Süddeutsche Zeitung

Hiobsbotschaft für die Vereine:Freisinger Eishalle ohne Eis

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In der Weihenstephan-Arena in der Luitpoldhalle ist vorerst kein Eislauf möglich, weil die neue Kälteanlage defekt ist. Der SE Freising und der Eiskunstlaufverein fürchten einen Exodus von Kindern und Trainern sowie zusätzliche Kosten.

Von Peter Becker, Freising

Die Hiobsbotschaft hat die Vereine, die im Winter die Freisinger Eishalle für den Wettkampfsport nutzen, schockiert. Sportamtsleiter Herbert Wimmer teilte in einer Email mit, dass sich die Eisaufbereitung wegen einer defekten Kältemaschine bis Ende Oktober verschiebe. Normalweise sollte die Halle demnächst zur Verfügung stehen. Der Sportreferent im Stadtrat, Jürgen Mieskes, wundert sich, warum nicht früher ein Testlauf mit der neuen Eismaschine stattgefunden hat. Für die Vereine ist die Verzögerung eine Katastrophe. Sowohl Bianca Leitenberger, Vorsitzende des Eiskunstlaufvereins, als auch Andreas Sten vom SE Freising, fürchten, dass Spieler, Kinder, Jugendliche oder Trainer zu anderen Vereinen abwandern könnten. Dazu kommen zusätzliche Kosten, die durch Belegung von Eiszeiten bei anderen Vereinen fällig würden - sofern diese überhaupt welche zur Verfügung stellen könnten.

Mieskes sagt, es handele sich um eine "komplett neue Kälteanlage". Aus irgendeinem Grund habe nach deren Einbau kein Testlauf stattgefunden. Wimmer teilte nun mit, dass bei beiden Verdichtern der Anlage ein Lager- und Kurbelwellenschaden festgestellt worden sei. "Die Ersatzteile wurden bestellt und wir hoffen, dass nach der Reparatur die Anlage problemlos startet." Die Freigabe der Eisfläche sei jetzt für Ende Oktober vorgesehen.

Sportreferent muss den Verdacht ausräumen, die Stadt wolle nur Energiekosten sparen

Bei Mieskes haben die Abteilungsleiter ihrem Unmut erst mal telefonisch Luft verschafft. Der Referent für Sport musste auch dem Vorwurf widersprechen, dass die Stadt Freising absichtlich kein Eis produziere, um Energiekosten zu sparen. "Das ist definitiv nicht der Fall", bekräftigt Mieskes. Solange nicht eine höhere Stelle die Aufbereitung von Eis generell untersage, "wird die Stadt Freising Eis bereiten", beteuert er. Bei einem Gespräch an diesem Freitag soll den Betroffenen die Sachlage erläutert werden. Laut Mieskes wird in Erwägung gezogen, den Vereinen Kosten zu ersetzen und andere Vereine in der Umgebung abzutelefonieren, ob es noch freie Eiszeiten gebe.

Bianca Leitenberger hat diese Nachricht hart getroffen. "Das ist sehr, sehr schlecht", sagt sie. Die Wettkampfsaison starte bald und es fehle dann ein ganzer Monat Training. Ohnedies, moniert sie, sei Freising mit der Aufbereitung des Eises später dran, als dies bei anderen Vereinen üblich sei. Laut Leitenberger nehmen im Eiskunstlaufverein regelmäßig 80 Personen am normalen Betrieb teil. Dazu kommen etwa 120 Anmeldungen für die Kurse - und finanzielle Aspekte wie der Ausfall der Honorare für die Trainer. Sie selber müsse als hauptamtliche Trainerin auf 1600 Euro im Monat verzichten, erklärt Leitenberger, andere Übungsleiter auf 400 bis 500 Euro. Eine Trainerin sei schon nach Landshut abgewandert. Sie glaube nicht, dass diese im November zurückkehre. Viele Kinder würden auch nach Pfaffenhofen wechseln, weil es dort schon im September Eis gebe.

"Das ist fast der Supergau", heißt es beim SE Freising

Andreas Sten, stellvertretender Abteilungsleiter der Eishockey-Abteilung des SE Freising, sieht gar den Bestand der Black Bears gefährdet. "Das ist fast der Supergau", beschreibt er die Situation. Grund dafür ist auch die Frustration der vielen ehrenamtlichen Helfer. "Die Menschen verlieren die Motivation", klagt er. Sie opferten ja einen Teil ihrer Freizeit. Trainingspläne seien ausgearbeitet, Spieltermine mit anderen Mannschaften ausgemacht worden. Das alles bringt die Verzögerung der Eisaufbereitung nun ins Wanken. Sechs Mannschaften hat der SE Freising im Spielbetrieb. "Jetzt müssen wir alles über den Haufen werfen."

Sten fürchtet, dass der späte Trainingsbeginn sich vor allem bei den Kindern und Jugendlichen niederschlägt. Vergangenes Wochenende waren die Kinder in Tschechien beim Trainieren. Jeder Tag, an dem der Nachwuchs wieder auf den Schlittschuhen und auf dem Eis stehe, sei wichtig. Der SE Freising bemüht sich jetzt, Eiszeiten bei anderen Mannschaften zu bekommen. Das geht ins Geld. Sten rechnet mit Mehrausgaben von bis zu 4000 Euro im Monat, die nicht einkalkuliert seien. "Das braucht erst wieder erwirtschaften." Eine Kompensation der Ausgaben, wie von Mieskes angedeutet, wäre nicht schlecht, denkt Sten.

Bei den Black Bears müssen auch die Eltern beschwichtigt werden

Wie der Sportreferent der Stadt die Abteilungsleiter beschwichtigen musste, so hatte Sten die Wogen der Emotionen bei den aufgebrachten Eltern zu glätten. "Die sind verunsichert", beschreibt er die Lage. Sie fragten sich, ob es in diesem Winter in Freising überhaupt Eis gebe. "Ein absolutes Desaster" wäre es laut Sten, wenn viele Eltern die Wechselfristen im Jugendbereich nutzen und ihre Kinder bei anderen Vereinen anmelden würden. "Dann können wir die Eishalle zusperren." Der Verein wäre dann um die Arbeit vieler Jahre gebracht.

Stolz verweist Sten auf die U 13 des SEF Freising, die in dieser Saison in der Landesliga spiele. Sten sagt, dass die Black Bears überdies in Konkurrenz mit einigen anderen, größeren Eishockeyvereinen aus der Region, wie Pfaffenhofen, Ingolstadt, Erding oder Landshut steht. Da müsse man Kindern und Eltern schon etwas Besonderes bieten, um sie an den SE Freising zu binden. Ob der Spielbetrieb so aufrecht zu erhalten ist, weiß Sten nicht. Es könnte natürlich bei den Mannschaften das Heimrecht getauscht werden. Doch da müsse erst der Verband mitspielen.

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