Hiobs-Botschaft für Freisings Subkultur-Szene:Abseits-Kauf geplatzt

Hiobs-Botschaft für Freisings Subkultur-Szene: Die ehemalige Freisinger Kultkneipe "Abseits" dürfte seit Donnerstag endgültig Geschichte sein. Der Stadtrat hat in nicht-öffentlicher Sitzung von dem geplanten Kauf Abstand genommen.

Die ehemalige Freisinger Kultkneipe "Abseits" dürfte seit Donnerstag endgültig Geschichte sein. Der Stadtrat hat in nicht-öffentlicher Sitzung von dem geplanten Kauf Abstand genommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Stadtrat wird mit dem Eigentümer, Graf von Moy, über den Kaufpreis nicht einig. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bedauert die Entwicklung, aber: "Eine Kommune kann nicht jeden x-beliebigen Preis zahlen."

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Stadt Freising hat von den Plänen, das Freisinger "Abseits" zu kaufen, endgültig Abstand genommen. Das hat der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) am Freitag auf Anfrage der SZ bestätigt. Der Freisinger Stadtrat hatte am Donnerstag nichtöffentlich über den Abseitskauf beraten. "Wir haben lange verhandelt und sind dabei finanziell auch an unser Limit gegangen, aber wir sind dann letztendlich mit dem Eigentümer doch nicht einig geworden", sagte Eschenbacher. "Ein Privater kann jeden x-beliebigen Preis zahlen, wir als Kommune können das nicht."

Der Abseitsverein, der seit vier Jahren für den Erhalt der Kultkneipe kämpft, sei über die Entscheidung bereits informiert. Er habe mit dem Vereinsvorsitzenden Norbert Bürger gesprochen, so Eschenbacher weiter. "Wir bedauern das natürlich, weil wir das Engagement des Vereins sehr schätzten, aber es ist nun mal so, wie es ist."

Der Besitzer der Immobilie, Guy Graf von Moy, hatte der Freisinger SZ bereits am Donnerstag vor der Stadtratssitzung erklärt, dass er der Stadt das Gebäude zu "einem üblichen Marktpreis" angeboten habe. Sollte das Angebot nicht angenommen werden, wolle er das denkmalgeschützte Gebäude selber sanieren. Er könne sich Wohnungen und Büros darin vorstellen.

Am Freitag teilte von Moy auf Anfrage der SZ mit, dass er am Vormittag einen Anruf von Freisings Stadtdirektor Gerhard Koch im Auftrag des Freisinger Oberbürgermeisters erhalten habe. "Er teilte uns mit, dass die Stadt Freising nicht gewillt ist, das Abseits mit dem umgebenden Gelände zu kaufen. Wir werden jetzt also, wie schon vor fünf Jahren geplant, das historische Gebäude herrichten und die nebenliegenden, nicht unter Schutz stehenden Gebäude abreißen. In dem ganzen Komplex werden Wohnungen und eventuell Büros entstehen", so von Moy. Bedauerlich bei der Sache sei allerdings, dass aufgrund der sehr stark gestiegenen Kosten die Wohnungen um mindestens 30 bis 40 Prozent teurer vermietet werden müssten, als dies vor fünf Jahren möglich gewesen wäre.

Weder Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher noch Grundeigentümer von Moy äußerten sich zu konkreten Zahlen. Der "Abseits"-Vereinsvorsitzende Norbert Bürger tat das sehr wohl. Laut Bürger war man zunächst von einem Kaufpreis in Höhe von 1,1 Millionen Euro ausgegangen, bei einem "Runden Tisch" im Herbst 2019 habe Guy von Moy der Stadt dann einen Kaufpreis in Höhe von 2,4 Millionen Euro genannt. Die Stadt habe mit 1,8 Millionen Euro dagegen gehalten. Dieses Angebot habe von Moy letzten Endes nicht angenommen.

"Jetzt sind wir erst mal alle sehr traurig", sagte Norbert Bürger am Freitag. Er mache der Stadt keinen Vorwurf, mehr sei einfach nicht drin gewesen. "Aber wir haben vier Jahre lang gekämpft und jetzt ist es geplatzt, nur weil einer das entscheidet. Man fühlt sich wie damals im Colosseum im Rom, wenn Cäsar den Daumen senkt."

Martina Zacios, beim Abseits-Verein zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, schilderte die aktuelle Stimmungslage der Mitglieder nach der ablehnenden Entscheidung des Stadtrats. "Es war vor ein paar Tagen schon abzusehen, dass der Eigentümer von seinem Angebot nicht abrücken wird", sagte sie. Nach der Sitzung am Donnerstag habe der Abseits-Verein dann die Freisinger Stadträte empfangen und die erste Strophe von "American Pie" gesungen. A long long time ago, I can still remember how, that music used to make me smile..., heißt es da. Das Wort music hatten die Sänger durch das Wort Abseits ersetzt. "Und da hat man viele geknickte Stadträte und weinende Abseitsler gesehen", erzählt Martina Zacios.

"So haben wir das Abseits verabschiedet". Danach sei man dann in den Furtnerbräu weitergezogen. "Es war wie bei einer Beerdigung."

Am 21. März steht im Furtnerbräu die nächste Aktion des "Abseits"-Vereins auf der Agenda: das zweite Newcomer-Band-Festival. "Dafür müssen wir uns vorher noch mal kurz schütteln", erzählt Martina Zacios. Wie es dann mit dem "Abseits"-Verein weitergeht, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. "Jetzt müssen wir erst mal Trauerarbeit leisten", so Zacios. Ähnlich äußerte sich auch Vereinsvorsitzender Norbert Bürger, der sich gerade im Urlaub befindet. Dort will er laut eigenen Aussagen das Ganze erst einmal sacken lassen, bevor er sich in ein paar Tagen grundsätzlich zu der Entwicklung äußert. "Und ich weiß nicht, ob ich dann schon sagen kann, wie es mit uns weiter geht."

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