Der Arbeitskreis Stadtgrün in Freising macht sich allmählich einen Namen in der Region. Vor etwa zwei Jahren brachte die Gruppe die Idee ein, dass die Wartehäuschen an den Bushaltestellen begrünt werden sollen. Kurz darauf begann die Planung des zweiten Projekts, welches nun nach zwei Jahren Vorbereitung fertiggestellt wurde: die Begrünung einer Fläche an der Johannisstraße am Übergang zur Saarstraße.
Bettina Köhne vom AK Stadtgrün erzählt, dass dieses Projekt auf Alfons Eichner, Mitarbeiter der Stadtgärtnerei Freising, und ein weiteres ehemals aktives Mitglied des Arbeitskreises zurückgehe. In Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei wurde im Jahr 2022 geprüft, welche Flächen Probleme bereiten und in keinem guten Zustand sind. Insgesamt bot die Stadt bis zu 50 Flächen an, allerdings seien die wenigsten passend gewesen, so Köhne.
Das hatte ganz unterschiedliche Gründe, beispielsweise wollte man an der Mittelschule in Lerchenfeld eine Fläche nicht umbauen, da sich dort durch das Hochwasser besondere Nistplätze für Insekten gebildet haben, die so nicht rekonstruiert werden könnten. Daher also nun die Stelle an der Johannisstraße.
Die Gestaltung der Grünflächen an der Johannisstraße beschäftigt die Freisinger Bürgerinnen und Bürger schon länger. Im Zuge der Innenstadtkonzeption entstand der Plan, im stark vernachlässigten Johannispark einen neuen Halt für Touristenbusse zu bauen. Im Dezember 2017 folgte der Entwurf und kurze Zeit später rührte sich der erste Widerstand. In einer Petition unterschrieben knapp 1000 Menschen für den Erhalt des Johannisparks. Die Stadt reagierte und zog ihre Pläne zurück.
Die Pläne des Arbeitskreises Stadtgrün kamen da schon besser bei der Bevölkerung an. Als die Umsetzung des Projekts am Übergang zur Saarstraße begann, erhielten die Mitglieder viel Zustimmung aus der Nachbarschaft, wie Köhne erzählt. Es dauerte nicht lang, bis immer mehr Menschen dazu kamen, Fragen stellten und ihre Unterstützung signalisierten. Mehrere geflüchtete junge Männer, die ganz in der Nähe untergebracht waren, halfen bei der Umsetzung mit. Eine schöne Entwicklung, findet sie, denn so könnten das Projekt und die Fläche direkt in die Nachbarschaft eingebunden und alle zusammengebracht werden.
Ein Nachbarschaftsgarten für alle
Dabei seien die ersten Arbeiten eine ziemliche Überwindung gewesen, so schildert das Bettina Köhne. Offensichtlich war die Fläche zuvor als Hundeklo verwendet worden und da musste man sich erst einmal durchkämpfen. Mittlerweile wurde ein Zaun um die Grünfläche errichtet, da immer wieder Fahrzeuge darin parkten. Laut dem Arbeitskreis sind keine Sitzmöglichkeiten geplant, da dadurch der Boden leiden könnte, das Ergebnis solle eher als „Nachbarschaftsgarten für alle“ verstanden werden. Es wurden bei dem Konzept also mehrere Aspekte bedacht, und dann wäre da auch noch die Forschung, sagt Köhne: „Es sieht zwar aus wie eine wilde Wiese, es steckt aber viel Wissen darin.“

Stadtoasen:Jeder kann seinen Beitrag leisten
Ein Projekt der TUM in Weihenstephan erforscht, wie sich in städtischen Grünflächen Klimaaspekte und der Wohlfühlfaktor für Menschen vereinen. Auch mehr Grün im privaten Bereich kann zur Artenvielfalt und Abkühlung in der Stadt beitragen.
Das Begrünungsprojekt an der Johannisstraße wird von einer Doktorarbeit begleitet. Ebenso wie auf den Buswartehäuschen soll untersucht werden, wo und wie sich die Insekten fortpflanzen und welche Flächen sie bevorzugen. Hier soll später wissenschaftlich untermauertes Feedback möglich sein, um zu schauen, welche Anforderungen an zukünftige Flächen gestellt werden sollten.
Und an weitere Flächen denkt der AK schon lange: „Wir haben nach wie vor viele Ideen und viel Schwung, aber wir brauchen finanzielle Unterstützung“, betont Köhne. Für die Begrünung an der Johannisstraße wurden 3500 Euro ausgegeben, nur 1000 Euro bekam der AK über einen Fördertopf der EU durch die Stadt Freising zurück. Die restlichen Kosten seien privat von Mitgliedern des Arbeitskreises getragen worden. Die Summe wäre noch deutlich höher gewesen, wenn nicht Gärtnereien, Schreiner und weitere Firmen nur ihre Selbstkosten in Rechnung gestellt hätten, sodass die Kosten gesenkt werden konnten. Am Ende reichte es nicht mal mehr für ein Banner, das auf die neu gemachte Fläche hinweist und den beteiligten Firmen dankt: „Das wären noch einmal 350 Euro gewesen, die wir lieber in mehr Pflanzen investiert haben“, sagt Bettine Köhne.
Wenn es nach dem AK Stadtgrün ginge, gäbe es am Ende ein wertvolles Netz vieler kleiner begrünter Flächen, das sich durch die ganze Stadt Freising zieht. Vorerst muss sich darum in erster Linie der Arbeitskreis kümmern, die Stadtgärtnerei ist laut Köhne personell zurzeit knapp aufgestellt. Um die 60 Arbeitsstunden konnte sie aber trotzdem zum Projekt beitragen. In der Stadt sei das Problem sogar so groß, dass die Stadtgärtnerei Baum- und Gießpatenschaften an interessierte Anwohner vergibt, damit sich die um die Anpflanzungen kümmern.