Süddeutsche Zeitung

Freising:Bücher unter dem Weihnachtsbaum

Lesezeit: 2 min

Ob Romane oder Essays, die Buchhändler in der Stadt haben für jeden Leser einen Geschenktipp parat

Von Francesca Polistina, Freising

Es gibt viele Gründe, warum Bücher ein schönes Weihnachtsgeschenk sind. Sie verfallen nicht und können auch viele Jahre danach gelesen werden. Sie passen in jedes Regal rein, ohne dass man sich heimlich über Größe und Lieblingsfarbe erkundigen muss. Sie laden ein, sich in einem ruhigen Moment zurückzuziehen, egal ob im Zug oder auf der Couch. Und ein persönliches Geschenk sind sie auch, etwa, wenn man einen sehr geliebten Roman oder ein gern gelesenes Sachbuch schenkt. Aber was, wenn man im Buchladen steht und gar nicht weiß, wo man anfangen soll? Hier die Weihnachtstipps der Freisinger Buchhändler.

Tipps von Pustet

Wer auf Krimis steht, der sollte sich unbedingt dieses Buch besorgen: "Mord im alten Pfarrhaus" von Jill McGown (Dumont) erzählt die Geschichte des Dörfchens Byford, wo ausgerechnet am Heiligabend ein Mann ermordet wird. "Diese wunderbare Weihnachtswiederentdeckung ist eine stimmungsvolle Hommage an das Goldene Zeitalter des britischen Kriminalromans", sagt Pustet-Filialleiterin Jutta Ederer - und ein schönes Weihnachtscover hat das Buch übrigens auch. Für Spannung sorgt auch der letzte Roman der Erlangenerin Christiane Neudecker, "Der Gott der Stadt" (Luchterhand Literatur), der in Berlin der Wiedervereinigung spielt. Die Geschichte beginnt mit zwei tragischen Todesfällen, die verflochten zu sein scheinen. Nur Zufall oder steckt mehr dahinter?

Auch für alle, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen wollen, hat Pustet einen Vorschlag: " Bit Rot " von Douglas Coupland (Blumenbar) ist eine Kurzgeschichten- und Essaysammlung. Der Schriftsteller erklärt "auf verstörende, aber auch beeindruckende Weise, wie das menschliche Denken von neuen Technologien beeinflusst wird".

Rupprecht empfiehlt

Der britisch-indische Autor Salman Rushdie hat dieses Jahr wieder einen brillanten, gesellschaftskritischen Text geliefert: In "Quichotte" (Bertelsmann) versetzt er einen Ritter in unsere verrückte, von Medien gesteuerte Gegenwart. Die Reise führt ihn nach Amerika, wo ihm Cyber-Spione, die Opioidkrise und der alltägliche Rassismus begegnen. "Mit seinem Roman hat Rushdie dem Klassiker von Cervantes ein modernes Update verpasst", sagt Buchhändlerin Vanessa Kläger. Auch die Altphilologin Madeline Miller greift für den Roman "Ich bin Circe" (Eisele) auf ferne Zeiten zurück, diesmal wird ein griechischer Mythos neu erzählt. Die moderne Circe, auf Deutsch Kirke, ist leidenschaftlich und temperamentvoll, unabhängig und kämpferisch. "Ein Stück Antike aufregend erzählt", sagt Buchhändlerin Joyceline Jantjies.

Rupprecht-Filialleiterin Martina Koppler empfiehlt hingegen ein Sachbuch: In "Schecks Kanon" (Piper) stellt der renommierte Literaturkritiker Denis Scheckhundert literarische Werke vor, die man unbedingt lesen muss. Im März wird Denis Scheck einen Vortrag bei Rupprecht halten. Das gleiche Buch wird auch von Pustet empfohlen, als "inspirierende und unterhaltsame" Lektüre.

Die Titel der Stadtbibliothek

Perfekt zum Experimentieren ist die Stadtbibliothek: Das Angebot ist groß - und günstig ist das auch. Die stellvertretende Leiterin Gloria Kölbl empfiehlt den Jüngeren "Erebos 2" von Ursula Poznanski (Loewe-Verlag), Fortsetzung des vor zehn Jahren veröffentlichten Beststellers. Eine Must-Lektüre "für alle, die gerne Computer gespielt haben, spielen oder gerne Was-wäre-wenn-Szenarien mögen", sagt sie.

Ein Roman, der sehr viele Teilnehmer des Lesekreises beeindruckt hat, ist hingegen "Ich nannte ihn Krawatte" (btb) von Milena Michiko Flasar. Im Buch geht es um zwei Außenseiter, die sich zufällig auf einer Parkbank kennenlernen. "Ein schön geschriebenes Buch einer japanisch-österreichischen Autorin, das interessante Einblicke in das Innenleben der japanischen Gesellschaft bietet", sagt die Bibliothekarin. Inhaltlich nicht einfach, aber sehr berührend, ist "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" von Susann Pásztor (Kiepenheuer & Witsch). Als ehrenamtlicher Sterbebegleiter bei der reservierten, an Krebs erkrankten Karla findet Fred, alleinerziehender Vater, einen neuen Zugang zu seinem Sohn. "Die Autorin ist selbst als Sterbebegleiterin tätig und weiß, wovon sie schreibt", so Kölbl. Ein Roman über das Sterben, aber vor allem über das Leben.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2019
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