Freie Wähler in Freising:Ziel ist der Bundestag

Mit der Präsenz in der Stadt ist der Wählerverein zufrieden, jetzt will man nach Berlin

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein Verbot von Schottergärten, ein flächensparender Vorschlag für den umstrittenen Knotenpunkt der Kreisstraßen FS 44 und 45, die Installation von Notrufsäulen an den Badeseen rund um Freising und die Wiedereinführung eines Warnsystems über Katastrophenschutzsirenen: Das sind nur einige der Anträge, mit denen die Freien Wähler seit der Kommunalwahl im März 2020 die Arbeit des Freisinger Stadtrats mitgestalten. 91 Mitglieder hat die Wählervereinigung in der Stadt Freising aktuell. Die Zahl ist wegen des hohen Altersdurchschnitts leicht rückläufig, wie der Vorsitzende Robert Weller am Mittwoch in der Jahreshauptversammlung bedauerte.

Vorstandswahlen waren in diesem Jahr nicht zu absolvieren - und so konnte Weller in seinem Bericht in aller Ruhe noch einmal an den vergangenen Wahlkampf erinnern, bei dem es gelungen sei, die Zahl von fünf FW-Stadträten zu halten, auch wenn man sich schon noch einen sechsten oder gar siebten Mitstreiter gewünscht hätte, wie Weller einräumte. "Das hätte uns gut getan." Trotzdem sei ein Wahlergebnis von nahezu zwölf Prozent natürlich sehr gut, betonte er.

Seither habe man unter anderem die Homepage und die Social-Media-Auftritte der Freien Wähler neu und moderner gestaltet - und am Wochenende gelte es nun, mit den ersten Infoständen in den Endspurt zur am 26. September anstehenden Bundestagswahl zu starten. "Wir werden den Karl da nicht mit ein oder zwei Leuten im Regen stehen lassen", versprach Weller - und übergab das Wort dann auch an den ehemaligen Auer Bürgermeister Karl Ecker, der als Direktkandidat der Freien Wähler eine leise Hoffnung Wellers befördert: "Eine schwarz-gelb-orange Koalition im Bund", die dem Freisinger Vorsitzenden zufolge durchaus drin wäre.

Ecker machte seinerseits deutlich, dass es an seinem Engagement nicht scheitern soll. Er habe bereits um die 40 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen im gesamten Wahlkreis besucht, schilderte er. Mit dieser Tour habe er nicht nur feststellen wollen, wo die Probleme vor Ort liegen, sondern auch zeigen: "Sollte es mit Berlin klappen, bin und bleibe ich der Ansprechpartner für die Menschen hier." Er wolle eine neue, zeitgemäße Gesprächskultur auf Augenhöhe mit den Bürgern etablieren, versprach Ecker, dabei solle der Mensch im Mittelpunkt stehen.

Seine Chancen für eine künftige Tätigkeit in der Hauptstadt stehen - vorausgesetzt die Freien Wähler überspringen die Fünf-Prozent-Hürde - nicht schlecht. Bei dann vielleicht 35 bis 37 Abgeordneten werde Bayern mit dem größten Landesverband sicher die Hälfte entsenden, sagte Ecker, der mit seinem "tollen Listenplatz fünf" dann wohl dabei wäre. Weil auch die CSU bei der Bundestagswahl die fünf Prozent vor Augen haben muss, wird laut Eckers Vermutung nun "alles auf einen Kampf mit der CSU hinauslaufen".

Man habe Sorge, dass die Kampagne von Bayerns Ministerpräsident, auf die auch noch die AfD aufspringe, bei den Wählern ziehen könnte, sagte der Bundestagskandidat. Söder erkläre bei jeder Gelegenheit, dass Zweitstimmen für die Freien Wähler verschenkt seien. Dabei sei es eigentlich umgekehrt: Die CSU bringe ihre Bundestagsabgeordneten im Normalfall über die Direktmandate nach Berlin. Würden alle Zweitstimmen dieser Wähler an die Freien Wähler gehen, wäre eine schwarz-orange Koalition denkbar. Eckers Fazit: "Jetzt geht es um die Wurscht und um jede Stimme."

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