Nachwuchstalent aus Freising:Baseballer träumt von Karriere in US-Team

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Einen wichtigen Schritt hat der 17-jährige Robin Buchwald bereits gemacht: Er spielt in der zweiten Bundesliga bei den Untouchables Paderborn. Doch das Ziel des jungen Sportlers ist die Major League.

Von Laura Dahmer, Freising

Es ist Mittwoch, kurz vor 10 Uhr morgens. Als Robin Buchwald an sein Handy geht, steht er schon auf dem Baseballplatz. Er trifft sich dort mit seinem Coach zum Individualtraining, denn er will seinen Wurf verbessern. Robin Buchwald hat ein großes Ziel: Er will Baseballprofi werden. Er will auf ein College in den USA gehen und von dort aus in die Major League, die amerikanische Profiliga. Obwohl er gerade mal 17 Jahre alt ist, ist dieses Ziel schon lange mehr als Träumerei. Seit zwei Jahren geht der Freisinger auf ein Sportinternat, spielt bei den Untouchables Paderborn in der zweiten Bundesliga und ist im Kader der U-18-Nationalmannschaft.

Den Umzug ins Sportinternat nach Paderborn hat Baseballer Robin Buchwald nicht bereut, er hat sich dort deutlich verbessert. (Foto: Privat)

Angefangen hat Buchwalds Baseballkarriere auf einem Sportplatz in der Nähe des Flughafens, bei den Freising Grizzlies. Er war fünf Jahre alt, als er mit seinem größeren Bruder zum Probetraining ging. Jemand vom Verein war zu ihm in die Grundschule gekommen, um den Sport vorzustellen, erinnert sich Buchwald. Als er davon hörte, war er sofort angetan. Es zeigte sich schnell, dass er Talent hatte. Bereits mit zwölf Jahren war dem Baseballspieler klar, dass Werfen sein Ding war - und dass er es besser konnte als die meisten anderen. Buchwald wurde Pitcher, eine der wichtigsten Positionen im Baseball. Der Pitcher, oder im Deutschen auch Werfer, ist derjenige, der den Ball ins Spiel bringt. Seine Aufgabe ist es, möglichst schwer zu schlagende Bälle zu werfen und den Batter, den schlagenden Spieler, damit zu einem Strike zu zwingen.

2017 kam Buchwald in die Jugendnationalmannschaft

Schon wenige Jahre nach seiner Spezialisierung auf die Pitcher-Position spielte Robin Buchwald bei den Herren der Grizzlies in der Bayernliga und half in der Jugend nur noch aus. Von da an ging es steil aufwärts: Im Winter 2017 wurde der junge Sportler bei einem Turnier der Deutschen Baseball Akademie (DBA) ausgewählt und kam in die Jugendnationalmannschaft. Im Frühjahr 2018 spielte er im Deutschlandtrikot vor vollen Rängen im baseball-begeisterten Panama um den WM-Titel. Und im Sommer 2018 zog er nach Paderborn. Denn einer der Untouchables-Coaches war bei einem Turnier der DBA auf ihn aufmerksam geworden - und holte den damals 15-Jährigen ins Sportinternat.

Heute, zwei Jahre später, ist Buchwald sehr glücklich über die Entscheidung, etwa 600 Kilometer weit von der Heimat wegzuziehen. "Ich habe hier wahnsinnig viel gelernt und mich stark verbessert", sagt er. "Außerdem lassen sich hier im Internat Sport und Schule ideal vereinen." An dem Sportgymnasium kann er schon während des Schultages im Kraftraum trainieren, jeden Nachmittag nach dem Unterricht ist dann Training auf dem wenige Minuten entfernten Baseballplatz der Untouchables.

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie fiel das für einige Wochen aus, auch das Internat war geschlossen und Buchwald musste bei seinen Eltern in Freising trainieren. Jetzt stehen die Untouchables wieder auf dem Platz. "Die Liga ist für diese Saison zwar abgesagt, aber wir spielen viele Freundschaftsspiele oder intern, gegen die erste Mannschaft", erzählt der 17-Jährige. Für ihn ist das gut, denn die erste Mannschaft des Paderborner Vereins spielt in der ersten Bundesliga. Von ihr kann Buchwald noch einiges lernen und so seinem großen Ziel näherkommen: der Major League. Dafür, sagt der Pitcher, müsse er noch hart arbeiten.

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Manchmal schauen sich Scouts aus den USA die deutschen Spieler an

"Es als Deutscher in den amerikanischen Baseballsport zu schaffen, ist schwer", weiß Buchwald. "Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein." Denn anders als in den USA gibt es hier kaum Infrastruktur für professionellen Baseball. Nur manchmal reisen Scouts der amerikanischen Colleges zu Turnieren an, um sich die Spieler anzuschauen. "Genau dann musst du einen guten Tag haben."

Sein Trainer Alper Bozkurt bestätigt das. Er war es, der Buchwald damals entdeckte, als Nachwuchskoordinator begleitet er die Baseballspieler des Internats und ihre Familien, bis sie mit der Schule fertig sind. "Ich sage den Eltern immer: Wenn der beste Fußballer aus den USA nach Deutschland kommt, wird er trotzdem nicht direkt beim FC Bayern spielen", so Bozkurt. Beim Baseball sei es andersherum nicht viel anders. "Mit Glück wird ein College auf die Spieler aufmerksam und bekundet Interesse. Aber Colleges in den USA sind teuer, es ist also auch dann eine Geldfrage für die Familien." Und von den College-Baseballspielern schaffe es wiederum nur ein Bruchteil in die Major League. "Wir verstehen die Jungs hier deshalb primär als Schüler, nicht als Baseballprofis." Die Untouchables Paderborn schreiben sich auf die Fahne, dass sie immerhin schon ein gutes Dutzend Spieler in die USA gebracht haben. "Einer ist aktuell sogar bei den Boston Red Sox unter Vertrag", erzählt der Trainer.

Dort würde auch Robin Buchwald gerne einmal landen. "Dafür muss ich auf jeden Fall noch besser werden, mein Wurf muss besser werden", sagt er. Aktuell kommt er auf eine Geschwindigkeit von 83 bis 84 Meilen pro Stunde - umgerechnet sind das bis zu 135 Stundenkilometer. Die Profis, verrät der 17-Jährige, werfen zwischen 90 und 100 Meilen pro Stunde. Um dahin zu kommen, steht Buchwald in den Schulferien dann eben auch mal um 10 Uhr morgens auf dem Baseballplatz.

© SZ vom 17.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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