Süddeutsche Zeitung

Umgestaltung des Freisinger Dombergs:Dem Hausherren gefällt's

Kardinal Reinhard Marx informiert sich am Domberg über den Fortschritt der Sanierungsmaßnahmen. Das ehemalige Marstallgebäude ist fertig. Das Diözesanmuseum soll 2022 folgen. Fünf Sonderausstellungen sind in schon in Planung.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Es geht sichtlich etwas voran auf der Großbaustelle am Freisinger Domberg. Kardinal Reinhard Marx verschaffte sich sozusagen als Hausherr am Donnerstag einen Überblick über den Fortschritt der Sanierungsmaßnahmen. "Es war mir ein Anliegen, wieder einmal in Freising vorbeizuschauen, auch um zu zeigen, wie wichtig uns dieser Ort ist", sagte Marx. Sein Besuch hatte auch einen konkreten Anlass. Als erstes größeres Einzelprojekt bei der Neugestaltung des Dombergs konnte das ehemalige Marstallgebäude an seine künftigen Nutzer übergeben werden. Zu dem Gebäude, das in den vergangenen zweieinhalb Jahren für knapp 17 Millionen Euro saniert worden ist, gehören ein großer Infopoint mit Laden, zehn Zimmer für eine offene Ganztagsbetreuung des Domgymnasiums, Platz für die Rückkehr der Bücher aus dem Bestand der Dombibliothek und ein ganzes Stockwerk für das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis - komplett behindertengerecht und barrierefrei.

Der Marstall auf dem Domberg wurde 1670/71 als Hofstall für die Fürstbischöfe des Hochstifts Freising errichtet. Ein besonderes Augenmerk bei der Sanierung des altehrwürdigen Gebäudes galt dann auch dem Denkmalschutz. Gewölbe blieben erhalten und auch die Holztreppen. Den Nachweis für die ausgezeichnete Akustik im sanierten Marstallgebäude, in dem sich auch die Räume für die neu konzipierte Domsingschule befinden, lieferte am Donnerstag Kirchenmusikdirektor Matthias Egger am Flügel mit der Interpretation einer Motette von Johann Sebastian Bach.

"Das wird jetzt noch mal ein hartes Jahr", sagt Museumsdirektor Christoph Kürzeder

Im Anschluss an die Haussegnung und den Gebäuderundgang verschaffte sich Marx außerdem einen Eindruck von den laufenden Sanierungsmaßnahmen im Diözesanmuseum, dessen Wiedereröffnung für Pfingsten 2022 geplant ist. "Das wird jetzt noch mal ein hartes Jahr", sagte Museumsdirektor Christoph Kürzeder, dem aber die Vorfreude auf das neue Diözesanmuseum, das 2013 wegen Brandschutzmängeln von einem Tag auf den anderen schließen musste, anzumerken ist. Letzten Kostenschätzungen zufolge wird die Renovierung des Hauses die Erzdiözese gut 73 Millionen Euro kosten, deutlich mehr, als ursprünglich angenommen. Anfangs war man von 45 Millionen Euro ausgegangen, noch Mitte 2019 dann von 60 Millionen.

Das Ergebnis wird sich aber wohl sehen lassen können. "Sieht gut aus", kommentierte Kardinal Reinhard Marx den Kurzvortrag von Architekt Peter Brückner. Die Herausforderung habe darin bestanden, aus einem ehemaligen Knabenseminar ein modernes Museum zu gestalten. Jetzt sei ein offenes Haus entstanden, das sich in alle vier Himmelsrichtungen öffne. Wände wurden herausgebrochen und der Lichthof zum Arkadengang geöffnet. Das alles sorgt für viel Transparenz.

Das Ausstellungskonzept beinhalte unter anderem eine Dauerausstellung im ersten Obergeschoss, informierte Christoph Kürzeder. Dort werden die Themenbereiche "Menschwerdung", "Tod und Erlösung", "Leib und Seele", "Bild und Kunst", "Christus folgen", "Zwischen Himmel und Bayern", "Votiv- und Hinterglasmalerei", "Marienfrömmigkeit" und "Gebetsform Rosenkranz" dargestellt.

Ohne Sonderausstellungen funktioniert Museumsarbeit nicht

Ohne Sonderausstellungen gehe es in der Museumsarbeit aber nicht mehr, so Christoph Kürzeder weiter. Die sollen im zweiten Obergeschoss des sanierten Gebäudes stattfinden. Fünf davon seien bereits in Planung: Von Juni bis September 2022 heißt es "Tanz auf dem Vulkan. Leben und Glauben im Schatten des Vesuv", eine groß angelegte Schau zur Frage des Menschen im Umgang mit existenzieller Bedrohung. Im November 2022 zeigt das Diözesanmuseum zum ersten Mal die große, neu geschaffene Installation, die von dem amerikanischen Künstler James Turell eigens für das Diözesanmuseum gestaltet wurde. Bekannt geworden ist Turrell mit seinen Raum-Licht-Installationen.

"Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst." ist der Titel der Ausstellung, die von März bis Mai 2023 auf dem Freisinger Domberg zu sehen ist. Das Diözesanmuseum stellt sich einem Thema, das als sehr belastet gilt, nämlich dem Verhältnis von Religion und Sexualität. Unter den gezeigten Werken befinden sich Höhepunkte europäischer Kunstgeschichte von Guido Reni bis Artemisia Gentileschi. Von Juli bis Oktober 2023 widmet sich das Haus Gebhard Fugel und der katholischen Bilderwelt. Das Diözesanmuseum ist im Besitz des künstlerischen Nachlasses von Gebhard Fugel, der die Vorstellung biblischer Begebenheiten über Generationen geprägt hat. Zum Bistumsjubiläum 2024 kommt dann die Bayerische Landesausstellung nach Freising.

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SZ vom 07.05.2021/axka
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