Von der Backstube in den Hopfengarten:"Das ist fast wie Urlaub"

Von der Backstube in den Hopfengarten: Die Arbeit im Hopfengarten hat die Konditorin Martina Beer auch persönlich weitergebracht.

Die Arbeit im Hopfengarten hat die Konditorin Martina Beer auch persönlich weitergebracht.

(Foto: privat)

Eigentlich ist Martina Beer Konditorin. Während der Pandemie gab es für sie aber nicht so viel zu tun. Da hat sie das Hopfenandrehen für sich entdeckt. In diesem Jahr hilft sie auf einem Hof bei Gründl in der Hallertau schon zum zweiten Mal dabei mit.

Von Johanna Pichler, Freising

Bereits im vergangenen Jahr hat Martina Beer beim Hopfenandrehen geholfen. Wegen der Pandemie durften damals keine Arbeitskräfte aus dem Ausland einreisen und händeringend wurden Studierende und Menschen, die ihren Job verloren hatten, angeworben. Schon bald geht es wieder los und die 30-jährige Konditorin aus Haslach in der Hallertau macht sich bereit, erneut mitzuhelfen. "Es werden auf jeden Fall wieder viele Helfer aus dem letzten Jahr auf dem Feld stehen", sagt Martina Beer im Interview mit der SZ.

SZ: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, beim Hopfenandrehen mitzuhelfen?

Martina Beer: Es hat sich ein bisschen angebahnt, weil durch Corona keine Hilfsarbeiter aus dem Ausland kommen durften. Dann ist ein Nachbar mit dem Rad bei mir vorbeigefahren und hat erzählt, dass er auf dem Hof von Susanne Sixt in Gründl bei Nandlstadt hilft. Da hab ich mir gedacht, das wäre eine tolle Sache. Das würd ich auch gerne machen. Durch Corona und dem Lockdown war bei meiner Arbeit als Konditorin auch nicht so viel zu tun, daher war ich zu der Zeit sowieso zu Hause. Die Arbeit auf dem Feld hat auch wirklich viel Spaß gemacht. Ich kenn das aus meiner Kindheit. Da bin ich mit meinem Papa immer zu meinem Onkel gefahren und haben dort mitgeholfen. Der hat nämlich auch einen Hopfenbetrieb. Da ist mir noch viel in Erinnerung geblieben.

Wie funktioniert das Hopfenandrehen überhaupt?

Man geht zu dem Hopfenstock, also zu der Pflanze hin. Die macht ganz viele Arme und da steckt auch der Draht drinnen. Dann schaut man, welcher Trieb vom Hopfen am nächsten an dem Draht ist. Drei Stück nimmt man und wickelt sie im Uhrzeigersinn an. Das was man nicht braucht, schneidet man einfach weg.

Ist die Arbeit körperlich anstrengend?

Ja schon. Man hat dann schon Kreuzschmerzen und man merkt es auch in den Füßen. Das ist schon gewöhnungsbedürftig. Wenn man das machen will, bekommt man es aber hin.

Gab es besondere Corona-Schutzmaßnahmen bei der Arbeit?

Ja, wir mussten natürlich die Abstände einhalten und auch beim Essen gab es Vorsichtsmaßnahmen. Wir durften nur zu zweit an einer Bierbank sitzen, einer auf der rechten Seite und einer auf der linken Seite am anderen Ende. Wir waren schon um die 20 Leute. Es waren zwei Studenten dabei und auch Leute, die beim Flughafen arbeiten und durch Corona zu Hause waren. Soweit ich weiß, war es auch kein Problem, dass keine Helfer aus dem Ausland kommen durften.

Wie wird der Hopfen weiterverarbeitet?

Der Hopfen wächst erst mal nach oben. Wenn er reif ist, dann wird er mit dem Bulldog und einem Abreißgerät geerntet. Anschließend kommt der Hopfen zum Bauern heim und wird in die Pflückmaschine eingehängt. Dann wird er zur Darre hochtransportiert, wo er getrocknet wird. Wenn der Hopfen einen gewissen Feuchtigkeitsgrad erreicht hat, wird er wieder ausgeleert und gepresst. Am Ende wird vor allem Bier draus gemacht. Manche machen aber auch Hopfenlimo. Da, wo ich gearbeitet habe, da werden auch Hopfenpralinen produziert.

Trinken Sie auch selbst gerne Bier?

Ja, auf jeden Fall. Weißbier mag ich am liebsten (lacht).

Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

Mein Mann hat mir das erst nicht zugetraut. Mein Umfeld har öfter angezweifelt, dass ich das durchhalte. Am Ende waren aber alle sehr überrascht. Aber abends hat mir echt immer alles wehgetan und ich war oft gespannt, ob ich am nächsten Tag überhaupt wieder aufstehen kann. Aber über Nacht waren die Schmerzen immer weg.

Was ist das Beste an der Arbeit?

Dass man sich mit dem Hopfen beschäftigen kann und auch viel mitbekommt, wie das Ganze weiterverarbeitet wird. Und man ist natürlich den ganzen Tag in der Natur. Es ist ruhig, das ist fast wie Urlaub, weil keiner was von dir will. Man ist draußen und arbeitet einfach so vor sich hin, hat die Stille, aber kann sich auch mit jemandem unterhalten, wenn man das möchte. Es war eine schöne Erfahrung. Mich hat die Arbeit auch persönlich weitergebracht, weil man da viel für sich nachdenkt. Was immer war oder was vielleicht noch kommt und was man vielleicht schon alles geschafft hat.

Zur SZ-Startseite

Ernte steht bevor
:Große Verunsicherung bei den Hopfenbauern

Zum Start der Ernte Ende August sind die meisten Betriebe auf die Mithilfe von Saisonarbeitern aus Polen und Rumänien angewiesen. Ob die einreisen dürfen, ist noch immer unklar.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: