Süddeutsche Zeitung

Freising:Der Bärling kommt

Lesezeit: 2 min

Beim Freisinger Christkindlmarkt werden am Samstag die ersten Scheine des Regionalgeldes ausgegeben. Zum Auftakt machen nur zehn Unternehmen mit. Die Initiatoren rechnen mit bis zu zwei Jahren Anlaufzeit

Von Petra Schnirch, Freising

Am Samstag ist es soweit: Im Landkreis kann künftig nicht mehr nur in Euro, sondern auch in Bärling bezahlt werden. Auf dem Freisinger Christkindlmarkt am Marienplatz will die Initiativgruppe Regionalgeld die ersten Scheine ausgeben. Damit bezahlen kann man vorerst nur in einigen wenigen Geschäften. Erhard Schönegge rechnet mit einer Anlaufzeit von bis zu zwei Jahren. Die meisten Unternehmer warten erst einmal die Entwicklung ab.

Etwa ein Jahr lang haben Schönegge und einige Mitstreiter die Einführung der Regionalwährung vorbereitet. Dem dürfte nun nichts mehr im Wege stehen: Am Donnerstag holen sie 500 DIN-A3-Bögen - etwa 50 000 Scheine - in einer Rosenheimer Druckerei ab, von Samstag an kann dann Euro in Bärling getauscht werden. Zunächst am Christkindlmarkt, danach bei der Lebensart GmbH in Freising, Erdinger Straße 45.

Er freue sich schon drauf, den ersten Schein in der Hand zu haben, sagt Schönegge. Noch schöner wäre es, wenn beim nächsten Wochenmarkt Kunden an seinem Stand bereits damit bezahlen würden. "Ich wünsche mir, dass das überspringt." Es sei jedoch schwierig, das Rad ins Laufen zu bringen. Der Gärtnermeister aus Nandlstadt ist einer der wenigen, die den Bärling gleich zu Beginn als Zahlungsmittel akzeptieren. Zehn Unternehmen sind bisher mit im Boot. Beim nächsten Uferlos-Festival plant die Initiativgruppe eine größere Werbeaktion. Schönegge hofft, dass er auch eine in Freising verwurzelte Bank von dem Projekt überzeugen kann und natürlich Vermarkter regionaler Waren wie Tagwerk. Dass der größte Teil der Wirtschaftsleistung nie über den Bärling abgewickelt wird, ist Schönegge klar. Selbst beim Chiemgauer, der erfolgreichsten Regionalwährung mit etwa 600 beteiligten Unternehmen, sei das nicht der Fall. Das Prinzip aber sei wirkungsvoll: Die Leute fingen an, stärker darüber nachzudenken, wo sie ihr Geld ausgeben. Und in Zeiten des rasant wachsenden Internethandels sei das Regionalgeld auch für die Unternehmen am Ort eine Chance.

Gewechselt wird im Verhältnis eins zu eins: Für einen Euro gibt es einen Bärling. Geschäftsleute zahlen eine Grundgebühr, beim Rücktausch in Euro fließen drei Prozent an ein Förderprojekt, zwei Prozent dienen der Kostendeckung. Wem die Geldtauscherei zu unbequem ist, der kann künftig auch mit einer Regio-Card bezahlen, der Betrag wird dann wie bei der EC-Karte vom Konto abgebucht. Zunächst soll der Bärling in der Stadt Freising Fuß fassen. Gelingt dies, ist geplant, auch in anderen Gemeinden im Landkreis dafür zu werben, etwa in Moosburg, Eching oder Neufahrn.

Warum ist der Chiemgauer so viel erfolgreicher als anderes Regionalgeld? Dort machten die Verbraucher Druck, schildert Schönegge. Es sei geglückt, viele Förderprojekte zu gewinnen - das heißt, örtliche Vereine profitieren von der Ausschüttung und werben deshalb wiederum bei ihren Mitgliedern dafür, mit dem Chiemgauer zu bezahlen. Einige Gemeinden akzeptieren laut Schönegge sogar die Gewerbesteuerzahlung in Regionalgeld, auch die Stromrechnung kann damit beglichen werden.

Um die Außenwirkung in Freising zu intensivieren, hat das Bärling-Team eine "Quasi-Geschäftsführerin" eingestellt, wie Erhard Schönegge es nennt. Daniela Wimmer, Mitarbeiterin in seiner Gärtnerei, kümmert sich mehrere Stunden pro Woche um Organisation und Werbung. Mit einer rein ehrenamtlich arbeitenden Gruppe allein könne ein solches Vorhaben nicht über Jahre hinweg am Laufen gehalten werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2259157
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.12.2014
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.