Ehrenamtskarte im Landkreis:Die Vorteile sind überschaubar

Ehrenamtskarte im Landkreis: 2013 wurden im Asamsaal in Freising die ersten Ehrenamtskarten ausgegeben. Inzwischen hört man nur noch wenig von der Karte, die Vorteile bleiben überschaubar.

2013 wurden im Asamsaal in Freising die ersten Ehrenamtskarten ausgegeben. Inzwischen hört man nur noch wenig von der Karte, die Vorteile bleiben überschaubar.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Landkreis sind bisher 2758 Ehrenamtskarten ausgegeben worden, die meisten für die Feuerwehren, im Treffpunkt Ehrenamt gibt es dagegen kaum Nachfragen. Viele Gemeinden gewähren nach wie vor keine Vergünstigungen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Vor gut sieben Jahren, im Dezember 2012, ist die Ehrenamtskarte im Landkreis eingeführt worden. Mit ihr wollte der damalige Landrat Michael Schwaiger ein Zeichen setzen. Wer sich für das Gemeinwohl engagiert, sollte endlich auch eine Anerkennung bekommen. Schwaiger sprach damals von "interessanten Vergünstigungen". Inzwischen hört man nur noch wenig von der Karte. Beim Treffpunkt Ehrenamt der Stadt Freising zumindest ist sie nicht wirklich ein Thema, sagt Leiterin Johanna Sticksel. "Im Jahr gibt es nur etwa zwei bis drei Leute, die danach fragen, besonders bekannt ist sie wohl nicht."

Seit 2013 sind insgesamt 2 758 Ehrenamtskarten für den Landkreis Freising ausgehändigt worden, davon 897 goldene und 1 861 blaue, berichtet Landratsamtssprecher Robert Stangl. "Die Karten sollen ein Zeichen der Würdigung und zugleich ein Anreiz für andere sein, sich ehrenamtlich zu engagieren." Die Voraussetzungen, eine solche Karte zu bekommen, sind relativ hoch: Die blaue Vorteilskarte erhält, wer unentgeltlich mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr im Dienst der Allgemeinheit unterwegs ist. Und das über einen Mindestzeitraum von zwei Jahren. Die goldene bekommen diejenigen, die sich mit gleichem Aufwand seit mindestens 25 Jahren engagieren.

Die Vergünstigung des Fresch ist für Feuerwehrmann Wöhrl eine der wenigen attraktiven Angebote

Florian Wöhrl ist Besitzer einer dieser goldenen Karten. Er ist seit fast 28 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Freising aktiv. Früher, so berichtet er, habe er die Karte kaum genutzt. Mittlerweile aber nimmt er sie immer mit, wenn er das Freisinger Schwimmbad Fresch besucht, dann nämlich muss er nur den ermäßigten Eintritt bezahlen. "Das ist für mich eines der wenigen Angebote, die attraktiv sind", sagt er. Nach anderen Vergünstigungen für Kartenbesitzer suche er in der Liste der Akzeptanzstellen kaum. "Auch, da diese wohl nicht besonders häufig aktualisiert wird." 47 Akzeptanzstellen im gesamten Landkreis finden sich derzeit auf dieser. Neben Rabattangeboten von Apotheken, einem Musikgeschäft und einem Teeladen gibt es Motorsägen, Matratzen und Autoersatzteile zu einem günstigeren Preis und Nachlässe für Massagen, Entspannungs- und Tanzkurse und für VHS-Veranstaltungen.

Das sei alles zwar nett, sagt Florian Wöhrl. Aber eigentlich würde er sich wünschen, dass sich auch die Kommunen bei der Wertschätzung des Ehrenamtes mehr einbringen. "Das sollte nicht da aufhören, wo es Geld kostet", meint er. Tatsächlich beteiligen sich derzeit neben den Städten Freising und Moosburg nur Allershausen, Au, Gammelsdorf, Rudelzhausen, Paunzhausen, Hallbergmoos, Eching und Neufahrn. Sie gewähren beispielsweise vergünstigte Eintritte für Museen, Theater, Schwimmbad oder Eisstadion.

Erst seit zwei Jahren werden vermehrt Anträge gestellt

Unumstritten war die Ehrenamtskarte nie: Ein Dutzend Landkreisgemeinden lehnte die Einführung ursprünglich sogar ab. Begründet wurde das damals mit einem viel zu großen bürokratischen Aufwand. Auch wurde die Karte zu Beginn nur sehr zögerlich nachgefragt. Bis 2017 gingen pro Jahr 150 bis 200 Anträge ein, heißt es aus dem Landratsamt. Erst seit zwei Jahren werden vermehrt Anträge gestellt: 2018 waren es 325, 2019 dann schon 475 und in diesem Jahr gab es bereits 75 Antragsteller. Der Großteil der Karteninhaber ist übrigens männlich. "2159 männliche stehen 599 weiblichen Inhabern der Ehrenamtskarte gegenüber", sagt Robert Stangl. Verwunderlich ist das nicht, denn 70 Prozent der beantragten Karten kommen von den Freiwilligen Feuerwehren und das in Form von Sammelanträgen. Etwa 20 Prozent beantragen freiwillige Helfer vom Bayerischen Roten Kreuz und Technischem Hilfswerk, die restlichen zehn Prozent engagieren sich in Sportvereinen und Wohlfahrtsverbänden.

Einige der beim Treffpunkt Ehrenamt Engagierten hätten die Karte zwar gerne, haben dafür aber nicht die erforderlichen Stunden an freiwilliger Arbeit, erzählt Johanna Sticksel. Dank und Wertschätzung des Ehrenamtes aber seien wichtig, betont sie. "Wir veranstalten beispielsweise einmal im Jahr einen Dankesabend."

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Johanna Sticksel, Leiterin des Treffpunkts Ehrenamt, freut sich darüber, dass viele Freisinger in Vereinen und Initiativen aktiv sind. In einigen Bereichen gibt es allerdings noch Bedarf, etwa tagsüber bei der Feuerwehr

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