Süddeutsche Zeitung

Freising:Aufgepeppt

Gabriele Schwertner aus Freising ist seit sieben Jahren Homestage-Beraterin. Ihr Job ist es, das Flair einer Wohnung so zu verbessern, dass mit wenig Aufwand ein höherer Verkaufspreis erzielt wird

Von Isabella Lößl, Freising

Homestaging, davon haben wahrscheinlich viele im Landkreis Freising noch nie gehört. Gabriele Schwertner, Homestage-Beraterin aus Freising, definiert den Begriff so: "Man kann es mit einem Auto vergleichen, das man, bevor man es verkauft, ja auch in einen guten Zustand bringen möchte. Bei Autos ist das mittlerweile selbstverständlich. So ist es auch mit einer Wohnung. Handwerker streichen und möblieren sie so, dass sie hochwertiger wird und man sie dadurch schneller und zu einem besseren Preis verkaufen kann". Dabei spielt für Schwertner besonders die Vorstellungskraft eine Rolle, die sich in einem ganz leeren Raum nicht entfalten könne.

Homestaging wird in den USA schon seit den 1970er Jahren durchgeführt.Gabriele Schwertner übt es bereits seit sieben Jahren aus, zuvor hat sie bereits als Fachwirtin für Facility Management Erfahrung gesammelt und gesehen, wie schlimm manche zum Verkauf stehenden Wohnungen aussehen. "Ich bin sozusagen ein Dinosaurier in der Branche, die es in Deutschland erst seit 2007 gibt. Gleich, nachdem ich vom Homestaging zum ersten Mal gehört habe, war ich davon überzeugt". Um auch die Freisinger davon zu überzeugen, wird sie am Mittwoch, 15. Juli, um 19 Uhr einen Vortrag an der Freisinger Volkshochschule halten.

Wie viel Geld man ins Homestaging stecke, hänge vom Objekt und vom Budget der Verkäufer ab, so die Beraterin. "Viele machen einen Fehler und meinen, ich will die Immobilie doch sowieso verkaufen, wieso soll ich dann noch Geld hinein stecken", sagt sie. "Aber das ist falsch. Wer kauft denn eine unschön wirkende Wohnung? Sind die Zimmer schön hergerichtet, wird automatisch mehr gezahlt." Schwertner erzählt, dass das nötige Gespür und die Sensibilität wichtig sei. "Ich muss wissen, was ich tun muss oder tun kann." In der Regel stecke man nie mehr als 10 000 Euro in die Arbeit der Handwerker und der Homestage-Beratung, wie Gabriele Schwertner erläutert.

Konkret wird beim Homestaging versucht, der Immobilie ein Flair zu geben, das möglichst breite Kreise potenzieller Käufer anspricht. Deshalb wird als erste Maßnahme jegliche Unordnung beseitigt, die Wohnung sozusagen vom individuellen Geschmack des Vorbesitzers entrümpelt und gründlich gereinigt. Möbelstücke fliegen eventuell raus und werden eingelagert. Dann geht es darum, mit geringen Kosten die Immobilie in ihrem Inneren so zu gestalten, dass die dem Auge des künftigen Käufers schmeicheln. Sie sollen ihn in die Lage versetzen, bereits mit Eintritt in den jeweiligen Raum gedanklich damit zu beginnen, ihn mit den eigenen Möbeln einzurichten. Deshalb haben persönliche Gegenstände des Noch-Wohnungsinhabers nur noch den Zweck, als Accessoire, nicht aber zu dominieren.

Für Gabriele Schwertner ist das Prinzip des einfach zu erklären: "Niemand will eine Wohnung kaufen, man kauft ein Zuhause, in dem man sich wohlfühlt". Und es kann sich lohnen, wie sie sagt: "Eine Familie wollte einen leeren Bungalow aus den 60er Jahren für die gebotenen 380 000 Euro nicht verkaufen. Nach dem Homestaging hat die Familie sage und schreibe 540 000 Euro für die Immobilie bekommen."

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Quelle:
SZ vom 14.07.2015
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