Freie Wähler feiern:Geburtstagsfest mit vielen Anekdoten

Vor 30 Jahren hat die Gruppierung im Landkreis Freising klein angefangen, inzwischen ist sie die zweitstärkste Kraft

Von Johann Kirchberger

Freie Wähler feiern: Stoßen auf 30 Jahre Freie Wähler an: (v. l.) Paula Weber-Schäfer (von Anfang an dabei), Manfred Pointner, Elisabeth Pleßl-Pointner und Josef Ritter (beides Gründungsmitglieder), Michael Schwaiger, Josef Dollinger (Gründungsmitglied), Benno Zierer, Hans Huber (ebenfalls ein Mann der ersten Stunde) und Maria Scharlach.

Stoßen auf 30 Jahre Freie Wähler an: (v. l.) Paula Weber-Schäfer (von Anfang an dabei), Manfred Pointner, Elisabeth Pleßl-Pointner und Josef Ritter (beides Gründungsmitglieder), Michael Schwaiger, Josef Dollinger (Gründungsmitglied), Benno Zierer, Hans Huber (ebenfalls ein Mann der ersten Stunde) und Maria Scharlach.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Start war zäh. Ein Jahr nach der Gründung ihres Kreisverbands brachten die Freien Wähler 1984 gerade einmal vier ihrer Kandidaten in den Kreistag. Seither hat sich einiges geändert. Mittlerweile haben die Freien 17 Kreisräte, stellen den Landrat und sind zur zweitstärksten politischen Kraft im Landkreis geworden. Landrat Michael Schwaiger, den die Kreisvorsitzende Maria Scharlach als "unsere wichtigste Visitenkarte" bezeichnete, wertete dies als Zeichen für eine "erfolgreiche und engagierte Politik". Dass die Freien Wähler auch noch 13 der 24 Bürgermeister im Landkreis stellen, sei ein weiterer Vertrauensbeweis. Dazu kämen mit Manfred Pointner ein Landtagsabgeordneter - "unsere Galionsfigur" - und mit Rainer Schneider und Marianne Heigl zwei Bezirkräte.

Deshalb wohl auch feierten die Freien Wähler am Freitagabend gut gelaunt die Gründung ihres Kreisverbands vor 30 Jahren. Von den 55 Gründungsmitgliedern sind noch neun dabei, sechs waren anwesend und wurden geehrt. Es war eine sehr familiäre Feier. Essen, Trinken, Singen, alte Dias, Anekdoten, Reden, Musik vom Berg-Duo und Grußworte. Das längste vom Landesvorsitzenden Hubert Aiwanger dauerte fast eine Stunde. "Die Gedanken sind frei" sangen die überwiegend älteren Semester zwischendurch und am Ende hieß es "Kein schöner Land in dieser Zeit".

Aiwanger räumte ein, dass Bayern gut aufgestellt sei, dank der Freien Wähler, die er als "treibende politische Kraft des Landes" bezeichnete, "immer einen Schritt voraus": Die Freien legten vor, die CSU ziehe nach, etwa bei den Studiengebühren. Er gab sich deshalb überzeugt, dass dies bald auch bei der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums so sein werde und bei der dritten Startbahn, "zu der wir ganz klar Nein sagen". Er sei sich sicher, sagte Aiwanger, dass die CSU auch bei der Startbahn noch umschwenken werde, wie beim Donauausbau, weil solche Projekte nicht mehr mehrheitsfähig seien. Auch wenn die CSU derzeit noch nicht einmal bereit sei, einen Bürgerentscheid zu akzeptieren, so der Landesvorsitzende. Was sich ändern müsse in Bayern, sei vor allem der politische Stil, forderte er. Die Parteien müssten gemeinsam vernünftige Themen entwickeln. Bis dahin würden die Freien die CSU "vor sich hertreiben". Aiwanger sprach sich für eine bessere frühkindliche Betreuung aus, eine bessere Lehrerversorgung, ein Energie- statt ein Heimatministerium und in Sachen Windenergie ein langsames, sinnvolles Vorgehen in Abstimmung mit den Bürgern. Wobei er der CSU unterstellte, gar nicht zu wollen, dass die "erneuerbare Energie" ein Erfolg wird. Auch deshalb hoffe er, sagte Aiwanger, dass die Freien Wähler im Herbst mit in der Regierung sein werden, mit wem auch immer. Entscheiden müssten darüber letztendlich die Mitglieder.

Die eigentliche Festrede hielt Manfred Pointner. Witzig, amüsant und voller Anekdoten begann er 1952, als die Parteifreien ein unorganisierter Haufen gewesen seien und zusammen mit der Bayernpartei auf Anhieb 16 Kreistagssitze erobert hätten. Er erinnerte an die früheren Aushängeschilder wie Adolf Schäfer, Josef Holzner, Käthe Winkelmann, erzählte, wie sich der Freisinger Block den Freien angeschlossen habe und stellte die Frage, wann wohl die Freisinger Mitte den gleichen Schritt vollziehen werde. Auch einige der damaligen Probleme schilderte Pointner: die Müllbeseitigung, den Flughafenbau, den Kauf des Neustifter Klosters, die Sanierung des Krankenhauses, die er im Nachhinein als falsch und als Zumutung für die Patienten betrachte. Der Kreisverband sei in den vergangenen Jahren zu einer Erfolgsgeschichte geworden, freute er sich. Er hoffe jetzt nur, dass die Freien diese Stärke behalten und bei den Wahlen noch näher an die CSU heranrücken, sie vielleicht sogar überholen können.

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