose Art. Weil sie selbst akustische Jäger seien, erklärt Magerl, dürfte die sonstige Lärmkulisse der nahen Start- und Landebahnen eher störend für sie sein. Normalerweise sind Waldohreulen ihren Ruhebäumen viele Jahre lang treu, ob das auch für das Quartier in Attaching gilt, wird sich im nächsten Winter zeigen, wenn vermutlich wieder Normalbetrieb am Flughafen herrscht.

Der Attachinger Eulenbaum ist übrigens nicht der einzige Treff im Landkreis Freising. Magerl erzählt, dass er auf einer Ornithologen-Seite, auf der Vogelbeobachtungen aufgelistet werden, noch einen weiteren gefunden hat. Im Gemeindegebiet Neufahrn, nahe der Ortschaft Giggenhausen, sollen zehn Waldohreulen in einem Baum sitzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: