Süddeutsche Zeitung

Neues Verkehrskonzept in der Freisinger Altstadt:Klein, aber oho

Lesezeit: 3 Min.

In knapp zwei Wochen wird der Bereich rund um den Marienplatz zur Fußgängerzone. Eine Fahrt durch die Innenstadt ist dann nicht mehr möglich, verbotenes Parken wird ziemlich teuer und Radfahrende müssen sich bremsen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Wenn in knapp zwei Wochen die vorerst letzte größere Baustelle in der Freisinger Hauptstraße für den Verkehr freigegeben wird, dann werden sich Autofahrer, Radfahrende und Fußgänger auf neue Regeln und teilweise auf neue Wege einstellen müssen. Denn wie 2014 als Verkehrskonzeption für die "neue" Altstadt beschlossen, wird der Bereich zwischen dem "Schiedereck" und der Einmündung der Amtsgerichtsgasse sowie die Ziegelgasse zwischen Kirchgasse und Oberer Hauptstraße dann tatsächlich zur Fußgängerzone. Konsequenzen hat das natürlich auch für die Anwohner und Geschäftsinhaber in diesem Bereich, die sich künftig um Berechtigungen und Lieferzeiten kümmern müssen.

Die Idee sei 2014 gewesen, dass man mit dem Umbau der Innenstadt die von Autofahrern stets gerne genutzte Abkürzung über den Marienplatz habe dicht machen wollen, erinnerte Stadtbaumeisterin Barbara Schelle am Montag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Damit bekommen die Freisingerinnen und Freisinger nun zumindest eine kleine Variante der politisch stets umstrittenen Fußgängerzone in der Altstadt, die den Durchgangsverkehr ausschließt und das illegale Parken in diesem Bereich künftig richtig teuer macht: Wer sein Auto hier ohne Berechtigung abstellt, wird mit 55 Euro zur Kasse gebeten.

Der Lieferverkehr wird in der neuen Fußgängerzone nur noch an den Werktagen zwischen 6 und 10.30 sowie von 18 bis 21 Uhr zugelassen. Diese Zeiten gelten auch für direkte Anliegerinnen und Anlieger, es sei denn, sie verfügen über einen genehmigten Stellplatz in diesem Bereich, der dann ganztägig angefahren werden darf. Die entsprechende Genehmigung erteilt das Straßenverkehrsamt der Stadt Freising, wie Ordnungsamtsleiter Stefan Klopfer am Montag erklärte. Anwohner, also Menschen mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in dem betroffenen Bereich, müssten ihre Häuser natürlich jederzeit erreichen können.

Ebenfalls ausgenommen von dem Durchfahrverbot ist der städtische Linienverkehr - anders als Taxis. Die Stadtbusse werden den zentralen Bereich der Freisinger Innenstadt künftig wieder anfahren. Aktuelle Informationen dazu finden sich online: www.freisinger-stadtwerke.de.

Mit dem Rad darf nur noch Schritttempo gefahren werden

Umstellen muss sich möglicherweise der eine oder andere Radler, der in Zukunft zwar durch die Altstadt fahren darf, sich im Bereich der Fußgängerzone aber an das vorgeschriebene Schritttempo halten muss. Zwar habe man für Radfahrende den Ringschluss über die Kammergasse und auf der anderen Seite den Fürstendamm geschaffen, sagte Klopfer. Es habe sich jedoch gezeigt, dass viele Radler und Radlerinnen dennoch den Weg durch die Innenstadt nehmen würden. Das soll ihnen weiterhin gestattet sein - nur eben langsamer. Gut überwacht werden sollen die neuen Regeln von Anfang an, wobei sich die Stadtverwaltung nur um den ruhenden Verkehr kümmern kann. Für alles andere sei man "im Gespräch mit der Polizei", wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher versicherte.

Dass manch einem in Freising - allen voran den Grünen - die neuen Regelungen nicht ausreichend erscheinen, ist kein Geheimnis. Zuletzt hatte die Stadtratsfraktion im August 2022 vergeblich versucht, die sofortige Einrichtung einer Fußgängerzone in der Innenstadt auf den Weg zu bringen - und zwar für Untere und Obere Hauptstraße, General-von-Nagel-Straße und Heiliggeistgasse, den gesamten Bereich also. Zur Begründung wurde die chaotische Verkehrssituation vor allem in der neuen Begegnungszone in der Unteren Hauptstraße angeführt. Auf der Homepage der Stadt Freising trägt der Antrag den Statusvermerk "in Bearbeitung".

Die kleine Fußgängerzone jedenfalls soll nun auf jeden Fall gefeiert werden, und zwar am Freitag, 8. Dezember, von 16 Uhr an gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern. Laut Innenstadtmanager Michael Schulze will man, von Kleinigkeiten abgesehen, bis zur Verkehrsfreigabe am 11. Dezember dann erst einmal fertig sein mit den Bauarbeiten - inklusive der Bahnhofstraße vom Schiedereck bis zum geplanten Schrägaufzug auf den Dom. Der Übergang vom Marienplatz in das letzte, bisher nicht neu gepflasterte Stück der Unteren Hauptstraße müsse erst fertiggestellt werden, so Schulze, dafür brauche man noch etwa eine Woche.

Der Ausbau des Marienplatzes muss warten

2024, im Jahr des großen Bistumsjubiläums, sollen keine Baustellen das Bild der Innenstadt trüben - und wie es mit dem Marienplatz weitergeht, ist aktuell ohnehin offen. Dessen Ausbau steht und fällt bekanntlich mit der Frage, ob aus Sicht der Stadtentwässerung ein Regenrückhaltebecken unter dem Platz gebaut werden muss oder nicht. Diese Entscheidung stehe noch aus, sagte Eschenbacher - und man habe für den Marienplatz ja auch keinen akuten Sanierungsdruck, "der kann auch noch ein paar Jahre so bleiben".

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