Drogenfund in Freising:Studentenwohnheim als Lager

Studentenwohnheim Freising

In zwei Wohnungen des Studentenwohnheims an der Giggenhauserstraße haben als Studenten eingeschriebene Dealer Geld, Drogen und Waffen gelagert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nach dem Hinweis eines Studenten wegen starker Gerüche entdeckt die Polizei kiloweise Drogen im Wohnheim an der Giggenhauser Straße. Bei einer Pressekonferenz präsentiert die Erdinger Kriminalpolizei ihren Fund.

Von Alexander Kappen, Freising

Im wahrsten Sinne einen guten Riecher hat ein Freisinger Student gehabt und der Polizei einen Fall beschert, "den wir in dieser Größenordnung nicht alle Tage haben", wie Josef Vogl von der Kriminalpolizei Erding sagt. Besagter Student meldete der Freisinger Polizei am 11. März, dass es aus einem Nachbarappartement im Studentenwohnheim an der Giggenhauser Straße seit geraumer Zeit stinke - vermutlich nach Drogen. Ein Verdacht, der sich schließlich bestätigte. Es kam ein Ermittlungsverfahren ins Rollen, bei dem die Polizei bislang 30 Kilogramm Rauschgift sichergestellt und zwei Verdächtige festgenommen hat. Ein dritter Verdächtiger ist noch auf der Flucht.

Gefunden wurde die "ganze Palette"

Vogl, Leiter des unter anderem für Drogenkriminalität zuständigen Kommissariats 4 der Kripo Erding, berichtete am Montag in einer Pressekonferenz über den spektakulären Fall. Im Besprechungszimmer, in dem die sichergestellten Drogen auf einem Tisch ausgelegt waren, bekam man einen Eindruck davon, wie es in dem Apartment wohl gerochen hat. Man habe "die ganze Palette gefunden, die man in der Szene so konsumiert", berichtete der Erste Kriminalhauptkommissar.

Nachdem der Student sich bei der Freisinger PI gemeldet hatte, schickte diese zwei Beamte ins Wohnheim an der Giggenhauser Straße, die das verdächtige Appartement beobachteten. Kurze Zeit später kam ein 35-Jähriger, der als Student eingeschrieben ist, und sperrte das Appartement auf. Wie Josef Vogl berichtete, bemerkten die Polizisten gleich einen starken Marihuanageruch, der aus der Wohnung zog, und griffen ein. Bei der Durchsuchung des Appartements wurden zahlreiche Drogen sichergestellt. Man fand unter anderem rund sechs Kilogramm Amphetamin, mehr als 1,5 Kilogramm Marihuana, Haschisch, Kokain, die chemische Droge MDMA und Heroin. Ferner wurden in der Unterkunft vier griffbereite Messer und gut 2400 Euro Bargeld sichergestellt, bei denen es sich laut Vogl um Drogengeld handeln dürfte. Der Kommissariatsleiter lobte die Beamten der PI Freising, denen auf dem Gang des Wohnheims ein 29-Jähriger auffiel - wie sich herausstellte, ein Gartenbau-Azubi. "Er hat den Braten gerochen und wollte gleich umkehren", so Vogl. Die Polizisten kontrollierten jedoch den Mann und fanden 30 Gramm Kokain in seiner Kleidung.

In einer zweiten Wohnung lagen weitere Drogen

Bei dem 29-Jährigen wurden Schlüssel gefunden, von denen jedoch keiner an der Appartementtür des 35-Jährigen passte. Die Kripo testete die Schlüssel dann an weiteren Türen in dem Wohnheim und hatte schließlich Erfolg. Einer passte an der Tür eines zweiten Appartements, in dem ebenfalls zahlreiche Drogen gefunden wurden, unter anderem knapp 22 Kilogramm Marihuana, mehr als 200 XTC-Pillen, 50 Gramm Kokain und fast 700 Ampullen mit THC-haltiger Flüssigkeit, die in E-Zigaretten geraucht werden kann.

Beide Appartements "wurden nur als Bunker-Wohnungen benutzt", berichtete Vogl. Die Appartements seien sehr spärlich eingerichtet gewesen. Die Drogen waren teilweise in Taschen und Tüten verpackt.

Die beiden festgenommenen Tatverdächtigen sind jeweils an einem anderen Wohnsitz in Freising gemeldet, wo bei Durchsuchungen geringere Mengen an Drogen gefunden wurden. Nun steht der Verdacht des bandenmäßigen Drogenhandels mit Hilfe gefährlicher Gegenstände im Raum. "Sie müssen mit langjährigen Haftstrafen rechnen", so Kommissariatsleiter Vogl. Die beiden Männer sind dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden, der Haftbefehl erlassen hat.

Nach dem dritten Täter wird gefahndet

Noch haben sich die zwei Verdächtigen zu den Vorwürfen nicht geäußert. Es wurden in einem der Appartements jedoch Personaldokumente entdeckt. Diese führten die Kripo, die für den Fall die sechsköpfige Ermittlungsgruppe "Schlüssel" eingerichtet hat, auf die Spur eines weiteren Tatverdächtigen. Seit Montag wird nach dem 27-jährigen Philip Jan May, der Wohnsitze in München und Hamburg hat, nun deutschlandweit gefahndet. Er steht unter Verdacht, die Drogen gemeinsam mit seinen Mittätern bandenmäßig beschafft und gewinnbringend verkauft zu haben.

Näheres zu dem Gesuchten findet man auf der Website des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Zudem bittet die Kripo Erding potenzielle Zeugen, die Hinweise zu den Vorkommnissen in dem Wohnheim an der Giggenhauser Straße 29 in Freising geben können, sich unter der Telefonnummer 0 81 22/968 0 zu melden.

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