SZ-Kulturpreis Tassilo:"Ich habe immer an mich geglaubt"

SZ-Kulturpreis Tassilo: Die Freisinger Sängerin Belli ist für den Tassilopreis der SZ nominiert.

Die Freisinger Sängerin Belli ist für den Tassilopreis der SZ nominiert.

(Foto: privat)

Die 20-jährige Freisinger Sängerin Belli singt und rappt sich quer durch die Genres. In ihren Songs geht es aber nicht nur um die Musik. Die junge Musikerin will auch Geschichten erzählen. Und sie hat noch viel vor.

Von Ella Rendtorff, Freising

Melodischer Rap, poetische Zeilen in deutscher Sprache, atmosphärischer Sound ­- so in etwa klingt die neueste Single "Plan B" der 20-jährigen Sängerin Belli. Musik machen war für sie allerdings immer Plan A. Schon als Kind hat sie Texte geschrieben und gesungen, mit zwölf Jahren entstand daraus dann der erste Song. Heute kann man ihre Musik bei Spotify hören, auf Instagram laufen Ankündigungen für die nächste Single. Belli hat große Pläne. Einer davon: sich den Tassilo-Kulturpreis zu holen, den die SZ in diesem Jahr wieder an Kulturschaffende verleiht. Schon über die Nominierung habe sie sich sehr gefreut, sie fühle sich "total geehrt", sagt Belli der SZ.

So richtig angefangen, Musik zu produzieren, hat sie mit 16. Es begann mit ihrem Schulwechsel von Landshut, ihrer Heimatstadt, auf das musische Camerloher Gymnasium in Freising: "Hier habe ich alle Leute kennengelernt, mit denen ich jetzt Musik mache", erzählt die junge Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Isabella Löscher heißt. Vor allem die Corona-Zeit hat sie dazu genutzt, eigene Songs aufzunehmen und sich musikalisch auszuprobieren. "Das war natürlich noch lange nicht gut, aber ich wollte schon immer Musik machen, mein ganzes Leben lang", sagt Belli.

Seit ihrem Abitur 2022 lebt sie weiterhin in Freising, verbringt die meiste Zeit bei Freunden im Studio und nimmt neue Songs auf. Nebenher studiert sie Sounddesign in München. Sie träumt davon, irgendwann nicht nur aus Leidenschaft Musik zu machen, sondern auch davon leben zu können. Um diesen Traum und das Selbstbewusstsein, ihn zu verwirklichen, geht es auch in der Single "Cage": "Ihr habt mir bloß gesagt es ist ein Traum, jetzt steh' ich hier und leb' ihn und ich schreib es auf", singt Belli melancholisch auf einen ruhigen Beat.

Schreiben und Singen - für Belli gehört das zusammen: "Musik ist für mich Lyrik, kombiniert mit einer Melodie". Was ihr in den Sinn kommt, bringt sie direkt zu Papier, oder tippt es in ihre Notizen-App auf dem Handy. Dadurch habe sie eine ganze Sammlung von Texten und aufgeschriebenen Gedanken, auf die sie jederzeit zurückgreifen kann, erzählt Belli. Am Anfang eines neuen Songs steht bei ihr oft zuerst die Idee für eine Melodie, dann findet sie einen Text, der dazu passt. Manchmal sei es aber auch andersherum, je nach Stimmung. Inspiration für Bellis Songtexte kann dabei fast alles sein: Bilder, ihre Freunde, verschiedene Musik. Ein Soundtrack, der sie schon seit ihrer Kindheit begleitet und beeinflusst, ist die britische Pop-Rock-Band Coldplay. "Eine absolute Legende" , wie Belli findet. Ihren eigenen Musikstil würde sie am ehesten als Singer-Songwriter beschreiben, möchte sich aber keinem festen Genre zuordnen.

Schubladendenken passt nicht zu ihr

Auch was die Sprache ihrer Songs betrifft, bleibt Belli flexibel. Ihre ersten Songtexte hat sie auf Englisch geschrieben, für die neueren Projekte wechselte sie dann ins Deutsche. Zwischen den beiden Sprachen entscheiden will sie sich aber nicht, beide hätten für sie ihre Vorzüge. Genau das ist es, was sie so fasziniert an der Musik: die Vielzahl an Möglichkeiten. "Ich finde es immer toll, wenn man etwas hört, das es so davor noch nicht gab, einen Sound, der irgendwie einzigartig ist", meint Belli. Schubladendenken passt mit ihrer Vorstellung von Musik nicht zusammen, man könne auch mal einen Eighties-Synthesizer mit Boom-Bap-Drums kombinieren und schauen, was dabei rauskommt.

Auch sie selbst hat schon viel rumexperimentiert: am Klavier, im Studio mit Freunden und seit dem vergangenen Sommer auch zum ersten Mal auf einer Bühne, vor Publikum. Nach ihrem ersten kleinen Auftritt in München, Belli nennt ihn eine "perfekte Generalprobe", folgten im Herbst zwei weitere Live-Konzerte, eines davon im Lindenkeller in Freising. Das sei bisher ihr liebster Auftritt gewesen, fast 400 Menschen waren da ­­- für Belli ein Highlight.

Auftritt im Münchner Feierwerk

Auch in diesem Jahr stehen weitere Live-Gigs an, im März wird Belli im Feierwerk in München zu sehen sein. Eine bestimmte Ziel- oder Altersgruppe will sie mit ihren Songs dabei nicht erreichen, im Gegenteil: "ich freue mich über jeden, der meine Musik hört", sagt die Sängerin. Letztendlich mache sie ihre Musik aber für sich und ihre Freunde, bisher stand sie auch noch nie ganz alleine auf der Bühne. "Es macht einfach tausend Mal mehr Spaß, wenn man mit anderen zusammen auftritt, vor allem wenn man es noch nicht so oft gemacht hat", findet Belli. Aufgeregt sei sie trotzdem jedes Mal, wenn sie vor Publikum spiele, keine Frage, aber mit jedem Auftritt werde es ein bisschen besser.

Insgesamt läuft es für Belli gerade also ziemlich gut, oder, wie sie in einem ihrer Songs singt: "Das alles geht so schnell und ich hoff', dass es bleibt". Ob sie trotzdem manchmal auch Zweifel habe? Belli schüttelt den Kopf: "Ich habe eigentlich immer an mich geglaubt", sagt sie und lacht.

Bis Mitte Februar stellen wir Ihnen Kandidatinnen und Kandidaten für den Tassilo-Kulturpreis 2023 vor. Alle Nominierten finden Sie unter sz.de/tassilo.

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