Coronavirus:20 Infizierte im Landkreis Freising

Coronavirus - Österreich

Mit Blick auf das Coronavirus im Landkreis Freising sind Behörden, Ärzte und Einsatzkräfte gerade vor allem mit einem beschäftigt: Der Beruhigung der Bevölkerung (Symbolbild).

(Foto: dpa)

Das Gesundheitsamt ermittelt weiterhin am laufenden Band Kontaktpersonen der betroffenen Personen.

Von Laura Dahmer, Freising

Update: Freitag, 6. März 2020, 12.10 Uhr

20 Infizierte, das ist der aktuelle Stand der Dinge. Drei neue Fälle bestätigte das Freisinger Landratsamt am Freitagmittag. Die 17 bisher Infizierten befinden sich im Klinikum Freising, um dort das Coronavirus auszukurieren. "Sie sind isoliert, es geht ihnen gut, 16 von 17 Patienten haben keine Symptome", fasst Markus Neumaier, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Klinikum Freising, bei einer Pressekonferenz im Landratsamt am Donnerstagnachmittag zusammen. Zu den drei neuen COVID-19-Patienten gibt es noch keine Informationen.

Die Grundschule Au hat aufgrund eines bestätigten Coronavirusfalles vorerst bis zum Dienstag, 10. März geschlossen. Ein Schüler wurde positiv auf getestet. Auch im häuslichen Umfeld einer Mitarbeiterin des Kindergartens in Marzling ist ein Mensch am Virus erkrankt, die Frau steht unter Quarantäne. Der Kindergarten hat deshalb entschieden, von Freitag an bis einschließlich nächsten Freitag, den 13. März zu schließen. "Die Gesundheit der Kinder geht vor", sagt der zweite Bürgermeister Martin Ernst.

Das Gesundheitsamt ermittelt weiterhin am laufenden Band Kontaktpersonen der Infizierten, kategorisiert und priorisiert diese und macht gegebenenfalls Abstriche. Von Mittwochmorgen bis Donnerstagnachmittag seien etwa 55 Tests gemacht worden, sagt Christine Setzepfandt, Leiterin des Freisinger Gesundheitsamtes. Bisher lassen sich 17 der Fälle aufeinander zurückführen. Die Zahl derer, die sich im Landkreis aktuell in häuslicher Isolation befinden, liegt laut ihr "auf jeden Fall im dreistelligen Bereich". Im Klinikum wurden auf einem Stockwerk vorsorglich zwei Isolierungsstationen mit insgesamt etwa 60 Betten eingerichtet.

Aktuell gehe es vor allem um die Beruhigung der Bevölkerung

Man ist in Freising also vorbereitet für den Fall, dass die Zahl der Infizierten mit dem neuartigen COVID-19 in den nächsten Tagen weiter steigt. Vor allem arbeiten Landratsamt, Klinikum, Gesundheitsamt, der Ärztliche Kreisverband Freising und weitere Einsatzkräfte in diesen Tagen aber an einem: Der Beruhigung der Bevölkerung. Die Wartezimmer bei den Arztpraxen seien zurzeit voll mit normalen Erkältungsfällen, die Ärzte müssen laufend tatsächliche Kontaktpersonen mit Coronaviruspatienten von besorgten Patienten unterscheiden. Georg Miedl, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands, wagt einen Vergleich: "Nach jetzigen Kenntnissen zeigen Infizierte kaum Krankheitssymptome. Ich habe in den vergangenen Monaten schwere Influenzafälle erlebt, aber keinen schweren Coronafall. Influenzaerkrankungen werden fast immer Zuhause auskuriert."

Auch Josef Hauner stellt infrage, ob künftig jeder positive COVID-19-Fall ins Klinikum gebracht werden muss. Er bemerkt: "Wir müssen zurzeit immer wieder abwägen: Was sind verhältnismäßige Vorsichtsmaßnahmen, um für die Sicherheit der Bürger im Landkreis zu sorgen? Wir können ja auch nicht das öffentliche Leben völlig lahm legen." Vom Landratsamt gibt es deshalb keine strikten Vorgaben für Veranstalter, ob sie ihre anstehenden Veranstaltungen absagen müssen oder nicht. Die am Sonntag geplante Kulturpreisverleihung des Landratsamtes wird wie geplant stattfinden. "Wir wollen beispielhaft voran gehen", sagt Hauner. Wegen der Coronavirusfälle im Landkreis hat der Kindergarten "Kleine Strolche" bis Ende dieser Woche geschlossen. Auch der Johannes-Kindergarten Nandlstadt macht am Donnerstag und Freitag vorsorglich zu. Ebenfalls geschlossen ist derzeit die Heilpädagogische Tagesstätte an der Freisinger Kammergasse. Mögliche Schulschließungen werde es nur in Rücksprache mit dem Staatlichen Schulamt geben, sagte Landrat Hauner.

Coronavirus: Landrat Hauner sagte: "Wir müssen zurzeit immer wieder abwägen."

Landrat Hauner sagte: "Wir müssen zurzeit immer wieder abwägen."

(Foto: Marco Einfeldt)

Vermehrtes Händwaschen und Verzicht auf Händeschütteln

Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, bemerkte Miedl, seien vermehrtes Händewaschen sowie der Verzicht auf das Händeschütteln von großem Wert. Das Landratsamt hat am Dienstag eigens ein Bürgertelefon für das Coronavirus eingerichtet, um das Gesundheitsamt zu entlasten. Wochentags von 10 bis 15 Uhr und kommenden Freitag von 10 bis 12 Uhr können Bürger unter 08161/60 06 01 Fragen stellen und Sorgen äußern. Ansonsten steht die Kassenärztliche Vereinigung Bayern unter 116 117 zur Verfügung. Ab sofort bietet sie bei einem begründeten Infektionsverdacht auch Hausbesuche an.

Hier finden Sie alle Artikel der Süddeutschen Zeitung zum Thema Coronavirus im Landkreis Freising:

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