Flughafen München:Polizei will Klimakleber aus der Luft entdecken

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Polizeihubschrauber überwachen derzeit das Flughafengelände. (Foto: dpa)

Noch bis zum 2. Juni überwacht die Bundespolizei mit Hubschrauberflügen den Münchner Flughafen. Weitere illegale Aktionen wie zu Beginn der Pfingstferien sollen so verhindert werden. Die Anwohner bringt das um ihre Nachtruhe.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Das Geräusch von frühmorgendlichen Hubschrauberflügen bringt seit ein paar Tagen die Bürger und Bürgerinnen des Freisinger Stadtteils Attaching um den Schlaf. „Das geht um vier Uhr in der Früh los. So geht das nicht weiter“, klagte der Freisinger Stadtrat Hans Hölzl (FSM) kürzlich in der Sitzung des Finanzausschusses. Die Piloten suchten offenbar nach Klimaklebern, die auf das Flughafengelände gelangen wollten. Er regte mit Nachdruck an, vonseiten der Stadt nachzufragen, ob es dafür überhaupt eine Genehmigung gebe.

Ausgerechnet zu Beginn der Pfingstferien hatte eine Gruppe von Aktivisten der „Letzten Generation“ für erhebliche Behinderungen des Flugbetriebs gesorgt, weil sie sich auf der Rollbahn festgeklebt hatten. Zahlreiche Abflüge hatten annulliert, ankommende Maschinen teils umgeleitet werden müssen.

Aufgrund dieser „aktuellen Lage“ so ein Sprecher der Polizeihubschrauberstaffel mit Sitz in Oberschleißheim, habe man derzeit auch den behördlichen Auftrag, das Gebiet von der Luft aus zu überwachen. Geplant sei diese Maßnahme „vorerst“ bis zum 2. Juni, also bis zum Ende der bayerischen Pfingstferien. Dann werde die Lage neu beurteilt, „und dann sollte es wieder ruhiger werden“, so der Polizeisprecher.

Als Teil der „kritischen Infrastruktur“ bedürfe der Flughafen eines besonderen Schutzes, ergänzte Thomas Borowik, Sprecher der Bundespolizei in München. Die aktuellen Überwachungsflüge seien ein Teil verstärkter polizeilicher Maßnahmen, welche die Bundespolizeidirektion München aufgrund der kriminellen Handlungen von Mitgliedern der „Letzten Generation“ am Pfingstwochenende veranlasst habe. „Damit sollen weitere illegale Aktionen respektive erhebliche und gefährliche Beeinträchtigungen des Flugverkehrs am Flughafen München verhindert werden, unter denen Tausende Reisende zu leiden hätten“, so Borowik weiter.

Der Schutz des Flughafens als kritischer Infrastruktur sei eine Aufgabe, der die Bundespolizei rund um die Uhr nachgehe. Die Beamten seien aber stets redlich bemüht, etwaige Beeinträchtigungen, die sich insbesondere aus einem nächtlichen Einsatz der Hubschrauber ergeben könnten, so gering wie möglich zu halten. Die betroffenen Anwohner könnten sich darauf verlassen, dass die Behörde fortlaufend alle relevanten Aspekte des Gefahren abwehrenden Einsatzes abwäge und im größtmöglichen Umfang Rücksicht auf deren Belange nehme.

Eine Genehmigung braucht die Polizei für die Flüge nicht. Die hätte, wenn nötig, beim Luftamt Südbayern eingehen müssen. Dort seien die genannten Flugbewegungen aber nicht bekannt, so die Pressestelle. Flüge der Polizei unterlägen auch generell nicht der Aufsicht und der Genehmigung des Luftamts.

Ähnlich äußerte man sich auch bei der Pressestelle der FMG. Am Flughafen München gelte eine Nachtflugbeschränkung, die keine Flüge in der Zeit von 24 bis 5 Uhr zulasse, so Pressesprecher Robert Wilhelm. Diese gelte auch für Hubschrauber. Ausnahmen seien jedoch erlaubt für Notfälle oder behördliche Aufgaben, wie eben bei Flügen der Polizeihubschrauberstaffel.

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