Mobilität in Eching:"Das Bewusstsein muss sich noch ändern"

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SPD-Gemeinderat Herbert Hahner listet auf, wo es in der Gemeinde bei Bus und Bahn noch hakt. Auch die Bürger sind nach seiner Auffassung gefordert: Sie sollten umdenken, was das Auto angeht.

Interview von Klaus Bachhuber, Eching

Unter dem Titel "Bus für lau - und alle fahren Auto" hat die SPD in Eching am Freitag über Mobilitätskonzepte und den öffentlichen Personennahverkehr diskutiert. Der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (SPD) berichtete dabei über die Pioniertat der Stadt, das örtliche Bussystem gratis anzubieten. Die SZ sprach mit SPD-Gemeinderat Herbert Hahner über die Erkenntnisse des Abends und die Pläne der SPD für Eching.

SZ: Trifft das Thema des Abends auf Pfaffenhofen zu? Fahren dort trotz Gratis-Bussen "alle Auto"?

Hahner: Das war von uns ein provokanter Titel, in Pfaffenhofen ist es nicht so. Dort hatten die Stadtbusse vorher etwa 1000 Fahrgäste, das ist auf etwa 2300 gestiegen, seit er gratis ist. Es hat sich also etwas getan. Dazu wurden freilich nicht nur die Preise runtergesetzt, sondern auch die Linienführung umgestaltet, die Taktfrequenz erhöht. Niemand hat dort nach Worten des Bürgermeisters weiter als 300 Meter zu laufen bis zur nächsten Haltestelle. Trotzdem gibt's immer noch ganz, ganz viel Autoverkehr.

An den MVV-Tarifen kann der Gemeinderat in Eching nichts ändern. Was sind Ihre konkreten Erkenntnisse des Abends?

Zum einen sieht man, dass der Preis nur ein Mosaikstein ist. Da muss vieles andere dazukommen: passende Linienführung, entsprechende Taktfrequenzen, annehmbare Haltestellen. Und es muss sich vor allem auch ein Stück weit im Bewusstsein verankern, dass der öffentliche Nahverkehr da ist, dass er schneller und billiger ist als das Auto. In Pfaffenhofen bemüht man sich etwa parallel, die Innenstadt gezielt von Autos freizuhalten. Es reden ja alle querbeet vom Klimaschutz, aber die Zulassungszahlen steigen gerade bei den SUVs und nicht bei kleinen Wagen. Das zeigt doch, dass am Bewusstsein noch einiges zu ändern ist. Was für Eching beim MVV sinnvoll wäre, ist ein Ringschluss des Busses zur U-Bahn bei der TU in Garching. Diese Linie 690 ist für Eching jetzt unattraktiv, wenn ich von Eching nach Garching, etwa fünf Kilometer, mehr als eine halbe Stunde brauche. Ein Expressbus im 20-Minuten-Takt und im Ringschluss würde uns sehr helfen. Der Expressbus aus Allershausen über Eching zur U 6 ist sehr gut, aber der fährt nur alle Schaltjahre, da fehlt's an der Taktfrequenz. Von allen Referenten unserer Veranstaltung wurde auch eine Verlängerung der U 6 zur S-Bahn S 1 gefordert. Dann hätten wir halt eine Ausweichmöglichkeit für die störungsanfällige und überlastete S 1. Die Echinger Ortsteile über Minibusse anzubinden, ist generell sicher eine Möglichkeit, aber inwiefern das realisierbar ist, da bin ich skeptisch.

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Eching setzt stark auf Fahrradkonzepte. Welche Bausteine müssen dazukommen, um Mobilität nachhaltiger zu machen?

Wir haben 17 Prozent Radfahreranteil am örtlichen Verkehr, so schlecht ist das nicht. Und das, obwohl unsere Radwege innerorts alles andere als komfortabel sind. Hier müssen wir ausbauen und qualitativ verbessern. Es braucht einen Radweg zum Kreuzhof, zur Anbindung an den geplanten Radschnellweg nach München, und ein besserer Radweg nach Neufahrn wäre auch nicht verkehrt. Innerorts müssen wir, wo es geht, Fahrradstreifen in den Straßen implementieren. In Neubaugebieten sollten die Fahrradfahrer immer gleich mitgedacht werden, mit Radwegeverbindungen, Stellplätzen und auch Leihrad-Stationen. Auch Car-Sharing-Stationen könnten in die Wohngebiete verlegt werden. Jetzt haben wir einen Stellplatz am Bahnhof. Dann brauchen wir vielleicht weniger öffentliche Stellplätze, wenn die Wohngebiete unmittelbar mit Car-Sharing erschlossen sind. Tankstellen für Elektrofahrzeuge müssen ebenfalls mit eingeplant werden.

© SZ vom 22.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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