Süddeutsche Zeitung

Freisinger im Krisenmodus:"Gegessen wird immer"

Lesezeit: 2 min

Der Speditionsleiter muss noch niemanden in Kurzarbeit schicken und der Eisdielenbetreiber hofft auf bessere Zeiten.

Von Laura Dahmer und Gudrun Regelein, Freising

Die harten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie treffen die Menschen im Landkreis auf den unterschiedlichsten Ebenen. Für manche bedeuten sie nur Einschränkungen in ihrem Freizeitverhalten, die meisten haben aber konkrete Sorgen - ob es nun um Gefahren für die eigene Gesundheit, um die schwierige Betreuung der Kinder oder die Rettung des eigenen Geschäfts oder Unternehmens geht. Die Freisinger SZ gibt in einer Serie Einblicke in das Leben der Menschen im Krisenmodus.

Der Eisverkäufer

Der Umsatz? Der reicht momentan nicht einmal für die Fixkosten, sagt Diego Campo, Inhaber der Freisinger Eisdiele Garda. Seine Fröhlichkeit hat er trotzdem nicht verloren, "schreiben Sie bloß nichts Pessimistisches", bittet er. Seit über vier Wochen kann er nur noch Eis über die Theke verkaufen, außerdem bringt er den Kunden auf Bestellung Eis nach Hause. Besonders viel verdient er damit aber nicht, acht Mitarbeiter, die Miete und die laufenden Kosten müssen dennoch irgendwie finanziert werden. "Das ist alles sehr schwierig, es ist eine unsichere Zeit", sagt Campo nachdenklich. Weitermachen wird er aber: nach wie vor bietet er genau so viele Eissorten wie zuvor an, die wenigen Besucher in der Freisinger Innenstadt sollen schließlich etwas für das Auge haben, meint er. Nur die tägliche Menge hat er reduziert. "Es ist wenig los momentan." Die Kunden, die noch kommen, aber seien froh, dass sie sich bei dem momentan schönen Wetter ein Eis kaufen können, erzählt Campo. "Das ist ein bisschen Alltag, so etwas wie Normalität." Alle aber würden sich sehr vorsichtig verhalten und Wert auf Abstand legen. Seine Mitarbeiter stehen hinter großen Plexiglasscheiben, die vor der Eistheke platziert wurden. Alle tragen Schutzmasken und Handschuhe, für die Kunden steht ein Spender mit Desinfektionsmittel am Eingang bereit. Auf dem Boden markieren Absperrbänder den geforderten Mindestabstand. "Mehr kann ich leider nicht machen", sagt er.

Diego Campo würde sich wünschen, dass möglichst bald wieder Normalität einkehrt. "Ich hoffe, dass mit Öffnung der Geschäfte auch wieder mehr Menschen in die Innenstadt kommen." Und er hofft, dass er bald wieder seine Terrassenbetrieb aufnehmen und dort - zumindest eingeschränkt - wieder Gäste bedienen darf. "Solange das Wetter so schön bleibt, geht es ja noch irgendwie", sagt Campo. Er zumindest wird weiterhin da sein und sein Eis anbieten.

Der Spediteur

Drei bis vier Stunden Stau - das steht den Mitarbeitern von Christian Langer aktuell jedes Mal bevor, wenn sie über die Grenze wollen. Und das wollen sie fast täglich: Für die internationale Spedition Frigosped, die eine Niederlassung in Freising hat, fahren sie Lebensmittel und Waren durch ganz Europa. Sie versorgen die Zentralen großer Supermarktdiscounter, übernehmen Gefahrenguttransporte und liefern Pakete aus. "Wir haben immer noch einiges zu tun", sagt Niederlassungsleiter Langer, der sich aus dem Home-Office gerade um die 100 in Freising stationierten Lastwagen kümmert.

Trotzdem - auch in der Speditionsbranche fällt durch die Coronakrise vieles weg. "Wir übernehmen zum Beispiel normalerweise den Transport von Blumen. Da gibt es gerade gar nichts zu tun", sagt er. Auch ein anderer Teil der Aufträge, der gerade ausbleibt: Kreuzfahrten. "Wir beliefern alle möglichen großen Kreuzfahrtschiffe, die Saison würde eigentlich jetzt erst richtig losgehen." Langer erwartet allerdings nicht, dass in diesem Jahr noch ein Schiff ablegt. Die Gastronomie, aus der weitere Frigosped-Kunden kommen, macht ihm ebenfalls Kopfschmerzen. Auch da weiß keiner so genau, wann und wie es weitergeht.

Noch musste der Niederlassungsleiter aber keinen seiner Mitarbeiter in Kurz-arbeit schicken - Gott sei Dank, sagt er. Auch er selbst mache sich aktuell keine Sorgen um die Zukunft. "Gegessen wird immer", sagt er lächelnd. "Aber klar, dieses Jahr wird auch für uns schwach." Nur das Arbeiten im Home-Office, das macht Langer nicht allzu viel Spaß. Er hofft deshalb, dass es bald zurück ins Büro geht.

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Quelle:
SZ vom 20.04.2020
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