Freising:Ein Netz für Radler

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Arbeitskreis legt nach umfangreichen Recherchen ein Konzept vor, das die Radwege in der Stadt in Haupt- und Nebenrouten einteilt. Schüler beklagen mangelnde Sicherheit

Kerstin Vogel

Einen Grundschüler gibt es in Freising, der nimmt die Sache mit dem Radfahren locker: "Es gibt keine gefährlichen Gefahren für mich", ließ er bei einer Befragung durch den Freisinger Arbeitskreis Radwege ganz selbstbewusst wissen, doch nicht alle Jugendlichen in Freising teilen seinen Optimismus. So gaben beispielsweise 72 Prozent aller Schülerinnen und Schüler des Camerloher-Gymnasiums an, täglich mit dem Rad in die Schule zu fahren. 41 Prozent aber beklagten das Fehlen eines sicheren Radwegs.

Sie nannten auf ihren speziellen Routen vor allem die Karlwirtkreuzung und den Verlauf der Wippenhausener Straße als Gefahrenpunkte. Die Realschüler dagegen fühlen sich an der Apothekerkreuzung und den Mainburger Berg entlang auf ihren Fahrrädern besonders gefährdet. Hier besteht für die Stadt also auf jeden Fall Handlungsbedarf. "Bereits ertüchtigt" ist laut Christian Fahnberg vom Büro Ingevost dagegen die Vöttinger Straße, über die das Universitätsgelände in Weihenstephan für Radler erschlossen wird. Dort wurde vor einigen Jahren ein Schutzstreifen angelegt, der den Verkehr verlangsamt und das Radeln sicherer macht, wie Michael Ertl, stellvertretender Dienststellenleiter der Freisinger Polizei, bestätigt.

Diese Schutzstreifen gibt es außerdem schon an der Falken- und Haggertystraße - und auch an der Ismaninger Straße, die wie die Vöttinger Straße zu den Haupt-Radl-Routen in der Stadt zählt. Denn inzwischen haben die von der Stadt beauftragten Planer eine "Netzhierarchie" für die von den Freisinger Fahrradfahrern genutzten Routen erarbeitet - unter anderem aus den Daten, die mit der Befragung der Schüler erhoben wurden. Basierend auf einem Beschluss des Planungsausschusses aus dem Jahr 2009 war zunächst ein "Runder Tisch" etabliert worden, dessen Aufgabe es sein sollte, das Radwegekonzept der Stadt aus dem Jahr 2002 zu überprüfen und weiter zu entwickeln. Sieben Mal hat dieser Arbeitskreis inzwischen getagt und sich neben der Schulwegsicherheit beispielsweise auch mit der Darstellung von Gefahren- und Schwachstellen befasst.

Ergebnis ist unter anderem ein so genanntes "Radverkehrsprognosenetz", das Fahnberg dem Planungsausschuss in der vergangenen Woche vorgestellt hat. Es teilt die Fahrradwege in der Domstadt in Haupt - und Nebenrouten für den Alltagsverkehr sowie ergänzende touristische Routen ein. Zu den Hauptrouten zählen neben den bereits genannten beispielsweise auch die Rotkreuzstraße, die nicht nur die Realschule sondern auch das Krankenhaus für Fahrradfahrer erschließt, oder die Isarstraße nach Lerchenfeld, wobei die Radfahrer hier offenbar auch oft auf die weniger gefährlich erscheinenden Nebenrouten ausweichen, wie Fahnberg sagte.

Wenig überraschend haben auch die eingehenden Untersuchungen des Radwegenetzes ergeben, dass die beiden Isarquerungen für die Anbindung des größten Stadtteils Lerchenfeld eigentlich zu wenig sind. Da allerdings zeichnet sich dank einer am gleichen Tag im Planungsausschuss gefällten Entscheidung bereits eine Lösung ab: In absehbarer Zeit wird es auf Höhe der Luitpoldanlage und vom Seilerbrückl zur Savoyer Au zwei neue Stege über die Isar geben, die schon deshalb als sicher gelten können, weil sie überhaupt nur von Fußgängern und Radlern genutzt werden können.

Die anderen Erkenntnisse aus dem Prognosenetzplan sollen laut Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher jetzt in das Stadtentwicklungskonzept einfließen. "Beeindruckt" zeigte sich Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn von dem Werk. Er äußerte die Hoffnung, dass man darauf jetzt ein vernünftiges Maßnahmenkonzept aufbauen könne, sparte allerdings auch nicht an Kritik: "Wir planen und erheben und planen und erheben", monierte er: "Irgendwann aber erwartet der Bürger auch mal Maßnahmen."

© SZ vom 18.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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