Seit Jahrzehnten kämpft Clemens Ronnefeldt für Frieden, Abrüstung und Gerechtigkeit. Er trägt die schöne Berufsbezeichnung Friedensreferent, arbeitet für den Versöhnungsbund, hält Vorträge und Seminare. Seit 15 Jahren moderiert er zudem die Internationale Münchner Friedenskonferenz, die gleichzeitig zur Sicherheitskonferenz stattfindet. Seit Januar steht dem 58-Jährigen eine ganz neue Plattform zur Verfügung: Bei "Transparenz TV" hat der Freisinger eine eigene TV-Sendereihe. "Friedensfragen mit Clemens Ronnefeldt" wird mittwochs, 20.30 Uhr, im Internet ausgestrahlt, jeweils mit Live-Chat (www.transparenztv.com).
Dass er dieses Angebot bekomme habe, sei für ihn "wie ein Sechser im Lotto", sagt Ronnefeldt. Die Chance erhielt er, nachdem er selbst Gast in einer Sendung mit Franz Alt war. Er erreiche über diesen Kanal deutlich mehr Menschen. Die Zuschauerzahl liegt derzeit im vierstelligen Bereich. Auch er selbst profitiere davon, sagt Ronnefeldt. Er empfinde die 45-minütigen Interviews als "eine Art persönliche Fortbildung". Zum Auftakt im Januar hatte er Xanthe Hall von Ican, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, eingeladen. Die Organisation erhielt 2017 den Friedensnobelpreis. Weitere Gespräche drehen sich um die Entstehung der Gelbwesten-Bewegung in Frankreich oder Waffenexporte. Eine deutsche Firma habe in Italien ein Tochterunternehmen gegründet, um das Exportverbot in Krisengebiete umgehen zu können, schildert Ronnefeldt. Auch die schwierige Situation in Iran und Syrien ist Thema. Der Nahe und Mittlere Osten sind Ronnefeldts Spezialgebiet bei seiner Arbeit für den Versöhnungsbund.
Aufzeichnungsmarathon in Berlin
Produziert werden die Sendungen für "Transparenz TV" einmal im Monat in einem Aufzeichnungsmarathon in Berlin. Morgens um sieben startet Ronnefeldt mit dem Zug in Freising, um kurz vor zwölf ist er in der Bundeshauptstadt. Nachmittags finden dann zwei Interviews statt, am nächsten Vormittag zwei weitere, abends ist Ronnefeldt wieder in Freising.
Interview:Risikobereit für den Frieden
Konflikte können diplomatisch gelöst werden, davon ist Clemens Ronnefeldt überzeugt. Jetzt ist er mit dem Peter-Becker-Preis der Universität Marburg ausgezeichnet worden. Seine Botschaft: Man muss an den Ursachen ansetzen.
Wichtig sei ihm, dass die Sendungen die Probleme nicht nur analysieren, sondern auch positive Beispiele geben, was jeder Einzelne tun kann, schildert Ronnefeldt. So halte er immer Informationen parat - etwa zu einer Postkartenaktion an den US-Botschafter mit der Aufforderung, den INF-Vertrag zur Abrüstung nuklearer Mittelstreckenraketen zu erhalten. Oder einen Fragenkatalog, mit dem man die Haltung der Kandidaten für das Europaparlament zu Rüstungsexporten abklopfen kann. Die Rückmeldungen zu den Interviews seien bisher durchweg positiv, sagt der 58-Jährige. Die Zuschauer hätten das Bedürfnis, in die Tiefe zu gehen. Mit 90-Sekunden-Beiträgen in der Tagesschau sei das nicht möglich.
Samen ausstreuen
Trotz der zahlreichen Krisenherde auf der Welt hätten die Friedensaktivisten in den vergangenen 20 Jahren einiges erreicht, bilanziert Ronnefeldt und erinnert an die Kampagne zur Abschaffung von Landminen. Auch die Auszeichnung von Ican mit dem Friedensnobelpreis habe den Druck auf die Politik erhöht. 122 Staaten hätten sich inzwischen auf die Abschaffung von Atomwaffen verständigt, Deutschland ist bisher nicht dabei. Als einen Optimisten würde er sich zwar nicht bezeichnen, sagt der Freisinger Friedensreferent. "Aber ich versuche, Samen auszustreuen und vertraue darauf, dass er aufgeht."
Ein weiteres Thema, das Ronnefeldt umtreibt, ist der Klimawandel. In großen Teilen Irans beispielsweise herrsche Wassermangel. Die UN gehe bis 2050 weltweit von 140 Millionen Klima-Flüchtlingen aus. Neben Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung hierzulande seien massive Investitionen in den betroffenen Ländern erforderlich, etwa in Meerwasser-Entsalzungsanlagen, in regenerative Energien und die Schaffung von Arbeitsplätzen, um der jungen Generation eine Perspektive zu geben. Für sich hat Ronnefeldt Konsequenzen gezogen: Er ist seit drei Jahren nicht mehr geflogen und versucht dies beruflich so weit wie möglich zu vermeiden. Privat fliegt er gar nicht mehr. Von Freising aus seien Städte wie Berlin, Wien oder auch die Schweiz gut mit dem Zug zu erreichen.