Freising:Die Stadt kauft das "Abseits"

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Die Fans der alternativen Kultur in Freising sind der Wiederbelebung ihrer Kultkneipe "Abseits" einen Schritt näher gekommen. Die Stadt hat am Mittwoch beschlossen, Grundstück und Gebäude zu kaufen.

Von Kerstin Vogel, Petra Schnirch, Eva Zimmerhof und Clara Lipkowski, Freising

Die Fans der alternativen Kultur in Freising sind der Wiederbelebung ihrer Kultkneipe "Abseits" einen Schritt näher gekommen. Der Freisinger Stadtrat hat am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung einem Kauf der Immobilie am Freisinger Herrenweg mit deutlicher Mehrheit nach mehrstündiger Debatte zugestimmt.

Abseitsverein feiert im Furtner

Der Vereinsvorsitzende Norbert Bürger zeigte sich sehr froh über die Entscheidung des Stadtrats. "Als wir das Mittwochabend erfahren haben, haben wir das im Furtner natürlich entsprechend gefeiert."

Bekanntlich hatte der Besitzer, Graf Guy von Moy, das Lokal in dem denkmalgeschützten Gebäude wegen Brandschutzmängeln Ende 2015 schließen müssen. Seitdem ringt der eigens gegründete Abseits-Verein um eine Möglichkeit, die Kultkneipe wieder zu beleben und ein alternatives Kulturzentrum daraus zu machen - idealerweise, indem die Stadt Freising das Areal kauft und dem Verein anschließend auf Erbpachtbasis zur Verfügung stellt. Als Kaufpreis waren zuletzt im Juli 2017 etwa 1,23 Millionen Euro genannt worden.

In einem nächsten Schritt werden nun die Bedingungen für die künftige Nutzung durch den Verein geklärt werden müssen. Als möglicher Termin für eine diesbezügliche Entscheidung gilt die Stadtratssitzung im März.

OB will keine Details nennen

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) warb am Donnerstag im Gespräch mit der SZ um Verständnis dafür, dass der Stadtrat diesmal in nichtöffentlicher Sitzung über den Erwerb des "Abseits" diskutiert habe. Er begründete dies mit den "Rahmenbedingungen" des Vertrags, die ebenfalls Thema gewesen seien. Dabei geht es etwa um Auflagen und die Laufzeit. "Eins hängt mit dem anderen zusammen", sagte der OB. Außerdem könne er nicht über Details reden, wenn er zuvor nicht mit dem Eigentümer darüber gesprochen habe. Moy hatte die Frist für die Entscheidung des Stadtrats im Verlauf der Debatte verlängert, ohne ein genaues Datum dafür festzusetzen. Dass dieser den Kauf beschlossen hat, nennt Moy gegenüber der SZ, die ihn über die Entwicklung informiert hat, eine "wirklich ganz erfreuliche Neuigkeit". Beim Kaufpreis habe seine letzte Forderung im Dezember bei rund 1,5 Millionen Euro gelegen. "Seitdem bin ich auch nicht mehr höher gegangen, obwohl die Immobilienpreise in Freising sonst steigen." Dass der Stadtrat die Sitzung - von der auch Moy nichts wusste - nicht öffentlich abgehalten hatte, findet er in Ordnung. Das sei dessen Entscheidung, dafür sei er gewählt worden. "Nun werde ich die Einzelheiten mit dem Oberbürgermeister besprechen. Exakte Vorstellungen habe ich noch nicht." Zu Moys Bedingungen zählt jedoch die kulturelle Nutzung des Gebäudes und, dass eine kommerzielle Nutzung durch einen anderen Investor unterbunden wird. Wohnungen solle dort eben nicht entstehen. "Das Abseits soll einen - ich sage bewusst einen - Betrieb wieder aufnehmen können." Darüber hinaus stellt Moy seine Unterstützung in Aussicht: "Wenn es mit der kulturellen Nutzung klappt, bin ich bereit, die Sanierung finanziell zu fördern."

Beschluss war nicht einstimmig

Viele Stadträte gaben sich auch am Donnerstagmittag noch bedeckt mit Aussagen über die geheime Sitzung. So viel ist klar: Der Beschluss war nicht einstimmig und wie erwartet, stimmten die Stadträte auch in ihren Fraktionen unterschiedlich ab, zum Beispiel in der CSU und der FSM. Peter Warlimont (SPD) sagte, er sei dem Vorhaben gegenüber nach wie vor kritisch eingestellt, was sich auch in der Abstimmung bemerkbar gemacht habe. Rudolf Schwaiger (CSU) wurde deutlicher: "Ich habe dagegen gestimmt." Er wisse aber, dass dies nicht alle in seiner Fraktion so gehandhabt hätten.

© SZ vom 08.02.2018 / vo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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