Freising:Eine Chance für die Stadtwerke

Atomausstieg kann das Unternehmen nach Einschätzung von Leiter Andreas Voigt von großen Erzeugern unabhängig machen

Birgit Goormann-Prugger

Freising - Die Freisinger Stadtwerke haben einen neuen Kunden gewonnen - beziehungsweise wieder zurückgewinnen können. Andreas Henze, Sprecher des Freisinger Bündnisses für den Atomausstieg (Büfa), hat bei der Mahnwache am Montagabend am Marienplatz angekündigt, wieder Strom der Freisinger Stadtwerke zu beziehen. Weil er keinen Atomstrom verbrauchen wollte, hatte er sich einen anderen Stromanbieter gesucht. Die Kooperationsbereitschaft der Freisinger Stadtwerke in dieser Sache habe ihn jedoch dazu veranlasst, seine Entscheidung zu revidieren.

Das freut natürlich den Freisinger Stadtwerkeleiter Andreas Voigt, der am Montag als offizieller Redner bei der Büfa-Mahnwache erschienen war und den Teilnehmern versicherte, die Sache des Bündnisses auch weiterhin zu unterstützen. Und das, so Andreas Henze, habe Stadtwerkeleiter Voigt auch schon vor dem Atomunfall von Fukushima getan. Erste Gespräche darüber, wie die Stadtwerke auf Atomstrom verzichten könnten, hätten schließlich bereits im Herbst 2010 stattgefunden. Als kleine Anerkennung dafür überreichte Henze dem Freisinger Stadtwerkeleiter einen Sticker mit der bekannten Aufschrift "Atomkraft, nein Danke".

Voigt sagte bei der Mahnwache, die einst weit verbreitete Ansicht, Atomstrom sei eine billige und vor allem saubere Sache, habe nach dem Unglück von Fukushima eindeutig "Risse bekommen". Innerhalb von nur 25 Jahren habe es zwei folgenschwere Unfälle in Atomkraftwerken gegeben, dass müsse zu denken geben. Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), zu dem die Freisinger Stadtwerke gehören, habe sich dafür ausgesprochen, den Ausstieg aus der Kernenergie bis spätestens 2020 zu absolvieren. Der VKU appelliere zudem an die Bundesregierung, kleineren Stadtwerken Anreize für die Eigenerzeugung zu bieten. Nach den ersten Gesprächen mit dem Freisinger Bündnis für den Atomausstieg sei auch bei ihm "etwas passiert", sagte Voigt weiter. Er habe erkannt, dass der Verzicht auf Atomstrom für die Freisinger Stadtwerke auch die Chance bieten könne, sich von den vier großen Erzeugern in Deutschland unabhängiger zu machen und den Einstieg in die Eigenerzeugung zu schaffen.

In einem ersten Schritt hätten die Freisinger Stadtwerke nun Anfang 2011 den Ankauf von Atomstrom gestoppt und seien zu fossilen Techniken gewechselt, "was technisch nicht anders ging", so Voigt. Um den CO2-Ausstoß langfristig jedoch nicht weiter zu erhöhen, soll auch das 2012 anders werden. Die Stromerzeugung durch fossile Brennstoffe solle dann durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt werden. Das gelinge den Freisinger Stadtwerken unter anderem durch die Beteiligung an zwei Windparks.

Das Freisinger Bündnis für den Atomausstieg will die wöchentlichen Mahnwachen bis zum 11. Juli fortsetzen und diese dann mit einem großen Fest im Lerchenfelder Bräuhaus abschließen. Danach sollen die Veranstaltungen nur noch einmal im Monat stattfinden. Als Redner für den 1. August hat Andreas Henze bereits den Freisinger Oberbürgermeister Dieter Thalhammer verpflichten können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: