Süddeutsche Zeitung

Fahrradstraße in der Kammergasse:Einfach mal anfangen

Die Kammergasse in Freising könnte zur Fahrradstraße werden, zumindest teilweise. Die Stadt lässt jetzt im Detail prüfen, ob die vorgeschlagene Umgestaltung dieser stark befahrenen Straße möglich ist.

Von Laura Dahmer, Freising

Die Kammergasse soll zur Fahrradstraße werden. Zumindest teilweise. Das hat jetzt der Planungsausschuss entschieden. Es war eine von fünf Lösungsmöglichkeiten, die für die fahrradfreundliche Umgestaltung der Kammergasse zur Auswahl standen. Die Stadt will nun im Detail prüfen, ob sich die neue Straßenregelung umsetzen lässt.

Insgesamt fünf Varianten hatte das Verkehrsplanungsbüro Stadt-Land-Verkehr gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Toponauten und dem Büro Schlothauer und Wauer geprüft. Darunter ein Konzept, das aus der Kammergasse und der Prinz-Ludwig-Straße eine Fahrradstraße machen und den Radfahrern in der Innenstadt viel Raum geben würde. Die anderen Varianten waren da zurückhaltender und reichten von reduzierten Fahrstreifen für Autos bis hin zu Fahrradstraßen auf Teilstücken. All diese Optionen durchliefen die Verkehrsuntersuchungen des Büros Schlothauer und Wauer.

An der Mainburger Straße entsteht künftig ein Knotenpunkt, der sich mit keiner Variante entschärfen lässt

Der Befund: An der Mainburger Straße, im Abschnitt zwischen der Alois-Steinecker-Straße und der General-von-Nagel-Straße, wird ein Knotenpunkt entstehen, den keine der Varianten so recht in den Griff bekommt. Dort soll künftig, im Rahmen einer anderen Maßnahme, eine Fahrspur zugunsten des Radverkehrs wegfallen. Während alle potenziellen Neuregelungen dazu führen, dass sich der Autoverkehr zum Teil verdichtet, prognostiziert einzig die Variante der teilweisen Fahrradstraße mit Einbahnstraßenringen keine völlige Überlastung des Knotenpunkts an der Mainburger Straße.

Die dort geplante Straßenführung sieht aus wie folgt: Es sollen zwei Einbahnstraßenringe an beiden Enden der Kammergasse eingerichtet werden, der Bereich zwischen Prinz-Ludwig-Straße und Parkplatz soll zur Fahrradstraße werden. Für Autos und anderen motorisierten Verkehr wird aus Richtung der Prinz-Ludwig-Straße eine Sackgasse mit Wendemöglichkeit eingerichtet, aus dem letzten Stück bis zum Parkplatz wird ein verkehrsberuhigter Bereich. Die Autos sollen dann über Einbahnstraßen um die neue Fahrradstraße herum geleitet werden. Dafür soll es laut Plan eine neue Verbindungsstraße der Alois-Steinecker-Straße mit der Kammergasse geben - da, wo aktuell der Parkplatz ist. Die Planungsbüros empfahlen deshalb vor allem diese Lösung zur weiteren Planung.

Uneinigkeit im Ausschuss: Die einen wollten die Entscheidung vertagen, die anderen wollten "einfach mal irgendwo anfangen"

Im Planungsausschuss war man sich nicht ganz einig, was man von den dargelegten Informationen halten soll. Karl-Heinz Freitag (Freie Wähler) fand, die Zahlen "sprechen eine eindeutige Sprache". Sein Parteikollege Robert Weller sah das anders: "Zwanzig Minuten hier im Planungsausschuss sind zu wenig Zeit, um die Zahlen wirklich wirken zu lassen." Die 7100 Fahrzeuge, die laut der Berechnungen auf der neu entstehenden Verbindungsstraße zwischen Alois-Steinecker-Straße und Kammergasse fahren würden, kommen ihm zum Beispiel viel vor. "Es bleiben viele Fragen offen, wir müssen uns das noch mal genau anschauen", plädierte Weller. Er befürchtet, dass die empfohlene Variante dann gar nicht mehr so gut aussähe - auch mit Blick auf die Kosten und Folgemaßnahmen. Katrin Stockheim (Freisinger Mitte) hielt dagegen: "Natürlich kommen da Folgemaßnahmen auf uns zu - und das wollen wir doch auch. Wir setzen hier an, um unsere Stadt langsam fahrradfreundlicher zu machen." Ähnlicher Meinung war Charlotte Reitsam (Grüne). Man müsse einfach mal irgendwo anfangen, sagte sie. Die vorgeschlagene Variante genauer zu untersuchen, erscheine ihr dafür der richtige Weg.

Rosemarie Eberhard (Linke) stellte sich auf die Seite von Robert Weller und beantragte eine Vertagung der Entscheidung. Wellers Vorschläge, auch die Untersuchung der Variante, aus der gesamten Kammergasse eine Fahrradstraße zu machen, und Strömungsmodelle in Auftrag zu geben, wurden ebenfalls in die Abstimmung aufgenommen. Am Ende stimmte der Planungsausschuss aber für die empfohlene Variante, die Anträge Eberhards und Wellers prallten ab. In nächster Zeit soll also untersucht werden, ob in einem Teilabschnitt der Kammergasse eine Fahrradstraße entstehen könnte.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2019/lada
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