Manfred Mayerle:Ein Künstler sieht rot

Die ausgeblichenen Latten am Steincenter werden ausgetauscht. Manfred Mayerle hofft, dass nun der richtige Farbton getroffen wird. Denn das falsche Rot kann zumindest einen Künstler tatsächlich auch ein bisschen unglücklich machen.

Von Kerstin Vogel

Eine Rose ist eine Rose - aber ihre klassische Farbe ist natürlich nicht einfach nur rot. Es gibt Scharlachrot, Zinnoberrot, Feuerrot, Mittelrot, Blutrot, Karminrot, Purpurrot, Weinrot und diverse weitere Spielarten - und das falsche Rot kann zumindest einen Künstler tatsächlich auch ein bisschen unglücklich machen. So geschehen bei der viel diskutierten Fassade des neuen Steincenters im Norden der Stadt. Völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Rot-Ton, der für die dort in lustigem Durcheinander angebrachten PVC-Profil-Latten gewählt wurde, den kreativen Kopf dahinter gar nicht zufriedengestellt.

Er hätte sich da einen "ergrauten Rot-Ton" gewünscht, "eher einen Architekturton, als einen Plastikton", sagte der renommierte Münchner Künstler Manfred Mayerle am Mittwoch im Planungsausschuss der Stadt. Glänzend wäre es außerdem schöner als matt, "um einen besseren Gegensatz zur matten Betonwand zu schaffen", das ergab dann noch eine investigative Nachfrage von Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer. Der ist Architekt und als solcher auch mit Planungen im neuen Wohngebiet Steinpark befasst, kann die Fassade des Einkaufscenters also mit einem gewissen Expertenwissen beurteilen.

Manfred Mayerle: Nach nicht einmal zwei Jahren hat die Fassade des Steincenters an Farbe verloren, die Latten werden nun ausgetauscht.

Nach nicht einmal zwei Jahren hat die Fassade des Steincenters an Farbe verloren, die Latten werden nun ausgetauscht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Sehr gut trifft es sich angesichts dieser Befindlichkeiten, dass die Fassade nun, nicht einmal zwei Jahre nach der Eröffnung des Steincenters, komplett erneuert werden muss. Denn kaum zu übersehen, zeigen die insgesamt fast 14 Kilometer an Plastiklatten an manchen Stellen nicht einmal mehr das ursprüngliche, wenn auch ungeliebte Rot. Dummerweise sind sie jedoch nicht wünschenswert ergraut, sondern schlicht von der Sonne ausgebleicht - und das wiederum hat wohl die Firma zu verantworten, die damals das Plastik hergestellt hat. Offenbar hatte der zuständige Plastikmischer den Kopf nicht so recht frei, war ein bisschen unkonzentriert oder hatte schlicht die Rezeptur nicht richtig gelesen, jedenfalls wurde vergessen, der Masse vor ihrer Verwandlung in Latten ein UV-Substrat beizugeben, das die Farbe lichtfest gemacht hätte.

Für die Firma ist das nur bedingt lustig, weil sich der Schaden auf mehr als eine halbe Million Euro summiert und ein außergerichtlicher Vergleich nun vorsieht, dass die ganzen 14 Kilometer - Lattenfeld für Lattenfeld - ausgetauscht werden müssen.

Von März bis Mai wird das im kommenden Jahr dauern; und Künstler Mayerle kann es eigentlich kaum erwarten. Fast sei er ein bisschen froh über diesen Schaden, gestand er leicht verschämt im Ausschuss, denn es sei von Anfang die Frage gewesen, ob Plastik hier wirklich das richtige Material sei. Nun habe man die Antwort, nämlich Nein, weshalb für die neuen Latten Alu verwendet werde. Viel besser sei das, "weil man hier die Farbe besser fein einstellen kann". Nun ist Aluminium selber eher silbrig-weiß, so dass die Schlüsselrolle dieses Mal statt dem Plastikmischer wohl dem Mischer der richtigen Aluminiumfarbe zukommen wird. Bitte unbedingt dran denken: für die Zufriedenheit des Künstlers ein bisschen Grau in den Rot-Ton mischen. Für alle anderen künftigen Betrachter: den Sonnenschutz nicht vergessen.

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