FDP in Freising:"Unvereinbar mit liberalen Werten"

Wahl des neuen Ministerpräsidenten Thüringen. Wahl des neuen Ministerpräsidenten Thüringen am 05.02.2020 im Thüringer L

Dass der Thüringer FDP-Abgeordnete Thomas Kemmerich mit Hilfe von AfD-Stimmen ins Ministerpräsidentenamt gekommen ist, stößt auch in Freising auf Ärger und Unverständnis.

(Foto: imago images/STAR-MEDIA)

Freisinger Liberale grenzen sich klar von Ereignissen in Thüringen ab.

Von Laura Dahmer, Freising

"Sehr enttäuscht", "ein Desaster": Mit diesen Worten kommentiert Tobias Weiskopf (FDP) die aktuellen Ereignisse in Thüringen. Der 22-Jährige steckt mitten im Wahlkampf, im März will er der neue Freisinger Landrat werden - für die Partei, deren Thüringer Landtagsfraktion seit Mittwochnachmittag im ganzen Land von sich reden macht. Ihr Abgeordneter Thomas Kemmerich hatte völlig überraschend die Wahl zum Ministerpräsidenten gewonnen - mit den Stimmen der AfD. Mittlerweile hat die FDP-Fraktion dort allerdings einen Antrag zur Auflösung des Landtags gestellt, Kemmerich kündigte nach weniger als 24 Stunden seinen Rücktritt an.

Am Donnerstagmorgen äußerte sich der Freisinger Kreisverband der FDP zur Wahl in Thüringen und distanzierte sich von der AfD. Sie sei eine "inakzeptable, illiberale, völkische und rechtsextreme Partei, mit der wir jegliche Zusammenarbeit - auch auf lokaler Ebene - ablehnen und ausschließen." Die Wahl von Kemmerich sehe man "kritisch und mit gespaltener Meinung": Den Jubel einiger Parteikollegen verurteile man ebenso wie Bedrohungen und Anfeindungen. Welche Auswirkungen die Geschehnisse in Thüringen auf die Partei und vor allem den laufenden Kommunalwahlkampf haben werden, ist für Weiskopf und Jens Barschdorf, der für das Oberbürgermeisteramt in Freising kandidiert, noch ungewiss. "Das lenkt von den Kommunalwahlen ab und ist natürlich ärgerlich", sagt Barschdorf.

Barschdorf: "Das ist eben Politik, ich kann damit umgehen und will mich auf Freising konzentrieren"

Wie Weiskopf ist auch er alles andere als erfreut über die Nachrichten aus Thüringen. "Aber am Ende des Tages kann ich nicht ändern, was anderswo passiert. Klar ist das meine Partei - aber das ist eben Politik, ich kann damit umgehen und will mich auf Freising konzentrieren." Wenn ihn in den nächsten Tagen jemand darauf anspreche, werde er die klar ablehnende Position, die er gegenüber einer Zusammenarbeit mit der AfD habe, vertreten.

Ähnlich sieht das Landratskandidat Weiskopf: "Meine Haltung zur AfD ist bekannt." Er betont auch, dass so etwas wie in Thüringen "in Freising undenkbar ist". Was dort passiert sei, sei mit den liberalen Grundwerten unvereinbar. Weiskopf will das Thema in den folgenden Tagen bei Veranstaltungen der Jungen Liberalen ansprechen. Um seine Kritik innerparteilich weiter nach oben zu tragen, fehlten ihm aber einfach die Stellung und das Amt, gibt er zu. Der Freisinger zeigt sich aber froh, dass viele in der FDP eine klare Haltung zeigen: "Ich hänge mich da ganz an Marie-Agnes Strack-Zimmermann." Die FDP-Vizechefin hatte Kemmerich und die Thüringer Fraktion vehement kritisiert und schon unmittelbar nach der Wahl Kemmerichs Rücktritt gefordert.

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