Moderne Schädlingsbekämpfung im Landkreis Freising:Bio-Waffe gegen den Maiszünsler

Gefährlicher Schädling wird mit Schlupfwespen bekämpft, die eine Drohne über den Feldern verteilt.

Von Petra Schnirch, Moosburg

Mit einigem Getöse hebt die Drohne ab und schwebt über dem Maisfeld bei Niederambach. Aus dem Kunststoffbehälter des Fluggeräts purzeln weiße Kugeln auf den Boden, die an kleine Pralinen oder Gebäck erinnern. Diesmal schickt Martin Schredl die Drohne nur zur Demonstration in die Luft, nächste Woche aber werden die ersten Einsätze des Maschinenrings Freising zur Bekämpfung des Maiszünslers starten. Mit Schlupfwespen, rein biologisch, ohne Insektizide.

Moderne Schädlingsbekämpfung im Landkreis Freising: Flug über das Feld zur Maiszünsler-Bekämpfung: Die neue Methode per Drohne stellen (von links) die Landwirte Martin und Johannes Schredl sowie Rainer Pflügler und Barbara Lechner vom Maschinenring Freising bei Niederambach vor.

Flug über das Feld zur Maiszünsler-Bekämpfung: Die neue Methode per Drohne stellen (von links) die Landwirte Martin und Johannes Schredl sowie Rainer Pflügler und Barbara Lechner vom Maschinenring Freising bei Niederambach vor.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die winzigen Insekten können kleine Wunder vollbringen. Im Haushalt rücken sie hartnäckigen Lebensmittel- und Kleidermotten zu Leibe. Im Maisfeld parasitieren die Weibchen des Trichogramma brassicae einen Großteil der Maiszünsler-Eier, indem sie ihre Eier in diese ablegen.

Normalerweise werden mit der Drohne Rehkitze gesucht

Zwei Drohnen hat Martin Schredl für diesen Zweck angeschafft. Er habe selbst bereits mit dem Gedanken gespielt, sagt der Landwirt aus Niederambach bei Moosburg, dann habe ihn auch Rainer Pflügler, Geschäftsführer des Maschinenrings, angesprochen, ob das nicht etwas für ihn wäre. Denn im Umgang mit Drohnen haben Martin Schredl und sein Sohn Johannes bereits einige Erfahrung. Seit drei Jahren helfen sie Landwirten vor der Mahd bei der Suche nach Rehkitzen, die versteckt in den Wiesen liegen. 51 hätten sie in diesem Jahr rechtzeitig entdeckt, erzählt Schredl, sichtlich stolz auf diese Erfolgsgeschichte.

0,33 Millionen

Schlupfwespen werden auf einen Hektar ausgebracht, 220 000 bei einem ersten Flug, der Rest zwei Wochen später. In einer der abgeworfenen Kugeln sind etwa 1100 Stück. Nach wenigen Wochen sterben die 0,4 Millimeter großen Insekten.

Das ist längst Routine, anders sieht das bei der Maiszünsler-Bekämpfung aus. Ein klein wenig nervös seien sie schon vor dem Start, räumt Pflügler ein. Noch ist das alles Neuland. Etwa 1100 Schlupfwespen befinden sich in einer der zwei Zentimeter großen Kugeln aus Maisstärke. Bis zu 100 Hektar können die Schredls pro Tag abfliegen. Die jeweilige Route legt der Maschinenring fest, die Freisinger Geschäftsstelle bietet diesen Service auch für die Landkreise Erding, Ebersberg, Dachau und Pfaffenhofen an. Ist das Gerät entsprechend programmiert, fliege es autonom per Autopilot in einer Höhe von vier bis 25 Metern, erklärt Schredl. Strommasten stellen dabei eine Herausforderung dar. Davor habe er einen gewissen Respekt.

Der Maiszünsler richtet enormen Schaden an

Auch im Landkreis ist der Maiszünsler, ein unscheinbarer, gelblich-brauner Falter, mittlerweile weit verbreitet. In wärmeren Gegenden in Baden-Württemberg bilde er sogar schon zwei Generationen pro Jahr, sagt Barbara Lechner vom Maschinenring. Wird er nicht bekämpft, legt er seine Eier am Mais ab. Die Larven fressen das Mark der Stängel und die Pflanzen knicken ab. Dieses Phänomen sei auch im Landkreis Freising auf vielen Feldern zu beobachten, schildert Pflügler. Den Ertragsausfall bei einem Befall beziffert er auf 20 bis 50 Prozent. Im Winter zieht sich der Zünsler in den Boden zurück.

Moderne Schädlingsbekämpfung im Landkreis Freising: Das Fluggerät wirft kleine weiße Kugeln aus Maisstärke ab, in denen sich winzige Schlupfwespen befinden - die legen ihre Eier dann in die der Schädlinge ab.

Das Fluggerät wirft kleine weiße Kugeln aus Maisstärke ab, in denen sich winzige Schlupfwespen befinden - die legen ihre Eier dann in die der Schädlinge ab.

(Foto: Marco Einfeldt)

Mit einer Akkuladung kann Schredls Drohne knapp 30 Minuten lang fliegen, mit einer Geschwindigkeit von 40 Stundenkilometer, sieben bis acht Hektar schafft sie in dieser Zeit. Mit einem Aggregat im Auto kann sie wieder aufgeladen werden, mehr als zehn Mal pro Tag ist das notwendig. Etwa 700 Hektar werden Martin und Johannes Schredl in einer Saison bewältigen - und das zwei Mal. Pro Hektar werden 330 000 Schlupfwespen ausgebracht, 220 000 bei einem ersten Flug, die restlichen zwei Wochen später. Nach wenigen Wochen sterben die nur 0,4 Millimeter großen Insekten.

Um den richtigen Zeitpunkt für den Drohneneinsatz zu finden, haben Martin Schredl und Barbara Lechner zwei Lichtfallen auf den Feldern installiert. Es sei allerdings nicht ganz einfach, die Falter zu erkennen, sagt die Assistentin des Maschinenrings. Hilfe hätten sie bei der Vorbereitung von der Landesanstalt für Landwirtschaft bekommen. Fliegen die ersten Falter aus, beginnt der Einsatz. Schredl rechnet damit, dass es Anfang kommender Woche so weit sein wird.

Für die biologische Bekämpfung gibt es einen Zuschuss

Landwirte, die sich für die biologische Maiszünsler-Bekämpfung entscheiden, erhalten einen Zuschuss vom Freistaat, wie Pflügler erklärt. Er decke etwa ein Drittel der Kosten. Die Verwendung von Insektiziden komme ähnlich teuer. Noch könnten sich Landwirte melden, allerdings gebe es erst im kommenden Jahr wieder eine Förderung. Vermittelt wird der Einsatz über den Maschinenring. Einer schaffe die Technik an und stelle sie den anderen zur Verfügung, erklärt Pflügler das Prinzip. "Die Landwirte helfen sich gegenseitig."

Die Schredls haben sich gleich zwei Drohnen für die Maiszünsler-Einsätze zugelegt, falls eine ausfallen sollte. Gehe etwas schief, sei meist ein menschlicher Fehler bei der Programmierung die Ursache, sagt Martin Schredl. So sei eines seiner Geräte bei der Rehkitz-Ortung gegen einen Baum geprallt.

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