Süddeutsche Zeitung

Freising:Auf das Quietschi ist Verlass

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Das alljährliche Hunderennen des Vereins CaniFit ist für Herrchen, Frauchen und ihre Vierbeiner ein Riesenspaß. Jeder Besitzer setzt dabei auf ein anderes Lockmittel. Der Erlös von 800 Euro geht an den Tierschutzverein

Von Alexandra Vettori, Freising

Einfach nur den Hof bewachen war vorgestern, nur Gassi gehen gestern. Der moderne Hund ist zum Familienmitglied geworden, als vergleichsweise pflegeleichter Kind-Ersatz oder Freizeitpartner. Wie viel Spaß Mensch und Hund dabei haben können, war am Samstag zu sehen, als der Freisinger Hundesportverein CaniFit sein jährliches Hunderennen veranstaltete. 800 Euro kamen dabei zusammen, sie gehen als Spende an den Tierschutzverein.

Etwa 50 Hunde waren am Start, in drei Größenklassen, plus einer für Senioren. Sorgsam mit Maschengitter voneinander getrennt, traten immer zwei Tiere gegeneinander an, über 70 Meter. Die waren nicht nur von den Vierbeinern zu absolvieren, auch Herrchen oder Frauchen mussten ran. Sie waren vorausgelaufen, laut rufend, winkend und mit Spielzeug wedelnd, lockten sie ihre Hunde an. Die Zuschauer hatten ihre Freude daran, legten sich die Besitzer doch mindestens ebenso ins Zeug wie die Hunde. Manch ein Frauchen stieß in wildem Laufe kehlige Trillerlaute aus, die jede Beduinenfrau vor Neid hätte erblassen lassen. Schwerarbeit leisteten auch die Starthelfer, welche die japsenden und zerrenden Hunde bis zum Start halten mussten. Bei Lotti zum Beispiel, der Deutschen Dogge, hatte der Helfer keine Chance: Als Frauchen Julia Balli-schwingend und rufend vorneweg trabte, schüttelte ihn Lotti einfach ab. "Trennungsangst und Quietschi", so hatte das Frauchen vorher Lottis Laufmotivation beschrieben - die Wirkung war hervorragend, ein zweiter Startversuch kein Problem, stand doch der Spaß an erster Stelle. Stolze Gewinner gab es zuletzt freilich doch. In der Mini-Klasse waren das André und Laura Koinzer mit Lübke, Zweite und Dritte wurde Heide Deml mit Leni und Gustl; Midi-Klasse: 1. Kerstin Vogel mit Greta, 2. Kathrin Schierl mit Icy, 3. Kerstin Vogel mit Frieda; Maxi-Klasse: 1. David Leopold mit Diego, 2. Uli Werner mit Ruby, 3. Sabine Huber mit Gina; Senioren: Uschi Weigslberger mit Juli, Ulrike Hertl mit Xenia, Horst und Larissa Kuppert mit Dino.

Die vierbeinigen Sportler geben alles, wenngleich mancher Läufer, wie in diesem Bild Leon, kaum sieht, wohin er rennt.

Pauline und Luci beschnuppern sich. Die vierbeinigen Athleten interessiert mehr der zwischenhundliche Kontakt als der Laufsport.

Charlotte gibt Gas: Ihren Ball lässt die Dogge auch beim Sprint nicht los.

Ulrike Hertl hatte sich erst ganz zuletzt entschieden, Xenia starten zu lassen. Es sei eine gute Sache, weil Geld in die Kasse des Tierschutzvereins komme, sagte sie. Nur eines störte sie: "Ich verstehe nicht, warum so viele Leute Rassehunde haben. Die Tierheime sind voll." Xenia zum Beispiel sei eine Straßenhündin aus Pompeji. Dass die Freizeit mit dem Hund zum Trendsport geworden ist, bestätigte auch CaniFit-Vorsitzender Rainer Völkner. Seit 1995 gibt es den Verein, mittlerweile zählt er 92 Mitglieder. Völkner und seine Frau haben drei Hunde, den Reiz, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen, mache die erlebte Einheit aus, sagt er: "Wenn man merkt, dass man mit dem, was man tut, den Hund erreicht, und feststellt, das macht dem Hund auch Spaß." Das beginnt mit der Prägung des jungen Hundes auf den Besitzer, was in Welpenspielkursen von CaniFit eingeübt wird. Weiter geht es mit Basis-Kursen für Junghunde, bis Herr/Frau und Hund an Turnieren teilnehmen können. Agility und Obedience heißen die Disziplinen.

Die nötige Ausbildung erfahre dabei nicht nur der Hund, betont Völkner: "Wir trainieren meist die Menschen." Eine schlechte Sache ist das nicht, weist der Ideal-Hundebesitzer laut Völkner doch Eigenschaften auf, die auch dem Auskommen mit Menschen nur förderlich sind: souverän, konsequent, ausgeglichen und vor allem: lesbar.

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SZ vom 06.10.2014
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