"Freisinger Fabriken" heißt ein Buch, das der Freisinger Hans Lorenzer 2022 veröffentlicht hat. Das Nachschlagewerk, wie er es nennt, beschäftigt sich mit Fabriken und Werken innerhalb des Stadtgebiets. Manche gibt es heute noch, viele sind verschwunden. Die Freisinger SZ stellt in einem Streifzug durch die Industrialisierung bestehende und aufgegebene Unternehmen vor. Heute: das Sägewerk von Josef Scholbeck (1899 bis heute).
Wer hätte gedacht, dass im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld einst Schiffe konstruiert wurden? Tatsächlich hatte Josef Scholbeck 1912 von der marokkanischen Regierung den Auftrag bekommen, hölzerne Lastkähne zu bauen. Die sollten als Baggerschiffe eingesetzt werden. Die zwanzig Mann starke Belegschaft machte sich ans Werk und baute die Boote zusammen, um sie anschließend wieder auseinanderzunehmen und nach Larache an der marokkanischen Atlantikküste zu schicken. Weil dort niemand imstande war, die Schiffe wieder zusammenzubauen, musste Scholbeck nebst einigen Gesellen selbst dort hinreisen.
Laut Lorenzer hatte der Zimmerer Josef Scholbeck seinen Betrieb 1840 am Unteren Graben gegründet. Seinem Sohn Josef, dem späteren Schiffsbauer, wurde es dort zu eng. Er siedelte mit dem Betrieb 1899 nach Lerchenfeld um. Den Lagerplatz für sein Holz schüttete er mit Kies und Sand auf, damit ihm die damals noch häufigen Hochwasser die Baumstämme nicht wegschwemmten.

Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
1926 wurde der Betrieb um ein Sägewerk erweitert. Damals für Lerchenfeld sicher beeindruckend, stand dort ein großer Portalkran, der das Holz auf dem Lagerplatz deponierte. Elektrisch betriebene Sägen und Fräsen schnitten Balken und Bretter zurecht. Kerngeschäft des Betriebs war damals der Bau von Dachstühlen, insbesondere bei Kirchen in und um Freising.
"Tradition des Handwerks und der Vornamen wurden weitergeführt", schreibt Lorenzer. So übernahm mittlerweile Josef IV. Scholbeck 1967 den Betrieb an der Erdinger Straße. Von 1990 an verlegte sich das Unternehmen ganz auf den Holzhandel, Sägewerk und Zimmerei wurden aufgegeben. Das schaffte Platz für Neubauten und eine Umstrukturierung des Grundstücks. Zur Erdinger Straße hin entstanden Ausstellungsräume für die neuen Produkte.
1993 übernahm Josef V. Scholbeck das Unternehmen. Dieser hielt sich lange in Kanada auf, wobei er dort Hölzer aufkaufte und nach Freising verfrachten ließ. Die Nachfrage nach dem kanadischen Holz war so groß, dass Scholbeck 2001 in Toronto die Firma "Global Wood Canada" gründete.
Seit 1999 werden an der Erdinger Straße Sichtschutzelemente, Spalieren, Pflanzkästen und Gartenhäuser nach Kundenwunsch produziert. Als Zweigbetrieb entstand 2005 die "Parkett-Zentrale". Scholbeck vertreibt von dort aus per Internet Parkettböden, Laminat, Kork und Vinylböden für ganz Deutschland.