Hightech-Agenda des Freistaats:Mehr Raum für die Forschung

Eric Veuillet

Präsident Eric Veulliet freut sich, dass die Forschung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durch neue Professuren gestärkt wird.

(Foto: Lukas Barth)

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf bekommt sieben neue Professuren zugesprochen, ein Schwerpunkt ist die digitale Agrarwirtschaft. Bis zum Jahr 2023 werden bis zu 200 neue Studienplätze entstehen.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) profitiert erheblich von der Hightech-Agenda, der Technologieoffensive, des Freistaats: Sie erhält sieben neue Professuren sowie sechseinhalb Stellen für weiteres Personal. Gestärkt werden soll in erster Linie die angewandte Forschung, seit Längerem ein großes Anliegen der HSWT. Auch etwa 200 zusätzliche Studienplätze sollen an den beiden Standorten in Freising und im mittelfränkischen Triesdorf entstehen.

Die Hightech-Agenda ist ein umfangreiches Investitionsprogramm nicht nur für die Hochschulen. Ministerpräsident Markus Söder will damit vor allem Forschung und Innovation im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz fördern. An der HSWT wird davon das im vergangenen Jahr geschaffene "Kompetenzzentrum für digitale Agrarwirtschaft" (Koda) profitieren. Zwei der neuen Professuren werden dort angesiedelt, künftig sind es somit sechs, das Team "nimmt richtig an Fahrt auf", sagt HSWT-Präsident Eric Veulliet. Auch die Fort- und Weiterbildung von Externen soll das Koda übernehmen.

Die Digitalisierung in der Agrarwirtschaft und den angewandten Lebenswissenschaften ist ein campusübergreifendes Thema

Sitz des Kompetenzzentrums ist Triesdorf, seit 2018 laufen die Planungen für einen Neubau. Parallel dazu arbeitet die HSWT laut Veulliet an einer Übergangslösung, um dem schnell wachsenden Team geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. Die Digitalisierung in der Agrarwirtschaft und den angewandten Lebenswissenschaften sei jedoch ein campusübergreifendes Thema, das an allen sieben Fakultäten interdisziplinär bearbeitet werde. Die HSWT wolle ihre Forschungskapazitäten "entlang der gesamten Forschungskette stärken", erklärt Veulliet. Drei der Stellen am Kompetenzzentrum sind Forschungsprofessuren. Das heißt, den Inhabern bleibt mehr Zeit zu forschen, sie sind weniger in die Lehre eingebunden - eine Entwicklung, für die sich die HSWT seit Jahren einsetzt.

Besetzt werden sollen die Stellen von Oktober 2020 an. Die inhaltliche Ausrichtung der neuen Professuren und die Standorte würden in den nächsten Monaten intern abgestimmt, sagt Veulliet. Die zusätzlichen 200 Studienplätze sollen nach und nach bis Ende 2023 entstehen. Derzeit zählt die HSWT etwa 5960 Studierende. Gestärkt oder neu aufgebaut werden sollen vor allem Studiengänge mit Bezug zu Informatik, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz. Ob dafür in Weihenstephan zusätzliche Gebäude notwendig werden, lässt sich laut Veulliet noch nicht abschließend bewerten. Durch die Einführung neuer Lehrformen und -methoden - die HSWT habe seit vergangenem Jahr ein Kompetenzteam für digitale Lehre - werde sich auch der Raumbedarf verändern.

In der Agrarwirtschaft wird vermehrt zu Bildverarbeitung, Spektraldaten und digitalen Technologien geforscht

Breiten Raum wird künftig die Forschung im Bereich der digitalen Agrarwirtschaft einnehmen. Wichtige Forschungsfelder sind laut Patrick Noack, dem Digitalisierungsbeauftragten der HSWT und Professor für Agrarsystemtechnik, die Bildverarbeitung, die Nutzung von Spektraldaten aus unterschiedlichsten Quellen sowie die Bewertung digitaler Technologien, die nicht aus der Landwirtschaft stammen, dort aber genutzt werden könnten.

Ein Projekt, das Ende 2019 unter der Leitung Noacks gestartet ist, hat die Entwicklung einer automatisierten Lösung für die drohnengestützte visuelle Beurteilung von Feldversuchen zum Ziel. Die Pflanzenzüchtung steht gerade - vor dem Hintergrund des weltweiten Bevölkerungswachstums, des Klimawandels und dem Wunsch nach einer ökologisch verträglicheren Landwirtschaft - vor großen Herausforderungen. Die Bonitur, also die Bewertung der Feldversuche, ist bisher sehr aufwendig und anfällig für menschliche Fehler. Auf dem Markt gibt es noch keine praxistaugliche Lösung, die eine eigenständige Erhebung und Auswertung sensorgestützter Daten ermöglichen würde, wie es in der Projektbeschreibung heißt. Ein weiteres Team sucht nach Ansätzen zur Verbreitung des Einsatzes digitaler Technologien auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben.

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