Wiedereröffnung des Freisinger Asamgebäudes:Alles wieder proper

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Mit einem Empfang wurde am Freitag das Asamgebäude nach sieben Jahren Schließung wiedereröffnet. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit 64,6 Millionen Euro vom Spätbarock in die Moderne: Nach sieben Jahren Bauzeit hat die Stadt Freising nun mitten im Zentrum ein Kultur- und Bürgerzentrum, das in der Region einzigartig ist.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Marode barocke Bausubstanz, zentimeterdick übertünchter Originalputz, ein nur wenig tragfähiger Untergrund mit schwammigen Torfschichten, teilweise verfaulte Stützpfeiler, tiefe Risse und Feuchtigkeit im Mauerwerk, vorsintflutliche Brandschutzbestimmungen. Was macht man damit? Was kostet das, alles wieder herzurichten?

Dass man das 300 Jahre alte und vollkommen marode Asamgebäude mitten in Freising aber nicht einfach abreißen konnte, das war den Freisinger Stadträten und Stadträtinnen immer klar. „Da war gar nicht dran zu denken“, so Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Die Generalüberholung galt als alternativlos, auch aus Sicht des Denkmalschutzes. Sie wurde für die Stadt zu einem finanziellen Kraftakt, selbst mit der „erheblichen Unterstützung“, wie Tobias Eschenbacher das formuliert, von staatlichen Stellen. Dazu gehören das Landesamt für Denkmalpflege, der Kulturfonds Bayern, der Bezirk Oberbayern und auch das Städtebauförderungsprogramm.

Es hat sich gelohnt. Die Stadt Freising hat sich in den vergangenen sieben Jahren ein in der Region einzigartiges Kultur- und Bürgerzentrum mit Theatersaal, Stadtmuseum, Restaurant, Café und Vinothek geschaffen, das Strahlkraft hat. Am Freitagnachmittag wurde es seiner offiziellen Bestimmung übergeben, zunächst mit einem Empfang für geladene Gäste im blumengeschmückten Asaminnenhof, dem sich ein Festakt im Asamsaal anschloss.

Ulrike Götz, Ingo Bartha, Tobias Eschenbacher, Ulrich Setzwein und Robert Naujokat freuen sich über neue Asamgebäude. (Foto: Marco Einfeldt)
Die Architekten Christoph Wollmann und Anton Mang (rechts). (Foto: Marco Einfeldt)

Zu den Gästen gehörten auch die beiden Architekten Anton Mang und Christoph Wollmann, die nach 15 Jahren Planungszeit und sieben Jahren Bauzeit noch gar nicht so recht glauben konnten, dass nun alles fertig sein soll. „Es war ja schon ein bisschen vernachlässigt, was wir hier vorgefunden haben, aber es ist doch ganz proper geworden“, sagte Mang und blickte auf den frisch gepflasterten Boden zu seinen Füßen. „Jahrelang haben wir hier einen Meter tiefer in einer Schlammmischung gearbeitet“, erinnerte sich Mang. Christoph Wollmann fügte hinzu. „Wir haben uns noch nicht so richtig lösen können von diesem Projekt“.

Die Baustelle im Asaminnenhof im Jahr 2022. (Foto: Marco Einfeldt)

Eines sei klar. Was die Stadt Freising hier mitten im Zentrum am Marienplatz geschaffen habe, diesen speziellen Nutzungsmix mit Museum, Theater, Gastronomie, Einzelhandel und Touristinfo in einem spätbarocken Gebäude, das habe ein Alleinstellungsmerkmal in der Region und werde die Innenstadt beleben, versicherte Mang.

Nicht immer klaglos hatten die Freisinger Stadträte und Stadträtinnen die üppigen Kostensteigerungen bei diesem Prestigeprojekt hingenommen. In regelmäßigen Abständen kam die Nachricht, „es wird noch einmal teurer“. Angefangen hatte man im Jahr 2012 mit einer ersten Kostenschätzung in Höhe von 36 Millionen Euro, 2016 waren es dann 46 Millionen Euro, 2017 51,86 Millionen Euro. 2023 hieß es dann, es werden dann doch wohl über 60 Millionen Euro sein. Bei 64,6 Millionen war dann endlich Schluss. Dazu kommen noch einmal 6,6 Millionen für das Projekt „Asam öffne dich“, im Hinterhof des Asamtraktes. Dort steht ein neuer Lastenaufzug, 12,5 Meter hoch und zehn Meter breit. Er ist an das erste und zweite Obergeschoss des Asamgebäudes angeschlossen. Der mit einer künstlerisch gestalteten Metallfassade verkleidete Aufzugsturm bietet noch mehr: Er kann auch als aufklappbare Bühne eingesetzt werden, was sich schon bewährt hat.

Asam öffne dich: das erste Konzert mit Tom Appel & Häns Czernik auf der neuen Außenbühne. (Foto: Marco Einfeldt)
Ganz neu konzipiert wurden von den Architekten der Treppenaufgang hoch ins Stadtmuseum und in den Asamsaal. (Foto: Marco Einfeldt)
Im neuen Foyer ist alles edel und stylish. (Foto: Marco Einfeldt)
Der Theatersaal mit dem barocken Deckengemälde ist das Prunkstück des Asamgebäudes. (Foto: Marco Einfeldt)

Das hat alles seine Zeit gedauert. Aus dem zunächst optimistisch angepeilten Fertigstellungstermin 2020 wurde erst 2021 und dann 2023. Dann eilte es. 2024, dem Jahr, in dem die Stadt die Ankunft des Bistumsgründers Korbinian vor 1300 Jahren feiert, musste einfach alles fertig werden. Das hat dann auch geklappt, wenn auch nicht schon im Frühjahr wie vorgesehen, sondern erst im Sommer.

Die Großbaustelle mitten in der Stadt hatte alle Beteiligten vor Herausforderungen gestellt. Weil unmittelbar vor dem Asamgebäude eine Entladefläche für den Baustellenverkehr geschaffen wurde, musste die Hauptstraße verlegt werden und die Anlieferung eines 300-Tonnen-Baukrans mit einem 45 Meter langen Ausleger wurde zu einem Spektakel. Für die Montage wurden speziell ausgebildete Industriekletterer engagiert.

Die Kranaufstellung wurde zur Herausforderung. (Foto: Marco Einfeldt)
Das Asamgebäude im Jahr 1930. Es wurde zwar immer wieder umgebaut, aber nie saniert. (Foto: Stadtarchiv)
Von 1695 bis 1758 wurde das Asamgebäude als Lyzeum erbaut. (Foto: Stadtarchiv)

Als Lyzeum von 1695 bis 1758 erbaut, ist das Freisinger Asamgebäude nie generalsaniert worden. Es war klar, dass das nicht so weitergehen konnte. 2012 war der Gebäudekomplex auf Herz und Nieren geprüft worden. Die Diagnose war besorgniserregend, Bohrungen und Grabungen zeigten, dass die Fundamente an manchen Stellen bis zu drei Meter tief ins Erdreich reichten, auf Schwemmland, schlimmer geht es nicht. „Der ungünstigste Baugrund, den man sich vorstellen kann“, sagten damals Experten. Der Boden unten war nass, die Wände feucht, Holzpfähle, die höher lagen und nicht ständig vom Wasser umgeben waren, waren zum Teil verfault. Die Wände waren feucht.

Der Dachstuhl war einsturzgefährdet, ein großer Riss zog sich durch das barocke Deckengemälde im Asamsaal. Eine Zeit lang erschien es fraglich, ob man es überhaupt retten könnte. Das Gemälde hatte Hans Georg Asam gestaltet, der Vater von Cosmas Damian und Egid Quirin Asam.

2017 hatte die Stadt Freising schließlich damit begonnen, ihr Asamgebäude am Marienplatz zu sanieren. Zum Baustart kam man zu einem kleinen Fest im damals schmucklosen Asaminnenhof zusammen. Die düstere Hinterhofatmosphäre mit der unansehnlichen Fassade war wenig einladend. Wie anders ist das heute.

Vor Beginn der Bauarbeiten fand ein kleines Fest im Asaminnenhof statt. (Foto: Lukas Barth)

Heute ist alles hell und einladend. (Foto: Marco Einfeldt)
Das gilt auch für den Eingangsbereich im Erdgeschoss. (Foto: Marco Einfeldt)

Nun ist alles neu, proper eben. Im Theater wurde die Bestuhlung erneuert und erhöht. Sie bietet, ebenso wie auf dem Balkon, auch von hinteren Plätzen beste Sicht auf die Bühne. Die gesamte Audio- und Videotechnik ist jetzt auf dem neuesten Stand. Zusätzlich entstand vor der Bühne ein flexibel einsetzbares Orchesterpodium. Wesentlich vergrößert wurde das Asamfoyer. Im zweiten Stock wurde außerdem ein kleiner Veranstaltungssaal mit Bühne geschaffen, in dem Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und Kleinkunst oder auch Seminare stattfinden können.

Nach dem Theaterbesuch kann man jetzt gleich nebenan im Restaurant Wielands einkehren. Ein veganes Café samt Unverpackt-Laden wird von Fräulein Lose betrieben. Erweitert wird das gastronomische Angebot durch die Weinwerkstatt Huff. Da saßen Freitagnachmittag an den Tischen vor dem Eingang bereits erste Gäste bei einem kühlen Glas Rosé mit Blick auf die Mariensäule. Das ist wohl auch das, was Anton Mang mit der Belebung der Innenstadt meinte.

Alle Informationen zum Programm im neuen Asamgebäude finden sich unter https://www.freising.de/kultur-freizeit/kulturprogramm/asam

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