„Im Notfall werden wir den Flughafen lahmlegen“, sagte Yvonne Götz, Gewerkschaftssekretärin am Flughafen. Und auch Vertreter der Sicherheitsgesellschaft, der Flugzeugabfertigung, der Enteisung und der Flughafen München GmbH bekundeten während einer Pressekonferenz von Verdi ihre Streikbereitschaft. Die Kommunen beteiligen sich ebenfalls am Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Das Pressegespräch zu den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst hatte der Ortsverein Verdi-Flughafen initiiert.
Die Gewerkschaft fordert von Bund und Kommunen eine Lohnerhöhung von acht Prozent, monatlich mindestens aber 350 Euro mehr, und höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem setzt sich Verdi für drei zusätzliche freie Tage ein, um der hohen Verdichtung der Arbeit etwas entgegenzusetzen. „Diese Forderung ist maximal ein Schmerzensgeld“, bekräftigte Manfred Rinke-Ludwig vom Freisinger Klinikum. Dass die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst Nachholbedarf bei ihren Löhnen hätten, unterstrich Claudia Weber, Geschäftsführerin von Verdi München und Region, sie verwies auf die Inflation und steigende Mieten in den Landkreisen Freising und Erding. Betroffen sind nach Angaben von Götz etwa 9000 Menschen am Flughafen. Dazu kommen die Mitarbeitenden in den verschiedensten Behörden.
Monika Zauner, Personalratsvorsitzende im Freisinger Rathaus, schilderte das Anspruchsdenken der Bürgerinnen und Bürger am Beispiel von zwei Wasserrohrbrüchen. Nach nicht einmal fünf Minuten sei auf ihrem Nachrichten-Messenger bereits die Frage aufgetaucht, ob man schon sagen könne, wann das Wasser wieder laufen werde. Das war nach weniger als einer halben Stunde der Fall. „Die Bürgerinnen und Bürger sollten aber doch wissen, dass Kollegen der Stadtwerke bis spät in die Nacht beziehungsweise in die frühen Morgenstunden gearbeitet haben.“ Eine Anhebung der Vergütung sei deshalb wichtig als Zeichen der Wertschätzung. Denn immer weniger Kolleginnen und Kollegen seien bereit, Bereitschaftsdienste zu leisten. Feierabende, Feiertage und Wochenenden seien ihnen wichtiger.
Weiteres Beispiel ist laut Zauner aktuell die Bewältigung der Anträge auf Briefwahlunterlagen, etwa 2600 pro Tag. Die Lage an den Kindertagesstätten habe sich auch nicht entspannt. „Wir haben das Fachpersonal nicht im Keller versteckt und es wächst auch nicht auf Bäumen“, sagte Zauner. Da helfe alles Demonstrieren nichts. Zwar seien zurzeit alle Ausbildungsplätze in den Tagesstätten besetzt, doch viele junge Menschen wollten den Erziehungsberuf später nicht mehr ausüben, weil die Zeit für die Kinder aufgrund von personellen Engpässen und Elternkonflikten zu kurz komme.
Zauner und Carolin Hofer, Personalratsvorsitzende am Landratsamt, verwiesen auf die generelle Schwierigkeit, Nachwuchs für eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst zu begeistern. „Nicht nur Geld ist wichtig“, betonte Hofer, „sondern auch die Arbeitszeitgestaltung.“ Insbesondere für die „Generation Z“, sagte Zauner, die Wert auf eine „Work-Life-Balance“ lege und an ein hohes Wohlstandsniveau gewohnt sei, sei der öffentliche Dienst aufgrund des Verdienstes wenig attraktiv. Zauner und Hofer stimmen darin überein, dass dieser von den Arbeitgebern schlechtgeredet werde, wenn sie von den leeren Kassen der Kommunen redeten. Doch die Lösung könne nicht sein, dass die Beschäftigten eine fehlgeleitete Finanzpolitik durch Bund und Länder ausgleichen müssten.
Die Auszubildenden in den Kommunen fordern eine Erhöhung ihres Verdienstes um 200 Euro
44 Ausbildende arbeiten derzeit in den Ausbildungsberufen der Stadt. Stellvertretend für diese verlangten Tobias Freiberger und Julia Wagner eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um monatlich 200 Euro. Ein Ausbildungsplatz bei der Stadt sei meist mit einem Wegzug aus der Heimat-Gemeinde verbunden. Das ziehe enorme Kosten für die Miete nach sich.
Sepp Winderl von der Sicherheitsgesellschaft am Flughafen, Riccardo Fröhlich von den Enteisungsdiensten, Steffen Spengler und Tamas Nemeth von der Flugzeugabfertigung klagten alle über fehlendes Personal in zum Teil sicherheitsrelevanten Bereichen des Flughafens. Grund sei der zu geringe Lohn für die harte Arbeit. Neu eingestellte Mitarbeiter seien oft der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig. Das stelle für alle Beteiligten ein Sicherheitsrisiko dar.