Freising: Abfallbericht:Erkenntnisse aus dem Müll

Überraschende Details birgt der Abfallbericht des Landkreises Freising. Unter anderem klärt er über die Fernsehgewohnheiten der Bürger auf.

Kerstin Vogel

Der Landkreis Freising ist, verglichen mit anderen bayerischen Regionen, einigermaßen wirtschaftsstark. Seine Bevölkerung wächst gleichwohl nicht mehr so massiv wie in den vergangenen Jahren - und seine Bürger mögen Flachbildschirme und Kunststoffflaschen. Das alles steht nicht etwa in irgendwelchen Bevölkerungsstatistiken, sondern lässt sich aus dem "Bericht zur Abfallwirtschaft 2009" herauslesen.

Elektro- und Elektronikschrotterfassung in Gera

13,1 Prozent mehr Elektroschrott als im Vorjahr musste der Landkreis Freising im Jahr 2009 entsorgen - weil so viele Bürger ihre alten Fernseher ausgemustert haben.

(Foto: ag.dpa)

Die Sache mit der Vorliebe für die modernen, großen Bildschirme beispielsweise erklärt, warum die Elektroschrott-Menge angestiegen ist: Immerhin 13,1 Prozent mehr als im Vorjahr musste der Landkreis 2009 entsorgen, weil so viele Bürger ihre alten Fernseher ausgemustert haben. Beim Biomüll wurde im Landratsamt mit 7853 Tonnen ein Anstieg um 1,6 Prozent registriert - und daraus können die Abfallexperten schließen, dass die Bevölkerungszahl zwischen 2008 und 2009 nur um etwa 400 Personen gewachsen ist - deutlich weniger als in früheren Jahren. Ein kleineres Plus beim Biomüll bedeutet weniger Zuzug.

Rückgänge wurden bei den klassischen Wertstoffen verzeichnet. So wurden 2009 mit 3820 Tonnen 6,4 Prozent weniger Glas gesammelt, beim Altpapier (6903 Tonnen) waren es sogar 14,3 Prozent weniger und bei den Kartonagen (1629 Tonnen) 6,1 Prozent. Auch hier ist die Erklärung einfach: Offenbar sind zahlreiche Landkreisbürger auf Kunststoffflaschen umgestiegen. Zudem haben gewerbliche Altpapier-Sammlungen sowie unter anderem das auf diesem Sektor aktive Pfarrer-Reichl-Werk den Altpapiercontainern des Landkreises Konkurrenz gemacht.

Gestiegen ist dagegen die Menge an Schrott, um 28,8 Prozent sogar, was Georg Westermeier vom Sachgebiet Abfallwirtschaft des Landratsamtes auf "gefallene Schrottpreise" zurückführt. Tatsächlich hatte die Abwrackprämie 2009 den Markt belastet und die Preise gedrückt. Seit dem ersten Quartal 2010 dagegen lässt sich Schrott wieder besser verkaufen - für den nächsten Abfallbericht des Landkreises wäre also mit einer geringeren Schrottmenge zu rechnen.

Insgesamt sind im vergangenen Jahr im Landkreis Freising 12.876 Tonnen Wertstoffe gesammelt worden, deutlich weniger als ein Jahr zuvor. 2008 waren es noch 13.585 Tonnen. Außerdem sind 30.303 Tonnen Restmüll angefallen - ohne Biomüll, Gartenabfälle und Bauschutt. Das ist in etwa das Niveau des Vorjahres. Den Löwenanteil machte dabei laut Westermeier mit 24.423 Tonnen der Haus- und Geschäftsmüll aus. Hier betrug der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 0,9 Prozent. Umgerechnet auf die Einwohner ergibt sich ein Wert von 147,9 Kilogramm Müll pro Mensch und Jahr - und die Menge pro Einwohner stieg im Vergleich zu 2008 um 1,2 Kilogramm.

Müll - thermisch entsorgt

Damit liegt der Landkreis Freising beim Müllaufkommen etwas über dem bayerischen Durchschnitt und gleichzeitig weit unter dem oberbayerischen Mittelwert. Die Erklärung für die starken Schwankungen innerhalb Bayerns liefert der Geschäftsmüll. Der wird gemeinsam mit dem Haushaltsmüll eingesammelt. Weil es aber in wirtschaftlich aktiven Regionen mehr Firmen gibt, fällt dort auch mehr Geschäftsmüll an.

Entsorgt wird der Freisinger Müll seit Jahren schon außerhalb der Landkreisgrenzen - und zwar zu 98 Prozent thermisch. Ein Gesetz schreibt seit 2004 vor, dass brennbarer Müll nicht mehr auf Deponien gelagert werden darf. Die kreiseigene Mülldeponie in Marchenbach ist im Jahr 2005 verfüllt worden und wird seither rekultiviert. Im vorigen Jahr sind im Heizkraftwerk München-Nord 29.688 Tonnen Restmüll aus dem Kreis Freising verbrannt worden, 598 Tonnen nicht-brennbaren Abfalls wurden zur Münchner Mülldeponie gebracht. Seit 1. Juli 2009 wird der nicht-brennbare Restmüll aus dem Kreis Freising auf der Deponie Spitzlberg des Landkreises Landshut entsorgt.

Verdienen kann der Landkreis mit der Abfallwirtschaft im Übrigen auch etwas. 2009 standen den Einnahmen von 10.965.218 Euro Ausgaben von 10.162.778 Euro gegenüber, das bedeutet einen Überschuss von 802440 Euro. Im Jahr 2008 war es lediglich ein Plus von 366.056 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: