Süddeutsche Zeitung

Freising: Berufsinfotag 50 plus:Erfolg in der zweiten Lebenshälfte

Jeder dritte Arbeitslose in den Landkreisen Freising und Erding ist über 50 Jahre alt. Auf dem "Berufsinfotag 50 plus" konnten sich Betroffene über Wege zurück zum beruflichen Erfolg informieren. Gefragt sind dabei vor allem die Unternehmen.

Nora Ernst

Der Andrang war groß beim "Berufsinfotag 50 plus", den die Freisinger Arbeitsagentur am Donnerstag im Asamfoyer veranstaltet hat. Das verwundert nicht: Jeder dritte Arbeitslose in den Landkreisen Freising und Erding ist über 50 Jahre alt. Mehrere Messeteilnehmer informierten die Besucher über Themen wie erfolgreiches Bewerben, Existenzgründungen und berufliche Neuorientierung. Zu diesem Zweck war auch eine 53-Jährige gekommen, die seit zehn Jahren als Zimmermädchen arbeitet und nun umsatteln will: "Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit, die überhaupt nicht geschätzt wird. Das ist sehr demotivierend." Seit geraumer Zeit sucht sie eine neue Stelle, aber: "Niemand nimmt mich."

Ein Problem, das vermutlich die meisten Besucher des Infotages kennen. Noch immer scheuen viele Unternehmen davor zurück, Menschen über 50 einzustellen. "Viele Arbeitgeber denken, Ältere seien unflexibler oder verlangten mehr Gehalt. Das sind in der Regel völlig unbegründete Vorurteile", erklärt Maria Schulze Pröbsting von KompAQT, einer Initiative, die über 50-Jährigen hilft, wieder Arbeit zu finden. Allerdings könne man seit einigen Jahren eine positive Entwicklung beobachten: "Die Vorbehalte nehmen langsam ab."

Davon hat ein weiterer Besucher des Asamfoyers bislang nicht viel gemerkt. Der 60-Jährige ist diplomierter Elektrotechniker und seit einem Jahr arbeitslos. Drei Vorstellungsgespräche hat er schon hinter sich. "Eigentlich bin ich der ideale Kandidat", lächelt er. "Ich habe meine Gehaltsvorstellungen zurückgeschraubt, bin flexibel und nicht auf die große Karriere aus. Ich will einfach nur eine Stelle." Zudem habe er genug Geduld und Erfahrung, um Jüngeren etwas beizubringen.

Erfahrung - ein Stichwort, das an diesem Tag immer wieder fällt. "Das ist ein wesentlicher Aspekt, den Ältere den Jüngeren voraushaben", sagt Alexander Mademann von der Handwerkskammer Oberbayern. Außerdem zeigten ältere Arbeitnehmer oftmals mehr Einsatz. "Im Handwerk spielt das Alter eine untergeordnete Rolle, wichtiger ist eine durchgängige Praxiserfahrung", sagt er. Franz Maier vom Verein Aktivsenioren klärte über Existenzgründungen in der zweiten Lebenshälfte auf. Er ist ebenfalls überzeugt: "Erfolg hat mit dem Alter nichts zu tun, sondern mit dem Willen."

Besonders groß war der Andrang am Stand der Arbeitsagentur. Sie informierte über Förderungsmöglichkeiten wie Entgeltsicherung und Eingliederungszuschüsse. Informationen, die man eigentlich auch bei einem Besuch in der Arbeitsagentur bekommt. Doch Daniel Zdziebko weiß aus seiner Tätigkeit als Arbeitsvermittler: "Oft lesen die Leute die Infoblätter einfach nicht. Wenn man hier die Fakten vorträgt, kommt es bei dem ein oder anderen zum Aha-Erlebnis."

Auch wenn sich viele Besucher zufrieden über die Veranstaltung äußern, so hört man doch auch Bedauern, dass keine privaten Unternehmen vertreten sind. Claudia Klaubert von der Arbeitsagentur betont, der Schwerpunkt liege beim Berufsinfotag woanders: "Heute geht es vor allem um die Arbeitnehmerseite, darum, die Menschen zu informieren." Dass das Interesse an der Veranstaltung so groß sein könnte, damit hatte Klaubert nicht gerechnet. "Ich denke, dass wir das in Zukunft wiederholen werden", sagte sie. "Vielleicht sogar mit mehr Standteilnehmern."

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SZ vom 25.03.2011/elis
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