Die Zukunft ist jetzt - und wird mancherorts sogar schon 30 Jahre alt. Der 1992 in Freising gegründete Verein "Stadtteilauto e.V." feiert heuer Jubiläum und somit den Erfolg der vergangenen Jahre. Der Grund: Carsharing wird immer beliebter. Immer mehr Leute finden Gefallen daran, ein Auto nur für ein paar Stunden oder Tage zu buchen, anstatt ein eigenes zu betreiben. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer soll laut Carsharing-Bundesverband allein im Jahr 2021 um 18 Prozent gestiegen sein. Das immer noch moderne Konzept ist aktueller denn je. Laut Verkehrsclub Deutschland ersetzt ein Carsharing-Auto acht Personenwagen. Es ist also klimaschonend, die durch Carsharing frei werdenden Stellplätze können beispielsweise zu Grünanlagen umfunktioniert werden - und es ist kostengünstiger als der Besitz eines privaten Autos. Das haben die beiden ehrenamtlichen Carsharing-Vereine Stadtteilauto Freising und das Pendant in der Nachbarstadt, Carsharing Erding e.V., früh genug erkannt und erfolgreiche Konzepte daraus entwickelt.
Anfangs haben ein paar Privatleute einfach ihre Autos getauscht
Alles habe begonnen mit fünf oder sechs Leuten, die untereinander ihre Privatautos getauscht hätten, erzählt Vorstandsmitglied Andreas Fincke von den Freisinger Autoteilern. Weil dies sich aber vor allem versicherungstechnisch als nicht sehr praktikabel erwiesen habe, sei die ganze Sache offiziell gemacht und der Verein Stadtteilauto gegründet worden. Neben mehr Nachhaltigkeit sei das Ziel gewesen, Mobilität zu vernetzen und den finanziellen Part für Fahrerinnen und Fahrer zu verbessern.
Mittlerweile hat der Verein 260 Mitglieder und mehr als 400 Nutzerinnen und Nutzer, darunter auch Firmen- und Vereinsmitgliedschaften. Mit 18 Fahrzeugen in Freising, Neufahrn, Eching und Moosburg sind die Möglichkeiten vielzählig. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Nandlstadt verspricht aktuell Erweiterungen in kleineren Gemeinden. Was der Verein bereits hat, ist eine Partnerschaft mit Flinkster, die es Mitgliedern möglich macht, in anderen Städten die Flinkster-Dienste in Anspruch zu nehmen. Dies nenne man dann Quernutzung, sagt Fincke.
Der Erdinger Carsharing-Verein ist noch sehr viel jünger
Das Carsharing-Konzept ist auch in Erding zu finden, der dortige Verein, Carsharing Erding, ist allerdings noch eine ganze Ecke jünger. Vorsitzender Tobias List erzählt, dass das erste Auto vom Carsharing-Verein in Markt Schwaben übernommen und 2017 dann der eigene Verein gegründet worden sei. Seitdem wachse die Nachfrage stetig. In den vergangenen zwölf Monaten sei die Mitgliederanzahl um 46 Prozent auf 111 Mitglieder gestiegen.
2017 gegründet, hat sich der Erdinger Carsharingverein im Juni 2018 beim Mobilitätstag in der Erdinger Innenstadt einem breiteren Publikum vorgestellt.
(Foto: Renate Schmidt)Vier Autos würden mittlerweile benutzt, was jedoch langsam aber sicher knapp werde. Ein fünftes Auto sei deshalb in Planung, am liebsten ein E-Auto. List betont, dass alle Mitglieder des Vereins aus Überzeugung mitmachten, da sie das Konzept als ökologisch sinnvoll und sehr wichtig für die Klimawende ansehen. Momentan gebe es zu viele Autos, die laut Statistiken im Schnitt nur eine Stunde am Tag bewegt würden. Dies solle durch Carsharing verändert werden.
In beiden Fällen funktioniert das Konzept so: Um die Fahrzeuge des Vereins nutzen zu können, muss man Mitglied werden, zahlt eine Aufnahmegebühr, eine Jahresgebühr und eine einmalige Kaution. Hierbei bieten die Vereine spezifische Ermäßigungen an, Stadtteilauto in Freising sogar für Studentinnen und Studenten. Die Fahrtkosten setzen sich aus Fahrzeugtyp und den gefahrenen Stunden und Kilometern zusammen, welche per GPS beziehungsweise Bordcomputer getrackt werden. Weitere Kosten, die für Benzin oder die Versicherung anfallen, sind bereits inklusive. Über die App oder einen Anruf wird das Fahrzeug reserviert, mit einer Chipkarte und einem Kartenleser in der Frontscheibe wird das Auto auf- oder zugeschlossen und kann somit einfach genutzt werden.
Beide Vereine melden eine Tendenz in Richtung Elektroauto
An den wachsenden Zahlen der Nutzerinnen und Nutzer zeigt sich, dass das Prinzip funktioniert. Beide Vereine planen eine Vergrößerung, beide Vereine orientieren sich immer mehr in Richtung Elektroauto, was das Konzept noch klimaschonender machen und die CO2-Emissionen weiter reduzieren würde. Während Stadtteilauto Freising seit längerer Zeit ein E-Auto und einen Hybrid betreibt und dies als eine positive Erfahrung aufgefasst wird, sieht man bei Carsharing Erding Probleme mit der Infrastruktur. Um ein E-Auto betreiben zu können, werde eine eigene Ladesäule benötigt, die jedoch momentan mit 9000 Euro nicht bezahlbar sei, heißt es da. Da die Stadt die Kosten nicht übernehme, sei vielleicht ein Kooperationspartner die Lösung. Anstrengungen für den Einstieg in E-Mobilität seien auf jeden Fall im Gange.
Zur Feier des 30. Geburtstags plant der Freisinger Verein Stadtteilauto einen offiziellen Festakt am Vormittag des 23. Juli im Freisinger Rathaus und ein Bürgerfest auf dem Marienplatz inklusive Musik und Kinderprogramm bis 16 Uhr.