Jubiläum in Freising:"Das Miteinander hat sich bewährt"

Jubiläum in Freising: Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch (links), überreicht dem Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher eine Friedenskerze.

Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch (links), überreicht dem Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher eine Friedenskerze.

(Foto: Johannes Simon)

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gründet die Katholische Kirche 1993 das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, um Grenzen zu überwinden und Christen auf dem gesamten Kontinent zusammenzuführen. Bei einer Feierstunde im Freisinger Rathaus blickt die Organisation nun auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück.

Von Ella Rendtorff, Freising

Drei Jahrzehnte ist es her, dass der Eiserne Vorhang in Europa fiel. Ein bis dato durch politische Spannungen, Wirtschaftssysteme und Mauern getrennter Kontinent stand plötzlich vor der Herausforderung, wieder zusammenzuwachsen. Beziehungen zwischen Ost und West, die zuvor nur im Verborgenen und in den Hinterzimmern oppositioneller Räume geführt wurden, konnten auf einmal publik gemacht werden. Eine bahnbrechende Veränderung, die auch die Netzwerke der deutschen Katholiken aufleben ließ.

Vor dem Hintergrund des Zerfalls der Sowjetunion gründete die deutsche Bischofskonferenz 1993 die Solidaritätsaktion "Renovabis". Ihr Vorhaben: Eine Antwort auf die Wende im wiedervereinigten Deutschland und Europa zu finden. Begegnung und Versöhnung der Christen in Europa fördern, Brücken bauen und Differenzen überwinden - so lautet die Devise bei der Gründung. Am Donnerstag feierte das Osteuropa-Hilfswerk im Rathaus der Stadt Freising nun sein 30-jähriges Bestehen.

Der große Sitzungssaal ist an diesem Donnerstagmittag gut gefüllt. Neben Vertreterinnen und Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie Mitgliedern von Renovabis ist auch die ehemalige Bundes-Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer anwesend. Seit vergangenem Jahr ist sie im Gremium für Hilfsprojekte des Aktionsrates tätig. Über die Einladung habe sie sich sehr gefreut, die Stadt Freising besuche sie an diesem Tag zum ersten Mal, sagt sie. "Das Thema Mittel- und Osteuropa ist nicht nur durch den Ukrainekrieg in den Mittelpunkt gerückt. Dennoch findet es in der Bundespolitik zu wenig Beachtung", sagt Kramp-Karrenbauer. Gerade deshalb sei die integrative Arbeit von Renovabis aktuell besonders wichtig.

Dank für das Engagement der Solidaritätsaktion spricht auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in einer Begrüßungsrede aus. In Zeiten des Krieges in Europa wolle die Stadt Freising "mit diesem Empfang Solidarität bekunden". Die Präsenz des bundesweit agierenden Hilfswerks Renovabis sei durch die Jahre seines Bestehens hindurch immer spürbar gewesen. "Wir haben das Kind heranwachsen sehen", betont Eschenbacher. Durch ihren Sitz im Kardinal-Döpfner-Haus der Erzdiözese, der mittlerweile auf den Domberg verlegt wurde, ist Freising für das Hilfswerk zu einem Zentrum der Begegnung geworden.

Erzbischof Heiner Koch spricht sich gegen ein Schubladendenken aus

Über den guten Austausch freut sich auch Erzbischof Heiner Koch, der anlässlich des Jubiläums aus Berlin angereist ist. Der Geistliche spricht sich gegen ein Schubladendenken zwischen Ost und West und für einen Dialog über ehemalige Grenzen hinweg aus. "Seit 30 Jahren sind wir auf dem Weg und können heute sagen: das Miteinander hat sich bewährt." Insgesamt 26 000 Projekte in 29 Staaten hat Renovabis bislang begleitet, zum Teil auch über den europäischen Raum hinaus. Besonders im vergangenen Jahr konnte das Hilfsnetzwerk dank hoher Spendenbeiträge sehr aktiv sein. Grund dafür seien nicht zuletzt die katastrophalen Umstände in der Ukraine. Dem Bischof ist allerdings wichtig, zu betonen, dass Renovabis trotz intensiven Einsatzes für die Ukraine andere Krisen in den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion nicht aus dem Blickfeld verliert. "Das ist kein entweder oder. Wir helfen da, wo Hilfe gebraucht wird."

Ganz im Zeichen des Gründungsgedankens überreicht Heiner Koch zum Abschluss eine Friedenskerze an den Oberbürgermeister. Dass der Frieden nicht nur im Rathausaal waltet, sondern bald auch in die besagten osteuropäischen Staaten einkehrt, bleibt zu hoffen.

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