Süddeutsche Zeitung

Freie Wähler :Karl Ecker will in den Bundestag

In Allershausen wird der ehemalige Auer Bürgermeister einstimmig zum Kandidaten gekürt. Er soll "den Berliner Bürokraten Beine machen".

Von Peter Becker, Allershausen

Buchstäblich auf Stimmenfang war Georg Krojer, Bürgermeister von Mauern, am Mittwochabend in der Allershausener Sporthalle unterwegs. In der Hand hielt er einen Kescher, mit dem Angler sonst vielleicht Fische aus der benachbarten Amper hieven. Diesmal wurde das Gerät dazu zweckentfremdet, Wahlzettel von 28 Freien Wählern einzusammeln. Aus Gründen der Pandemie natürlich, um den nötigen Abstand zu wahren. Kommunalpolitiker aus drei Landkreisen waren zusammengekommen, um Karl Ecker als Kandidat für den Bundestag zu nominieren. Das Ergebnis fiel mit 28 Ja-Stimmen eindeutig zugunsten des ehemaligen Auer Bürgermeisters aus.

Die Freien Wähler setzen große Hoffnungen auf Ecker, rühmten dessen langjährige kommunalpolitische Erfahrung und Bürgernähe. Landrat Helmut Petz und Landtagsabgeordneter Benno Zierer trauen ihrem Kandidaten sogar zu, im Wahlkreis, zu dem die Landkreise Freising, Pfaffenhofen und Teile von Neuburg-Schrobenhausen gehören, das Direktmandat zu holen. Neben Ecker treten noch Hubert Aiwanger als bayerischer Spitzenkandidat und ein weiterer, noch zu benennender Bewerber an, die den Sprung in den Bundestag schaffen könnten. "Drei Freie Wähler in Berlin", sagte Petz, "das wäre das Traumziel." Ecker sei ein guter Netzwerker. Deshalb stünden die Chancen gut, ihn für die Freien Wähler nach Berlin zu bringen.

Benno Zierer und Helmut Petz trauen Karl Ecker sogar zu, das Direktmandat zu holen

Ecker meldet sich ein Jahr nach der Kommunalwahl, zu der er nicht mehr angetreten war, aus dem politischen Ruhestand zurück. Er sei nach 24 Jahren intensiver Tätigkeit als Bürgermeister ausgebrannt und erschöpft gewesen. Das Amt sei für ihn ein Traumberuf, eine Berufung gewesen, sagte Ecker in seiner Vorstellungsrede. "Nur muss man aufpassen, dass aus dem Traum nicht ein Albtraum wird." Es sei Zeit für einen Wechsel und neue Überlegungen gewesen.

"Der Mensch im Mittelpunkt", so lautet das Motto, mit dem Ecker in den Wahlkampf ziehen will. "Ehrlichkeit und Geradlinigkeit schaffen Vertrauen." Das werde sein Markenzeichen sein, versprach er. Denn das Vertrauen in die Politik sei mehr als nur angeschlagen, sagte er mit Verweis auf die aktuellen Maskenaffären in den Unionsparteien. Er wolle seine mögliche Tätigkeit als Bundestagskandidat unabhängig von einer Parteizugehörigkeit ausüben. Er wolle aus seinem Wissen und seiner Erfahrung reichlich schöpfen, kündigte Ecker an und bezeichnete sich selbst als "kompetenten Ansprechpartner und Kümmerer". Als besondere Herausforderung sehe er eine "überzogene Bürokratie", mit der er oft genug selbst als Bürgermeister zu kämpfen gehabt habe, und die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

"Der Mensch im Mittelpunkt", so lautet das Motto, mit dem Ecker in den Wahlkampf ziehen will

Die Landräte Albert Gürtner (Pfaffenhofen) und Peter von der Grün (Neuburg-Schrobenhausen) bezeichneten Ecker als "idealen Kandidaten" und versprachen, ihn mit Tatkraft zu unterstützen. Zierer sagte scherzend, es verlange von Ecker keiner, dass er im September bei der Bundestagswahl auch ein einstimmiges Ergebnis holen müsste. Für den Fall, dass er tatsächlich mit dem Direktmandat nach Berlin ziehen dürfte, versprach er, ihm einen "Ochsenfiesel" mit auf den Weg zu geben. Dabei handelt es sich um einen Schlagstock, dessen Hiebe ziemlich schmerzhaft sind. So ein Ochsenfiesel, meinte Zierer, sei bestens dazu geeignet, den Bürokraten in Berlin Beine zu machen.

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SZ vom 19.03.2021/ilos
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