Pro und contra:CSU in Freising uneins wegen Frauenquote

Frauenquote Gleichberechtigung

Auch im Landkreis sind Frauen in der Politik noch immer unterrepräsentiert.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Florian Herrmann hat sich für eine Einführung stark gemacht, Anita Meinelt und Jürgen Mieskes halten eher ein Umdenken in der Gesellschaft für notwendig.

Von Nadja Tausche, Freising

Krachend gescheitert ist CSU-Chef Markus Söder, als er am Wochenende eine Frauenquote auf Kreisebene durchsetzen wollte: 40 Prozent Frauen in Kreisvorständen, im engeren Vorstand sogar 50 Prozent hatte die CSU auf dem Parteitag in München gefordert. Der 40-Prozent-Vorschlag wurde schließlich zur unverbindlichen Soll-Regelung herabgestuft. Im Landkreis Freising fallen die Reaktionen zu einer Frauenquote sehr unterschiedlich aus.

Monika Hermann, Vorsitzende der Frauen-Union im Landkreis

"Es ist nicht so, dass ich eine Frauenquote gerne mag - aber es ist vielleicht einfach etwas, das man machen muss", sagt Monika Hermann. Man habe zwar auch ohne eine solche Quote versucht, Frauen zu fördern, habe sich in der Frauen-Union zusammengetan und Netzwerke gebildet: "Um zu zeigen, dass wir als Frauen nicht alleine dastehen." Dabei sei man immerhin schon ein Stück weit erfolgreich gewesen, auf der Liste für den Kreistag sei eine hohe Zahl an Frauen auf den oberen Plätzen. Das sei aber nicht genug. Die festgelegte Soll-Regelung hält Hermann für einen "Schritt in die richtige Richtung" - jetzt gehe es darum festzustellen, wie viel sich damit tatsächlich ändert. "Denn wir müssen schon abbilden, wie die Gesellschaft wirklich ist."

Anita Meinelt, Bürgermeisterin von Moosburg

Sie ist eine von nur zwei Bürgermeisterinnen im Landkreis. Dass jetzt über die Frauenquote diskutiert wird, findet Anita Meinelt wichtig: "Es ist gut, dass das zum Thema gemacht wird", sagt sie. Trotzdem ist Meinelt gegen eine Frauenquote. Wenn Frauen sich in der CSU engagieren wollten, würden sie "mit offenen Armen empfangen", sagt sie - man könne aber nichts erzwingen. Stattdessen brauche es ein Umdenken in der Gesellschaft.

Dass es in der CSU mehr Männer gibt, hängt ihrer Meinung nach damit zusammen, dass sich Frauen oft weniger zutrauten: Wenn sie mit Frauen spreche, höre sie oft: "Kann ich das?", erzählt sie. Außerdem sei oft die Befürchtung da, das Ehrenamt nicht mit Arbeit und Familie vereinbaren zu können. Damit sich mehr Frauen in der Politik engagieren, bräuchten sie mehr Rückendeckung von Familie und Gesellschaft. Damit hat Meinelt in ihren 18 Jahren als Bürgermeisterin einige Erfahrungen gemacht. Von ihrer Familie sei sie immer unterstützt worden. Aber sie habe sich oft den Vorwurf anhören müssen, ihr sei ihre Familie wohl egal, erzählt Meinelt. Frauen dürfe nicht das Gefühl gegeben werden, eine schlechte Mutter zu sein, denn: "Kinder haben nicht nur eine Mutter, Kinder haben Eltern."

Jürgen Mieskes, Freisinger Ortsvorsitzender der CSU

"Gute Frauen brauchen keine Quote", sagt Jürgen Mieskes. Frauen seien in der CSU jederzeit willkommen und engagierte Frauen würden direkt angefragt, ob sie für Ortsvorstand oder die Stadtratsliste kandidieren wollen. Man solle durch Engagement und Leistung weiterkommen, nicht durch eine Quote, findet der Freisinger Ortsvorsitzende. Derzeit machen Frauen Mieskes zufolge rund 30 Prozent der Mitglieder im Ortsverband aus. Dass es nicht mehr sind, liegt Mieskes Ansicht nach an der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dass Partner sich die Arbeit bei Kindererziehung und Haushalt gleichberechtigt aufteilen sollten, sieht Mieskes zwar schon. In der Praxis werde es aber in vielen Familien nicht so praktiziert.

Florian Herrmann, Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes

Der Kreisvorsitzende Florian Herrmann ist ein Befürworter der Frauenquote. "Das Ziel muss sein, möglichst viele Frauen zu gewinnen", sagt er. Die Frage sei, ob man alles so weiterlaufen lasse wie bisher - "oder ob man nicht doch einen gewissen sanften Druck braucht". Herrmanns Meinung nach löst eine solche Quote zwar nicht alle Probleme. Es gehe aber auch um das Zeichen, das man als Partei setze: Die CSU wolle schließlich attraktiv sein für junge und weibliche Wähler. Wenn in Gremien deutlich mehr Männer sitzen - "das halte ich nicht für zeitgemäß". Auf dem CSU-Parteitag am Samstag war Herrmann genau wie Mieskes selbst vor Ort, dort hat er sich in einem Redebeitrag für die Frauenquote stark gemacht. Derzeit sind im Kreisverband rund 30 Prozent der Mitglieder Frauen, im Kreisvorstand sind es Herrmann zufolge über 40 Prozent.

Tanja Knieler, CSU-Vorsitzende in Hallbergmoos

Für sie sei das Thema Frauenquote auch eine Altersfrage, sagt Tanja Knieler. Noch vor einigen Jahren hätte sie gesagt, eine Quote brauche es nicht. Heute findet die Hallbergmooser Ortsvorsitzende: "Wir brauchen eine Krücke, damit sich mehr tut." Trotzdem sei es für die CSU auf dem Parteitag keine Niederlage gewesen. "Es war ein gutes und wichtiges Signal", so Knieler: Die festgelegte Soll-Regelung sei "ein ganz klarer Arbeitsauftrag".

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