Automarkt im Landkreis Freising:Preise für Gebrauchtwagen auf Rekordhoch

Automarkt im Landkreis Freising: Corona und der Krieg in der Ukraine haben die Preise für Gebrauchtwagen in die Höhe schnellen lassen.

Corona und der Krieg in der Ukraine haben die Preise für Gebrauchtwagen in die Höhe schnellen lassen.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Durch den Krieg in der Ukraine und Lieferengpässe können Autohändler im Landkreis Freising kaum noch Neuwagen zukaufen. Kunden müssen auf Gebrauchtwagen umsteigen. Die Preise schießen deshalb in die Höhe.

Von Charline Schreiber , Freising

Der Krieg in der Ukraine sorgt weiterhin für Lieferschwierigkeiten, die Inflation nimmt zu - auch im Landkreis Freising. Zwangsläufig kaufen Kunden aktuell mehr Gebraucht- als Neuwagen, weil Hersteller durch fehlende Einzelteile keine Bestellungen für Neufahrzeuge mehr annehmen können. Das treibt den Preis in die Höhe und Händler fürchten ein schwieriges Verkaufsjahr.

Die Nachfrage nach einem Gebrauchtwagen sei nicht viel stärker als vor einem halben Jahr, sie nehme aber auch nicht ab, erzählt Betriebsleiter Ernad Hadžić vom Freisinger Autohaus Müller (AHM). Zudem seien die Preise immens angestiegen. Hadžić kauft regelmäßig Fahrzeuge zu, wie er sagt. Doch noch vor einem Jahr habe er für das gleiche Fahrzeug zwischen 2500 und 3500 Euro netto weniger gezahlt.

Grund für den Preisanstieg sei der Krieg in der Ukraine. Seine Auswirkungen nennt der Betriebsleiter den "Ukraine-Effekt". Denn der damit verbundene Lieferstopp bei fast allen Autoherstellern sorge dafür, dass Lieferzeiten nicht mehr eingehalten werden könnten. "Es gibt, bis auf ganz wenige Hersteller, kaum einen, der verbindliche Lieferzeiten zusagt. Alle anderen sprechen unter Vorbehalt von 2023, vielleicht auch mal Ende 2022." Dadurch, dass viele Kunden auf Mobilität angewiesen seien, müssten die Autos gekauft werden, die vorhanden sind. "Und das sind dann nun mal die Gebrauchtwagen."

Wenn ein Kunde einen Wagen nicht will, kauft ihn am nächsten Tag ein anderer

Die Kunden seien zwar überrascht, dass die große Auswahl an Neu- und Gebrauchtwagen wegfalle, zeigten aber Verständnis. "Wenn ein Kunde den Wagen nicht kaufen möchte, dann ist er eben am nächsten Tag anderweitig verkauft." Eine Wahl bleibe den Käufern demnach nicht.

Für einen Autohändler wie AHM, der nach eigenen Angaben im Jahr etwa 1500 Fahrzeuge verkauft, ist das ein Problem. Die Neuwagenabsätze fehlen fast ganz. Das AHM habe den Bestand zwar im vergangenen Jahr massiv aufgestockt, könne diesen in naher Zukunft aber nicht mehr vorweisen. "In der Branche spricht man schon darüber, dass dieses Jahr fast gelaufen ist", verrät Hadžić. Er gehe nicht davon aus, dass sich der derzeitige Zustand normalisieren werde, der Umsatz werde geringer ausfallen. Zuvor habe das AHM 60 Prozent seiner Fahrzeuge als Neuwagen verkauft. "Aktuell ist es aber so, dass wir 60 Prozent Gebrauchtwagen im Bestand haben und 40 Prozent junge Vorführwagen, die eigentlich aus den Neuwagen heraus resultieren. Es dreht sich also gerade komplett." Hinzu komme, dass zum Jahresende die erhöhte Innovationsprämie für Elektroautos ausläuft. Kunden, die nun ein E-Auto kaufen, es aber in diesem Jahr nicht geliefert bekommen, erhalten auch die Prämie nicht. Ein Umstand, der sowohl Händler als auch Käufer schadet.

Kunden mit Leasingverträgen versuchen, das Fahrzeug nach Ablauf des Vertrages zu übernehmen

Sebastian Liß, Verkaufsleiter im Freisinger Autohaus Ewald GmbH, erklärt, dass die Autohersteller noch immer auch vom Engpass bei Halbleitern betroffen seien. Diese steuern Antrieb und Bremsverhalten der Fahrzeuge, aber auch Airbags und Assistenzsysteme. Dadurch würden aktuell weniger Stückzahlen aufgesetzt und auch der Verkauf sei nicht mehr so lukrativ wie zuvor. "Das, was früher mal ein klassischer Jahreswagen war, ist jetzt eher ein klassischer Gebrauchter. Einfach, weil es Jahreswagen in der Form nicht mehr gibt."

Die gestiegenen Preise für die gebrauchten Fahrzeuge, erklärt sich Liß mit der hohen Nachfrage, "die die Preise steigen lässt". Die Lieferzeit für einen Neuwagen, zum Beispiel beim Autohersteller "Ford", liege zwischen vier und zwölf Monaten. "Da sieht man erst die Spannweite." Privatkunden, die vor vier Jahren einen Leasingvertrag abgeschlossen haben, würden nun versuchen, das Fahrzeug zu übernehmen, auch, um die höheren Preise für ein neues Auto zu umgehen - und Liß betont: "Wer momentan kein Auto kaufen muss, der wird auch keines kaufen."

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