Sensation im Baumstumpf:Ein Goldstück aus dem Steigerwald

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Käfer mit Goldschimmer: In einem Labor der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising ist der seltene Berliner Prachtkäfer aus einer Holzprobe geschlüpft.

(Foto: Julia Schißlbauer/LWF)

Experten der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising finden bei Laboruntersuchungen per Zufall ein Exemplar des sehr seltenen Berliner Prachtkäfers.

Von Petra Schnirch, Freising

Er sieht aus, als wäre er in ein Gefäß mit Goldstaub gefallen. Doch nicht nur deshalb ist der Berliner Prachtkäfer, auch Goldener Prachtkäfer genannt, etwas Besonderes, denn er ist auch sehr selten. Umso größer war die Überraschung eines Experten-Teams der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising, als der Prachtkäfer in einem Waldschutz-Labor aus Buchenholz-Proben schlüpfte. Die stammten von abgestorbenen Bäumen an der Waldklimastation im fränkischen Ebrach.

Bei dem Käfer handelt es sich einen Zufallsfund. "Das war schon eine kleine Sensation", sagt Andreas Hahn, Leiter der Abteilung Waldschutz an der LWF. Da im sehr trockenen Jahr 2020 zahlreiche alte Buchen an der Waldklimastation im Steigerwald abgestorben sind, startete die Landesanstalt eine Studie, um schädliche Einflüsse - sowohl durch Umweltfaktoren wie Wasser oder Temperatur als auch durch Lebewesen - zu untersuchen. Dazu nahmen die Forscherinnen und Forscher Zweig- und Stamm-Proben geschädigter Rotbuchen mit. Im Herbst 2020 waren einige Exemplare gefällt worden, um mehr über das Absterben der Bäume durch die Auswirkungen des Klimawandels zu erfahren.

Wieder in Freising, untersuchten die Experten das Material und legten vielversprechende Holzstücke mit Fraßspuren und Larven in Netzkäfigen aus, um eventuell darin enthaltene Totholzinsekten beobachten zu können. In anderen Abteilungen fanden beispielsweise Jahrringanalysen statt. Auch dabei ließen sich Anzeichen für Stress ablesen, erklärt Hahn.

Große Freude über den Fund

Anfang August entdeckten die Waldschutz-Fachleute dann das kleine Prachtexemplar. Der Käfer war aus dem abgestorbenen Kronenast einer Rotbuche geschlüpft und konnte laut LWF eindeutig als der seltene Berliner Prachtkäfer bestimmt werden. Der letzte Nachweis durch Forscher der Landesanstalt liegt bereits 15 Jahre zurück. Entsprechend groß war die Freude über den Fund.

Der Goldene Prachtkäfer, eine Rote-Liste-Art, werde künftig womöglich häufiger im Steigerwald vorkommen, sagt Hahn. Er sei auf besonntes Totholz in den Baumkronen angewiesen und liebe die Wärme, anders als die alten Buchen in dem 180 Jahre alten Mischwald an der Waldklimastation. Ihnen setzte die Trockenheit der Jahre 2015 bis 2020 enorm zu. Gerade die alten Baumriesen sind laut LWF nicht an die veränderten Klimabedingungen angepasst, mit Wärme und Trockenheit kommen sie nur schlecht zurecht. Dadurch werden sie geschwächt und anfällig für Schädlinge. Waldklimastationen wie die im Steigerwald messen über Jahre hinweg kontinuierlich die wichtigsten Umwelteinflüsse.

Totholz ist Lebensraum

Der Fund des Goldenen Prachtkäfers zeige, sagt Andreas Hahn, dass auch in naturnah bewirtschafteten Wäldern seltene Arten beheimatet sind. Voraussetzung sei, dass die Funktionen des Waldes dauerhaft geschützt werden, dass der Stoffkreislauf erhalten bleibt, etwa durch Totholz, das im Wald verbleibt.

Der geschlüpfte Goldene Prachtkäfer ist übrigens schon zurück im Steigerwald. Nach einem Fototermin brachten ihn die Wissenschaftler wieder zum Fundort, damit er seinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Population leisten kann. Eine Gefahr für die Wälder sind er und seine Artgenossen keine, weil er zum einen sehr selten ist und zum anderen ohnehin nur absterbende Bäume besiedelt.

Prachtkäfer sind laut LWF mit etwa 15 000 Arten und 450 Gattungen eine der acht größten Käferfamilien im Tierreich. In Mitteleuropa kommen etwa 100 Arten vor. Davon leben allein 17 in, auf und von der Eiche, aber nur drei, wie der Berliner Prachtkäfer, an der Buche.

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