Freising: Experten über Wochenmarkt:Zugpferd kann noch stärker werden

Berater haben sich den Freisinger Wochenmarkt angeschaut - und stellen ein gutes Zeugnis aus. Doch sie sehen auch Verbesserungsmöglichkeiten.

K. Vogel

Der Freisinger Wochenmarkt ist sehr gut und ein "wirkungsvolles Zugpferd" für die Innenstadt, aber er könnte noch besser werden. Zu diesem Ergebnis kommen die Mitarbeiter des Beratungsbüros Cima, die den "Grünen Markt" in der Innenstadt im ersten Halbjahr 2010 ausführlich analysiert haben. Die Untersuchung gehört zur neuen Innenstadtkonzeption und wurde den Mitgliedern des Hauptausschusses am Montag präsentiert. In einem nächsten Schritt soll nun die Verwaltung mit den Marktbeschickern ein Konzept erarbeiten, das die Erweiterung und eine Steigerung der Attraktivität zum Ziel hat.

Freising: Experten über Wochenmarkt: Die Anordnung der Marktstände auf dem Freisinger Marienplatz hält die Beratungsfirma Cima noch für verbesserungsfähig. Vor allem aber sollte ein "Ausufern" in die Hauptstraße vermieden werden. Gefordert wird auch die Beseitigung von Engstellen, etwa am Mohrenkopfbrunnen.

Die Anordnung der Marktstände auf dem Freisinger Marienplatz hält die Beratungsfirma Cima noch für verbesserungsfähig. Vor allem aber sollte ein "Ausufern" in die Hauptstraße vermieden werden. Gefordert wird auch die Beseitigung von Engstellen, etwa am Mohrenkopfbrunnen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Cima-Berater haben in ihrer Studie nichts ausgelassen: So wurde das bestehende Angebot an den beiden Markttagen Mittwoch und Samstag analysiert, es wurden die Kunden ebenso befragt wie die Marktbeschicker und am Ende haben die Experten daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abgeleitet. Dabei gehen sie davon aus, dass der Wochenmarkt schon heute eine große Rolle für die Standortqualität der Freisinger Innenstadt spielt. Tatsächlich haben die Untersuchungen unter anderem ergeben, dass der Grüne Markt in Freising entgegen dem bundesweiten Trend insgesamt Kunden gewinnt. Die Wirtschaftskrise und die Konkurrenz durch Discounter, die zunehmend auf Frischeprodukte setzen, haben den Wochenmärkten andernorts in den vergangenen Jahren zum Teil drastische Umsatzeinbrüche beschert.

Zu den Stärken des Marktes in Freising gehört neben der hohen Kontinuität bei den Anbietern vor allem ein sehr hoher Anteil an Stammkunden, der zudem mit dem Angebot ausgesprochen zufrieden ist. So fällt eine Bewertung des Marktes mit einem Notendurchschnitt von 1,7 durch die Beschicker und 1,8 durch die Besucher sehr positiv aus.

Nur knapp die Hälfte der befragten Kunden hat überhaupt Verbesserungsvorschläge vorgebracht. Was den Cima-Experten nicht ganz so gut gefällt, sind allerdings die soziodemografischen Daten des Wochenmarktes: Er wird an beiden Tagen überwiegend von Frauen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren genutzt. Der Anteil der Männer ist samstags doppelt so hoch wie am Mittwoch - nur, um sie geht es gar nicht: Die Berater empfehlen, in Zukunft verstärkt jüngere Zielgruppen anzusprechen und als Kunden zu gewinnen.

Doch die Befragung der Besucher hat weitere interessante Zahlen ergeben. So stammen rund 80 Prozent der Marktbesucher aus der Stadt Freising selber - die meisten von ihnen aus Neustift oder Freising-Nord. Etwa Dreiviertel der Befragten kommen zu Fuß oder mit dem Rad, lediglich für die Besucher aus dem Umland ist das Auto - naturgemäß - das dominierende Verkehrsmittel. An den Wochenenden sind auch Touristen auf dem Markt anzutreffen. Die Mehrheit der Kunden verbindet ihren Marktbesuch mit weiteren Erledigungen in der Innenstadt.

Die am häufigsten gekauften Produkte sind frisches Obst und Gemüse, aber auch tierische Erzeugnisse sowie Blumen und Pflanzen spielen eine wichtige Rolle. Der größte Anteil der Beschicker sind Direktvermarkter, sprich Bauern, die Produkte aus eigenem Anbau verkaufen. Allerdings: Nur jeweils zehn Prozent der Kunden geben an, vor allem regionale oder ökologische Produkte zu kaufen.

Hier haben die Cima-Berater eindeutiges Wachstumspotenzial identifiziert, weil auch die Qualität der Öko-Produkte nicht so hoch eingeschätzt wurde. Außerdem empfehlen sie beispielsweise einen Imbiss oder einen Kaffeestand in den Markt zu integrieren. Das Fehlen derartiger gastronomischer Angebote war bei der Bestandsaufnahme ebenso bemängelt worden, wie fehlende Sitzgelegenheiten, mit denen die Funktion des Marktes als Treffpunkt gesteigert werden könnte.

Auch am Marketingkonzept für den Wochenmarkt hapert es nach Auffassung der Experten: Sie raten unter anderem zu einer eindeutigen Positionierung, etwa über Begriffe wie "regional", "ökologisch", "authentisch". Weitere Werbeideen: Kennenlern-Gutscheine für Neubürger, Empfehlungsgutscheine für Freunde und Bekannte, Imageflyer mit einem Übersichtsplan oder einen gemeinsamen Einkaufsbeutel mit einem Logo des Wochenmarktes sowie eine verbesserte Internet-Präsenz. Speziell bei der Werbung im World Wide Web fanden die Experten Anlass zur Kritik: Denn die meisten Wochenmärkte in der Umgebung sind über Internet-Recherche leichter zu finden als der Freisinger. Und wenn man schon beim "finden" ist: Ein besseres Leitsystem für Besucher und Werbung an den Eingängen zur Stadt gehört ebenfalls zu den Cima-Empfehlungen.

Auch bei der Anordnung der Stände auf dem Marienplatz sind der Cima-Studie zufolge Verbesserungen möglich. Vor allem aber sollte ein "Ausufern" in die Hauptstraße vermieden werden. Denn so sehr die Präsentation der Waren bei der Analyse des Wochenmarkts gelobt wird, so wenig gefallen den Experten die kleineren Stände an den Rändern. Diese würden "eher provisorisch" erscheinen. Empfohlen wird außerdem, rund um den Brunnen breitere Durchgänge zu schaffen. Die Bildung von Sortimentsschwerpunkten und "Spezialistenecken" könnte die Attraktivität des Marktes fördern.

An die Adresse des Stadtrats und der -verwaltung geht der Wunsch der Berater, den barrierefreien Zugang zu dem Markt zu verbessern. Der Belag mit Kopfsteinpflaster passe zwar zum historischen Ambiente, erschwere jedoch "wichtigen Zielgruppen", wie älteren Menschen oder Familien mit Kinderwagen, den Besuch des Marktes. Außerdem sei bei der Befragung der Wunsch nach einer Verbesserung der sanitären Anlagen geäußert worden. Zwischen Marktbeschickern und Gewerbetreibenden in der Innenstadt müsste dagegen ein weiterer Vorschlag der Cima verhandelt werden: Längere Marktzeiten anzubieten und gegebenenfalls die Öffnungszeiten von Markt und Einzelhandel "zum gegenseitigen Nutzen" anzunähern.

Kaum Zweifel gibt es bei alledem übrigens am Standort des Grünen Marktes in Freising: Eine Verlagerung wird von 94 Prozent der Beschicker abgelehnt. Die übrigen sechs Prozent haben sich bei dieser Frage enthalten.

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