Energiekrise:Mit der Decke zum Gottesdienst

Energiekrise: In einer bayerischen Kirche liegen bereits Decken für die Gläubigen bereit.

In einer bayerischen Kirche liegen bereits Decken für die Gläubigen bereit.

(Foto: Heiko Becker/dpa)

Auch die Kirchen spüren die Energiekrise und müssen reagieren, nachdem sich die Heizkosten teilweise verdoppelt haben. Doch wenn es zu kalt wird, schadet das der Bausubstanz, der Kunst und vor allem den Orgeln.

Von Gudrun Regelein, Freising

Auch die Kirchen spüren die Energiekrise. Die Erzdiözese München-Freising erarbeitet derzeit einen Leitfaden für die Kirchenstiftungen im Bereich der Erzdiözese zum energieeffizienten Heizen und Lüften in Gebäuden. In dem Leitfaden, der in den kommenden Wochen an die Pfarreien gegeben werden soll, werde auch berücksichtigt, was zu beachten sei, um der Bausubstanz älterer Gebäude sowie ihrer Kunstausstattung oder etwa Orgeln nicht zu schaden, erklärt dazu Ursula Hintersberger, Pressesprecherin im Erzbischöflichen Ordinariat München. Auch in den Dienst- und Verwaltungsgebäuden der Erzdiözese sollen die Temperaturen in der kalten Jahreszeit auf ein möglichst energiesparendes Maß reduziert werden. Wegen der vielen Gebäuden, an deren Unterhalt die Erzdiözese beteiligt ist, seien große Einsparpotenziale absehbar.

Überlegungen, Kirchen zu schließen, seien derzeit aber nicht bekannt, betont Ursula Hintersberger. Auch im Pfarrverband St. Korbinian steht das nicht zur Diskussion, sagt Verwaltungsleiterin Elisabeth Maier. Sechs Kirchen und zwei Pfarrheime zählen zu St. Korbinian, darunter die Stadtkirche St. Georg, St. Jakob in Vötting und St. Ulrich in Pulling.

Verdoppelte Energiekosten

Der Pfarrverband habe bereits die gesetzlichen Vorgaben erfüllt und in den Kirchen die Temperaturen abgesenkt, berichtet Maier. In den Pfarrheimen dagegen laufen die Heizungen nur noch bei Veranstaltungen, die Boiler mit Durchlauffunktion, die es noch gibt, sind ausgestellt. Im Pfarrsaal herrscht nur noch eine Temperatur zwischen 15 und 19 Grad Celsius. "Aber bei Seniorentreffen beispielsweise wird die Heizung höher gedreht." Das alles geschieht, um Energie einzusparen und der Umwelt zuliebe, sagt Maier. "Aber auch im eigenen Interesse." Denn die Preissteigerung sei exorbitant, die Energiekosten hätten sich bereits etwa verdoppelt.

Die großen Kirchenräume seien schwierig zu heizen, dort müsse ein Mittelweg gefunden werden. Aber sie müssten beheizt werden - alleine schon, um den Orgeln keinen Schaden zuzufügen. Das Thema Energiesparen sei in allen Gremien sehr präsent, sagt Maier. "Wir diskutieren, wie wir es stemmen können. Die Kirchen wollen einen Beitrag leisten, damit wir diese Krise gesellschaftlich schultern können." Schon jetzt versuche man, nachhaltig, effizient und klimaneutral zu agieren, so werde zum Teil bereits grüne Fernwärme bezogen. "Wir versuchen insgesamt, vom Gas wegzukommen", sagt Maier.

Energiekrise: Im Freisinger Dom mit seinem riesigen Innenraum ist die Raumtemperatur bereits so niedrig, wie nur möglich, heißt es von der Domkirchenstiftung.

Im Freisinger Dom mit seinem riesigen Innenraum ist die Raumtemperatur bereits so niedrig, wie nur möglich, heißt es von der Domkirchenstiftung.

(Foto: Johannes Simon)

Im Freisinger Dom mit seinem riesigen Innenraum ist die Raumtemperatur bereits so niedrig, wie nur möglich, heißt es von der Domkirchenstiftung. "Wir befinden uns in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalpflege innerhalb des Erzbistums München und Freising und heizen den Dom ohnehin in geringstmöglicher Weise. An diesem, die Raumschale schonenden und energieeffiziente Konzept, werden wir nur ändern, was uns besser macht", sagt Marc-Aeilko Aris, Rektor der Domkirche und Stiftungsvorstand der Domkirchenstiftung.

Evangelische Kirche bietet Decken

Auch in der evangelischen Kirche gibt es bereits Überlegungen, wie Energie eingespart werden kann, berichtet Dekan Christian Weigl. "Das ist natürlich auch bei uns ein großes Thema." So gebe es bereits von der Landeskirche verschiedene Empfehlungen, wie beispielsweise die, im Winter den Gottesdienst im Gemeindehaus oder in kleineren Gottesdiensträumen - wie Kapellen - anstatt in der aufwändig zu beheizenden großen Kirche zu feiern. In den Kirchen solle die Temperatur so weit als möglich abgesenkt werden und die Besucher vorab darüber informiert werden, um sich darauf einstellen zu können. Ihnen sollen während der Gottesdienste wärmende Decken angeboten werden. Auch in Gemeindehäusern, Verwaltungen und Büroräume soll die Temperatur auf 19 Grad Celsius abgesenkt und nur wirklich benötigte Räume sollen beheizt werden. Veranstaltungen sollen - falls möglich - in kleinere Räume verlegt, und auch über eine zeitweise Schließung solle nachgedacht werden.

Energiekrise: Auch in der evangelischen Kirche gibt es bereits Überlegungen, wie Energie eingespart werden kann, man will auch Decken anbieten.

Auch in der evangelischen Kirche gibt es bereits Überlegungen, wie Energie eingespart werden kann, man will auch Decken anbieten.

(Foto: Johannes Simon)

Im Freisinger Dekanat wird man sich zunächst einige Thermometer anschaffen, um zu erfahren, welche Raumtemperatur in den Räumen derzeit wirklich herrscht. "Wir werden aber nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgehen", sagt Weigl. In Räumen und Sälen, die nicht benutzt werden, werde natürlich die Temperatur zurückgefahren, in den Büroräumen dagegen müsse es noch ein akzeptables Arbeitsklima geben. Wie weit die Temperatur in der Kirche gedrosselt werden kann, müsse noch geklärt werden, "die Orgel darf natürlich keinen Schaden nehmen", erklärt Weigl.

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