Am Freisinger Bahnhof:Bauhof sammelt Fahrräder ein

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Die Vorbereitungen für den Bau einer Fahrradabstellanlage am Freisinger Bahnhof haben begonnen. Bis Mitte August sollen dort 874 Stellplätze entstehen. Dies ist Bestandteil des Mobilitätskonzepts der Stadt.

Von Nadja Tausche, Freising

Ein durchgeschnittenes Fahrradschloss liegt auf dem Boden, ein einzelner Gepäckträger ist am Montagmittag übrig geblieben - von Fahrrädern selbst aber fehlt an den Abstellplätzen am Freisinger Bahnhof jede Spur, zumindest in einer Hälfte davon. Ein Bauzaun begrenzt den leer geräumten Bereich. Wer jetzt verzweifelt sein Fahrrad sucht, findet auf einem Schild den Hinweis: "Die Fahrräder wurden vom Städtischen Bauhof entfernt", mitsamt der Adresse zum Abholen: Erdinger Straße 10, das Gelände des Bauhofs.

Am Montag haben die Vorbereitungen für den Umbau der Fahrrabstellanlage am Bahnhof begonnen. Bis Mitte August entstehen hier 874 Stellplätze. Der Umbau erfolgt in zwei Abschnitten, der erste davon entspricht dem größtenteils nicht überdachten Bereich der Fläche: Hier haben Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs am Montagvormittag knapp 140 Fahrräder entfernt, wie Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt, berichtet. Die alten Fahrradständer sind bereits abgebaut. Als nächster Schritt werden die neuen montiert. Der Bereich soll freigegeben werden, bevor der zweite Abschnitt umgebaut wird: So schränke man die Zahl der verfügbaren Abstellplätze nicht ganz so stark ein, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Bis zum 26. Juli müssen die anderen Fahrräder verschwinden

Die Hinweisschilder mit der Bitte, die Räder bis zum vergangenen Sonntag zu entfernen, hängen Steinhart zufolge seit rund sechs Wochen am Bahnhof. Wer trotzdem von der Aktion überrumpelt wurde, kann sein Fahrrad innerhalb von drei Monaten am Bauhof abholen. "Die Fahrradeigentümer bringen am besten den Schlüssel für ihr Fahrradschloss mit, da die aufgebrochenen Schlösser am Fahrrad aufbewahrt werden", so Steinhart. Um zu beweisen, dass es das eigene Fahrrad ist, reichen aber auch Fotos davon, die Fahrgestellnummer oder "eine sehr gute Beschreibung des Fahrrads". Für Schäden an den Schlössern übernehme die Stadt dabei keine Haftung, so Steinhart. Im zweiten Abschnitt des Umbaus haben die Besitzer bis zum 26. Juli Zeit, ihre Räder zu entfernen.

Dass am Bahnhof neue Stellplätze entstehen, hat die Stadt Freising in ihrem Mobilitätskonzept festgehalten. Angestoßen wurde das Projekt durch die sogenannte "Bike+ Ride-Offensive" der Deutschen Bahn und des Bundesumweltministeriums: Bis 2022 sollen damit an deutschen Bahnhöfen 100 000 neue Fahrradstellplätze entstehen. Die Kosten für die Anlagen übernimmt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative zu 40 Prozent der Bund, weitere 40 Prozent kommen von der Regierung von Oberbayern. Als der Umbau im Juli des vergangenen Jahres im Freisinger Planungsausschuss beschlossen wurde, war von einem Eigenanteil der Stadt von 57 000 Euro die Rede - wie teuer es im Endeffekt werde, könne man aber erst nach Abschluss der Arbeiten sagen, so Steinhart.

Künftig fast doppelt so viele Abstellplätze

Die Zahl der Fahrräder, die am Freisinger Bahnhof abgestellt werden können, erhöht sich mit der Aktion um fast das Doppelte. Aktuell gibt es dort etwa 450 Stellplätze. Angeordnet werden die Räder künftig in einer sogenannten Doppelpark-Anlage: Dabei sind die Räder übereinander in Schienen geparkt, die obere Schiene wird von Hand nach unten gezogen und dann, hydraulisch unterstützt, wieder nach oben geschoben.

Dass es am Bahnhof zu wenig Parkmöglichkeiten für Fahrräder gibt, ist schon länger klar. Die Stadt hatte direkt nach Bekanntwerden der Offensive von Bahn und Umweltministerium einen Förderantrag gestellt, von mehreren Stadträten gab es deshalb Lob. Mittelfristig soll am Bahnhof schließlich ein Fahrradparkhaus gebaut werden: Die neue Anlage könnte dabei integriert werden, berichtet Steinhart, man könnte sie theoretisch aber auch innerhalb des Bahnhofsgeländes versetzen.

© SZ vom 07.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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