Angebot für Patienten:Das E-Rezept muss warten

E-Rezept

Weil die Frage der Rezeptvergütung noch nicht restlos geklärt ist, kommt es bei der Einführung des E-Rezepts zu Verzögerungen.

(Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)

Eigentlich sollte die Verschreibung von Medikamenten schon auf digitalem Weg erfolgen. Doch es kommt zu Verzögerungen. Darüber sind Apotheken­sprecherin Ingrid Kaiser und Hausarzt Odo Weyerer froh.

Von Charline Schreiber, Freising

Spätestens mit Beginn der Pandemie sind Apotheken dazu aufgefordert, sich digital weiterzuentwickeln. Das digitale Impfzertifikat wird mittlerweile in nahezu jeder Apotheke ausgestellt. Jetzt soll das herkömmliche rosa oder blaue Papierrezept dem E-Rezept weichen. Doch es gibt Verzögerungen. Warum die Einführung der E-Rezepte verschoben wurde, weiß Ingrid Kaiser, Apothekensprecherin Freisings. Es hake an der Vergütung der Rezepte. "Theoretisch könnten wir die Rezepte schon beliefern, aber wir wissen noch nicht, wie wir an unser Geld kommen", erklärt sie.

Das E-Rezept verspricht laut Bundesministerium für Gesundheit hohe Sicherheit und eine schnellere Abwicklung für alle Parteien. Bundesweit eingeführt werden sollte es mit dem Jahreswechsel, die Revolution der Medikamentenübergabe lässt aber noch auf sich warten. Aktuell werde das Papierrezept von der Noventi VSA oder anderen Abrechnungsunternehmen zwei bis drei mal im Monat abgeholt. Das Geld werde den Apotheken von den Verrechnungsstellen gutgeschrieben, so Kaiser.

Beim E-Rezept fallen analoge, Kosten verursachende Fehler weg

Die analogen Rezepte müssen mindestens ein Jahr aufbewahrt werden, denn auch ein Jahr später kann die Krankenkasse eine Retaxation anbringen, also verweigern, ein Arzneimittel zu erstatten. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Arzt vergessen hat, das Rezept zu unterschreiben. "Da sind wir dann auch bei einem Vorteil des E-Rezeptes. Man sieht sofort, ob die Daten passen und das Rezept unterschrieben ist. Solche Fehler können dann eigentlich nicht mehr passieren, weil das Rezept erst gar nicht weitergeleitet wird", erklärt Ingrid Kaiser. Aktuell sind solche Fehler irreversibel, die Kosten tragen die Apotheken.

Müssen Medikamente erst bestellt werden, kann dem Kunden über eine App mitgeteilt werden, wann dieses zur Abholung bereit stehen, verrät sie. Das vereinfache die Arbeit in den Apotheken und Kunden profitierten von der digitalen Kommunikation über die Telematikinfrastruktur, die im Gesundheitswesen verwendet wird.

Apotheken werden sich der Digitalisierung nicht entziehen können

Kaiser findet, dass Apotheken sich der Digitalisierung nicht entziehen können. Kleinere werden sich auflösen, glaubt sie. Es sei viel Geld, dass durch die zunehmenden digitalen Prozesse vorgestreckt werden müsse. Sie selbst kenne keine Apotheke in Freising, die das E-Rezept, wenn es in den nächsten Wochen eingeführt wird, nicht bedienen wird. Die Hardware sei in der Engel-Apotheke vorhanden.

Hausarzt Odo Weyerer blickt den E-Rezepten mit Skepsis entgegen. "Das wurde einfach auf die Schnelle übers Knie gebrochen." Das Problem sei, dass es nicht möglich sein werde, Medikamente ausschließlich über E-Rezepte zu verschreiben, kritisiert Weyerer. "Für die Jüngeren ist das alles toll, die können mit Smartphones umgehen. Aber was ist mit den älteren Patienten? Und den Mehraufwand, sowohl digitale als auch Papierrezepte auszugeben, den haben wir Hausärzte dann."

Pandemische Lage verhindert die Beschäftigung mit dem Thema

Unterdessen trage die pandemische Lage nicht dazu bei, dass sich die Freisinger Praxen hinreichend mit der Abwicklung der E-Rezepte beschäftigen können. Die Software dafür fehle in seiner Praxis noch ganz, weil der Vorlauf für die Hersteller der internen Programme zu kurz gewesen sei. Datenschutz habe die höchste Priorität, die digitale Infrastruktur für die E-Rezepte sei in der Praxis aber noch nicht gegeben.

Weyerer sieht auch die Vorteile: Kunden erhalten auf Anfrage ihr Rezept direkt auf das Smartphone und können es umgehend an ihre Apotheke weiterleiten. Die Patienten müssen für Rezepte demnach nicht mehr in die Praxis kommen, das spart den Hausärzten wertvolle Zeit ein.

Einen genauen Termin können Hausarzt Weyerer und Apothekensprecherin Kaiser nicht geben. Kaiser sei froh, dass die Einführung des Rezeptes nach hinten verschoben wurde, eine Meinung die auch Odo Weyerer teilt. "Wir haben auch so schon viel, das derzeit auf uns einprasselt. Das E-Rezept kann gerne noch etwas warten", findet die Apothekerin.

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